Jan Schlaudraff - das Janus-Gesicht

Von Ronald Tenbusch
Jan Schlaudraffs - immer irgendwo zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt
© Getty

Wissenswertes, Witziges und Kurioses: In der neuen Serie "10 Dinge über..." stellt SPOX die Stars der Bundesliga aus einer anderen Perspektive vor. Was sind ihre Vorlieben? Ihre Geheimnisse? Ihre Spezialtricks auf dem Platz? Diesmal mit Hannovers Schlitzohr Jan Schlaudraff.

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1. Justin Bieber - who cares?: Wovon David Alaba nur träumen kann, Jan Schlaudraff hat es geschafft. Der 96-Angreifer nahm 2007 zusammen mit seinem Lieblingssänger Reinhard Mey die Ballade "Drei Jahre und ein Tag" auf. Veröffentlich wurde das Werk auf dem namentlich wunderbar passenden Album "Bunter Hund". Kaum hörbar singt Schlaudraff in dem Lied eine Stimme des Refrains. Von einem gemeinsamen Song mit Justin Bieber ist Bayerns Alaba noch weit entfernt. Für den Fall der Fälle ist er aber schon fleißig am üben.

2. Maranello-Jan: Spätestens seit den Profi-Tagen Günther Netzers ist ein Porsche in der Fußballer-Garage nichts Besonderes mehr. Deshalb fährt Jan Schlaudraff auch Ferrari. Einen F-430 Scuderia, um es genau zu sagen. Ein Kindheits-Traum, wie Schlaudraff selbst sagt.

3. Zuffenhausen-Jan: Nur weil es nichts Besonderes mehr ist, heißt das nicht, dass Jan Schlaudraff nicht schon einmal einen Porsche besessen hätte. Es gibt da nur ein Problem: Die halten nichts aus, wenn man sie auf der A44 mal in die Leitplanke jagt. So geschehen im Februar 2007, als Kollege Marius Ebbers Schlaudraffs Porsche unter Alkoholeinfluss steuerte. Wer fährt denn da schon weiter Porsche?

4. Das JANus-Gesicht: Von einer gespaltenen Persönlichkeit zu sprechen, wäre wohl übertrieben. Fakt ist aber - vor einem Spiel weiß man nie, welchen Jan Schlaudraff es heute zu sehen gibt. Von einem Reporter auf die zwei Gesichter des Jan Schlaudraff angesprochen, sagte sein ehemaliger Aachener Mannschaftskollege Erik Meijer mal,: "Es gab stets zwei Jans, den launischen und den genialen. Er konnte mit seinem Spiel ganze Abwehrreihen auseinanderhebeln, er konnte großartige Pässe spielen oder durch Einzelaktionen wichtige Tore machen. Manchmal aber schlich er über den Platz, als interessiere ihn das alles überhaupt nicht."

5. Sammelleidenschaft: Andere sammeln Briefmarken, Anstecknadeln oder Gartenzwerge, Jan Schlaudraff sammelt Suspendierungen. Es gibt wohl kaum einen Bundesliga-Spieler, der so oft in die zweite Mannschaft degradiert wurde wie der 28-Jährige. Ob in der Jugend (C1 in die C2 von Hassia Bingen), bei Michael Frontzeck (Aachen), Ottmar Hitzfeld (München) oder Dieter Hecking und Mirko Slomka(beide Hannover 96) - Schlaudraff schlug des Öfteren über die Stränge oder musste als Sündenbock den Kopf hinhalten. Zumindest gibt es so eine Statistik, in der ihm kein anderer Stürmer das Wasser reichen kann.

6. Gerlands-Goalgetter: Wo Jan Schlaudraffs Zeit bei den Bayern schon mal angesprochen ist, kann man natürlich auch etwas weiter ausholen. Der frischgebackene Nationalspieler wechselte im Sommer 2007 von Aachen an die Säbener Straße. Dort sah er sich allerdings im Angriff einer übermächtigen Konkurrenz gegenüber - Klose, Toni, Podolski und Ribery, um nur einige Namen zu nennen. Hinzu kam ein Bandscheibenvorfall, der aus Schlaudraff bis weit in den Herbst hinein einen Reha-Patienten machte. So bestritt Schlaudraff für Bayerns Bundesliga-Team lediglich 14 Pflichtspiele. Ein einziges Tor sollte ihm in den zwölf Monaten in München gelingen, aber, wie sollte es auch anders sein, für Hermann Gerlands zweite Mannschaft natürlich.

7. Wetten dass,...: Tor-Versprechen von Stürmern gab es schon viele, aber selbst Ailton oder Mo Idrissou haben Grenzen gekannt - nicht der junge Jan Schlaudraff. Vor seiner letzten Saison in der A-Jugend-Regionalliga tönte dieser in der Kabine: "Ich schieße in jedem Spiel mindestens ein Tor." Sein damaliger Trainer hielt dagegen und es kam wie es kommen musste. Jan Schlaudraff behielt Recht und schoss in jedem Spiel mindestens ein Tor. Der Ärger seines Trainers über die verlorene Wette hielt sich mit Sicherheit in Grenzen.

8. Rey Mysterio Schlaudraff: Wir bei SPOX sind ja bekennende Anhänger des Wrestling-Sports. Viele Leute tun sich aber schwer damit, in der Öffentlichkeit zu ihrer Sympathie für das US-Showspektakel zu stehen - nicht Jan Schlaudraff. Der teilte erst kürzlich in einem Interview mit, dass seine Familie die Sendungen schon seit seiner Kindheit verfolge und es für ihn viel bessere Unterhaltung sei als zum Beispiel Boxen. Nur noch eine Frage der Zeit also, bis Schlaudraff sich nach einem Tor eine Maske über den Kopf zieht und per Salto vom Top-Row jubelt.

9. Jan vs. Cristiano: Nach einem Traumtor von Schlaudraff gegen Bremen sagte Werder-Torwart Tim Wiese einmal: ,"Wenn das Tor Absicht war, dann war es Weltklasse! Dann gehört er nach Madrid oder Barcelona!''. Das dachte sich auch der Computerspiele-Hersteller Konami und setzte Schlaudraff kurzer Hand an die Seite von Real-Star Cristiano Ronaldo auf das Cover seines Spielebestsellers "Pro Evolution Soccer 2008". Von da an sollten die Karrieren der beiden Cover-Boys aber wieder unterschiedliche Richtungen einschlagen.

10. Der Lieblingstrick: Jan Schlaudraff verfügt über eine enorm gute Ballbehandlung, dribbelt im höchsten Tempo und scheut kein Eins gegen Eins. In guter alter Straßenfußballer-Manier ist das Spiel Schlaudraffs sehr intuitiv und gerade deshalb für seine Gegenspieler schwer ausrechenbar. Ein Trick der ebenso simpel wie effektiv ist, steht ganz oben auf der Trickliste des Jan Schlaudraff - der Haken. Ob mit dem Innen- oder Außenrist, nach der Schussfinte oder aus dem Lauf, Schlaudraff beherrscht den Haken perfekt und verbindet Körpertäuschung mit Dynamik. Nicht zuletzt Werder Bremens Hintermannschaft kann ein Lied davon singen.

Jan Schlaudraff im Steckbrief