Ein Herz für die Zukunft

Von SPOX
Die Projekt-Kids überreichten den Laureus-Botschaftern ein Herz als Dankeschön
© GES Sportfoto

"Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern" - im Rahmen des Laureus Sport for Good Wochenendes stellte die Stiftung im Münchner Olympiapark stellvertretend vier ihrer zehn Projekte in Deutschland und Österreich vor, die den Leitgedanken der Organisation umsetzen und Kindern eine bessere Zukunft schenken wollen.

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"Nicht pfuschen" ruft Jens Lehmann der kleinen Emily zu, die sich mit dem Fußball mühsam aber dennoch freudestrahlend durch den Hindernisparcours im sonnendurchfluteten Münchner Olympiapark dribbelt. "Noch mal, ist ja schließlich Training", feuert der Ex-Nationalkeeper die Kleine an.

Nachdem alle Slalomhütchen umspielt sind, zieht die Gruppe zur nächsten Station weiter, wo Ballhochhalten auf dem Programm steht. "Wenn du das hundert Mal kannst, dann kommst du in die Zeitung", flachst Lehmann und sorgt so für allerhand Gekicher bei Emily und Co.

Schnell haben ihn die 20 jungen Mädchen ins Herz geschlossen, leisten Lehmanns Anweisungen mit großer Begeisterung folge und toben sich beim Laureus Sport Camp 2012 auf dem saftigen grünen Rasen mal so richtig aus. Es sind die Kinder des Laureus-Projekts "Kicking Girls", zu dessen Schirmherr Lehmann im September 2012 ernannt wurde.

Lehmann: "Die Kinder leben auf"

Ein Projekt, das sich deutschlandweit speziell an Mädchen mit Migrationshintergrund wendet, um ihre soziale Integration zu fördern und die Lebenssituation durch die Teilnahme am organisierten Fußballsport zu verbessern. "Als Kind kann man nie etwas dafür, wie es einem so geht. Man ist immer an die Umstände gebunden. Die Kinder leben auf, wenn man sich mit ihnen beschäftigt, sie lobt und ihnen zeigt, dass sie es können", sagt Lehmann, der an diesem Tag erstmals auf seine Projektteilnehmerinnen trifft.

Gerade für die Mädchen aus islamisch-gläubigen Familien ist die Teilnahme an Sportaktivitäten nicht immer ein leichtes Unterfangen, denn der Fußball ist dort nicht selten den Brüdern überlassen. "Es gibt viele Türkinnen, bei deren Eltern eine natürliche Hemmschwelle besteht, wenn sie hören, dass ihre Töchter von Männern trainiert werden. Diese Schwelle gilt es zu überwinden. Und natürlich sind dann Trainerinnen vor Ort, die es eben diesen Eltern erleichtern, ihre Töchter an eine Fußballmannschaft zu geben", sagt Lehmann.

Eine Mission, die laut Laureus-Geschäftsführerin Stefanie Möllenkamp bereits Früchte trägt. Sie berichtete im Rahmen des Laureus Sport Camps von stolzen türkischen Vätern, die ihre Töchter nach anfänglicher Skepsis schließlich frenetisch am Platz angefeuert haben. Eine Vorstellung, die auch Schirmherr Lehmann anstrebt, denn die regelmäßige sportliche Aktivität beschere den Kindern "viel Freude und Selbstvertrauen fürs Leben" - eben auch für Bereiche außerhalb des Sports.

Braxenthaler: "Sie fühlen sich zugehörig"

Nur wenige Meter neben Lehmanns Fußballerinnen tummeln sich die Golf-Kids des Laureus-Projekts "KidSwing" auf der Wiese. Gemeinsam golfen dort kranke, behinderte, verhaltensauffällige und gesunde Kinder um die Wette. Es wird geschrien, gelacht und das Zusammenspiel der so unterschiedlichen Kinder wirkt auf den ersten Blick wie selbstverständlich. Das Projekt unter der Federführung von Paralympics-Monoskifahrer Martin Braxenthaler bringt sie beim therapeutischen Golfen zusammen und gibt vielen unter ihnen die Möglichkeit, sich auch außerhalb der Physiotherapie- und Arztpraxen zu bewegen.

"Es geht dabei nicht um den Leistungsgedanken, sondern wichtig ist, dass sich die Kids in der Natur an der frischen Luft koordiniert bewegen. Dort lernen sie, mit Misserfolgen umzugehen und steigern ihr Selbstwertgefühl. Sie fühlen sich zugehörig", erklärt Schirmherr Braxenthaler. Besonders für die Rollstuhl-Kids ist das Laureus-Projekt eine willkommene Abwechslung. Im Para-Golfer, einen speziellen Golf-Rollstuhl, können sie sich auf dem Platz in eine aufrechte Position bringen und - fast wie ein gesunder Golfer - aus dem Stand heraus abschlagen.

"Gerade die Kids, die im Paragolfer sitzen, haben einen therapeutischen Nutzen, weil das Herz-Kreislauf-System und der Stoffwechsel angeregt werden", erklärt Braxenthaler, der mit Leib und Seele dabei ist: "Mir ist es sehr wichtig, dass ich die Kids kenne und dass die Kids mich kennen. Ich möchte ihre Entwicklung miterleben und man sieht, dass sie am Ende des Sommers mehr Selbstvertrauen haben, wenn sie auf dem Golfplatz waren und ein bisschen lockerer und offener sind als vorher."

Toleranz als oberstes Ziel

Offen und locker geht es auch nebenan bei den Kindern der Projekts "KICKFORMORE" zu, einer Straßenfußball-Liga für Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten. Ohne Schiedsrichter und festgelegte Regeln müssen sich die Kinder auf dem Platz arrangieren und ihre Konflikte eigenständig lösen - kein leichtes Unterfangen.

Doch tatsächlich: Es ist laut, es wird geschrien, gelacht, hier und da geneckt - aber es geht friedlich und respektvoll zu. Jungs, Mädchen, mit oder ohne Kopftuch - die Kinder scheinen das oberste Ziel des Projekts verinnerlicht zu haben: Toleranz.

"Es ist großartig, zu sehen, welchen Spaß die Kinder am Sport haben. Unser Ziel bei Laureus ist es, den Kindern über Sport Werte wie Selbstvertrauen und Teamgeist zu vermitteln und sie so auf ihrem Lebensweg zu unterstützen", sagt Laureus-Botschafterin Christa Kinshofer .

An diesem Tag scheint dieses Ziel voll aufgegangen zu sein. Dennoch bleibt in den Projektorten viel zu tun - es kommt auf die insgesamt 10 Laureus-Projekte und die 21 Botschafter noch viel Arbeit zu. Um diese auch weiter finanzieren zu können, initiierte die Stiftung noch am selben Abend eine Charity-Gala um weitere Mittel für die Sport For Good Foundation zu generieren. Die zahlreich angereisten Kinder dankten es ihnen bereits vorab und überreichten ein riesiges Lebkuchenherz mit der Aufschrift: "Die Laureus Kinder sagen Danke."

VIDEO: Wir sind Laureus - bist Du es auch?