Bischof: "Enger Kampf um Olympia-Gold"

Von Laureus.com
Laureus-Botschafter Ole Bischof holte 2008 Olympia-Gold
© Getty

Vor sei­ner Olympia-Teil­nah­me spricht Laureus-Botschafter Judoka Ole Bischof er im In­ter­view mit www.​laureus.​com von sei­nen sport­li­chen Höhe- und Tief­punk­ten, sei­nem Lau­reus En­ga­ge­ment - und seiner Rugby-Leidenschaft.

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Frage: "Warst Du auch als Ju­gend­li­cher schon immer ein be­geis­ter­ter Sport­ler?"

Ole Bi­schof: "Ja. Ich habe alle Sport­ar­ten aus­pro­biert: Schwim­men, Ten­nis, Fuß­ball."

Frage: "Warum bist Du schlie­ß­lich beim Judo ge­lan­det?"

Bi­schof: "Als ich Judo das erste Mal sah, war ich so­fort ab­so­lut fas­zi­niert. Vor allem die Ju­do­an­zü­ge und die Gür­tel fand ich toll und ziem­lich cool. Ich habe mich schon immer gerne mit mei­nen Freun­den in der Schu­le ge­rauft. Judo hat also mei­ner in­ne­ren Natur ent­spro­chen und ist zu mei­ner Haupt-Sport­art ge­wor­den."

Frage: "Wur­dest Du von Dei­ner Fa­mi­lie darin un­ter­stützt?"

Bi­schof: "Meine El­tern sind beide Sport­leh­rer und haben mich na­tür­lich darin un­ter­stützt, den rich­ti­gen Sport für mich zu fin­den. Al­ler­dings haben sie mich weder ge­drängt, noch es mir leich­ter ge­macht. Ich wurde auch nie mit dem Auto ir­gend­wo hin­ge­fah­ren, son­dern muss­te immer ra­deln."

Frage: "Gab es einen Zeit­punkt in Dei­ner Kar­rie­re als Nach­wuchs­sport­ler, an dem Du ge­dacht hast ‚Ich kann Olym­pia­sie­ger wer­den'?"

Bi­schof: "Den gab es tat­säch­lich. 1988 habe ich mir den olym­pi­schen Ju­do-Wett­kampf in Seoul an­ge­schaut. Marc Mei­ling aus Deutsch­land hat im Halb­schwer­ge­wicht die Sil­ber­me­dail­le ge­won­nen und alle um mich herum waren ab­so­lut be­geis­tert. Ich kann­te Marc von un­se­rem ge­mein­sa­men Trai­ning und war etwas ent­täuscht, dass es "nur" Sil­ber ge­wor­den ist. Da­mals frag­te ich mei­nen Vater, ob ich selbst eines Tages die Gold­me­dail­le ge­win­nen könn­te. Er klopf­te mir auf die Schul­ter und sagte: ‚Si­cher'. 20 Jahre spä­ter habe ich genau das ge­macht."

Frage: "Deine Kar­rie­re hat sich er­folg­reich ent­wi­ckelt, doch bei den Olym­pi­schen Spie­len 2004 in Athen wur­dest Du durch Flo­ri­an Wan­ner er­setzt. Warum?"

Bi­schof: "Das war eine ganz sim­ple Ent­schei­dung. Er war am­tie­ren­der Welt­meis­ter und es gab nur einen Platz im Team."

Frage: "War das ein Tief­punkt in Dei­ner Kar­rie­re?"

Bi­schof: "Nein. 2005 hatte ich eine Knie­ver­let­zung und konn­te fünf Mo­na­te lang nicht trai­nie­ren. An­ge­sichts der Schwe­re der Ver­let­zung war das noch eine kurze Aus­zeit, den­noch war es sehr hart für mich."

Frage: "Der Hö­he­punkt Dei­ner Kar­rie­re war dann Deine Gold­me­dail­le in Pe­king?"

Bi­schof: "De­fi­ni­tiv. Das war mein ab­so­lu­tes High­light. Ich habe den Mo­ment und die Sie­ger­eh­rung sehr ge­nos­sen. Die At­mo­sphä­re bei den Olym­pi­schen Spie­len ist ein­zig­ar­tig und ganz spe­zi­ell. Alle Ath­le­ten aus den ver­schie­de­nen Sport­ar­ten kom­men zu­sam­men. Ich hoffe, in Lon­don wird es den­sel­ben Spi­rit geben wie in Pe­king."

Frage: "Du bist mit Dei­nem Sieg beim Grand Slam in Paris gut in das Jahr 2012 ge­star­tet - und warst nach 15 Jah­ren der erste Deut­sche, dem das ge­lang. Wie wich­tig ist so ein Sieg im Olym­pi­schen Jahr?"

Bi­schof: "Für mich war die­ser Sieg sehr wich­tig. Nach den Olym­pi­schen Spie­len ist der Grand Slam in Paris der wich­tigs­te Wett­kampf - es ist das Wim­ble­don des Ju­do­sports. Als ers­ter Deut­scher nach 15 Jah­ren die­sen Wett­kampf zu ge­win­nen war für mich eine ganz be­son­de­re Ehre. Ich habe zudem noch das Tur­nier in Düs­sel­dorf ge­won­nen. Beide Er­fol­ge geben mir Rü­cken­wind für die Olym­pi­schen Spie­le in Lon­don."

Frage: "Du bist nun 32 Jahre alt. Hilft Dir Deine Er­fah­rung, wenn Du gegen jün­ge­re Ju­do­kas an­trittst?"

Bi­schof: "Im Ju­do­sport ge­hö­re ich damit be­reits zu den Alten, aber das muss nicht un­be­dingt ein Nach­teil sein."

Frage: "Und wie steht es mit Dei­ner Fit­ness? Wie lau­fen die Vor­be­rei­tun­gen für die Olym­pi­schen Spie­le?"

Bi­schof: "Sehr gut. Mit mei­ner Vor­be­rei­tung bin ich sehr zu­frie­den. Ich bin na­tür­lich auch etwas er­schöpft, aber von jetzt an bis zu mei­nem Wett­kampf am 31. Juli 2012 werde ich mich etwas er­ho­len und nur ein biss­chen trai­nie­ren, um mir meine Sprit­zig­keit zu er­hal­ten."

Frage: "Wer sind Deine Kon­kur­ren­ten um die Gold­me­dail­le?"

Bi­schof: "Kim Jae-Bum aus Korea und Le­an­dro Guil­hei­ro aus Bra­si­li­en. Gegen beide habe ich be­reits ge­won­nen und ver­lo­ren. Es wird also eng wer­den."

Frage: "Du wur­dest im ver­gan­ge­nen Jahr zum Lau­reus Bot­schaf­ter er­nannt. Was be­deu­tet Dir diese Er­nen­nung?"

Bi­schof: "Ich bin der Über­zeu­gung, dass er­folg­rei­che Sport­ler die Ver­ant­wor­tung haben, der Ge­sell­schaft etwas zu­rück­zu­ge­ben und so­zi­al be­nach­tei­lig­ten Kin­der und Ju­gend­li­chen zu hel­fen. Lau­reus nutzt den Sport als Mit­tel zum so­zia­len Wan­del. Ein Kon­zept, an das ich glau­be. Wir kön­nen junge Men­schen er­rei­chen, indem wir mit ihnen Fuß­ball spie­len oder ihren na­tür­li­chen Kampf­in­stinkt nut­zen. Judo ist die idea­le Sport­art, um jun­gen Men­schen den rich­ti­gen Weg zu wei­sen. Judo steht für Fair­ness und ge­gen­sei­ti­gen Re­spekt. Im Judo fol­gen wir der ja­pa­ni­schen Eti­ket­te und ver­beu­gen uns vor un­se­rem Geg­ner. Wir haben nie das Ziel, un­se­ren Geg­ner zu zer­stö­ren oder zu ver­let­zen. Das Ziel ist es, sich selbst und den Geg­ner zu einem bes­se­ren Ju­do­ka zu ma­chen. Im Judo ist au­ßer­dem Mut sehr wich­tig. Judo bringt Dir bei, Her­aus­for­de­run­gen an­zu­ge­hen und formt den Cha­rak­ter. Diese Werte sind auch au­ßer­halb des Trai­nings wich­tig."

Frage: "Liegt Dir ein Lau­reus Pro­jekt be­son­ders am Her­zen?"

Bi­schof: "Wir sind dabei, ein Ju­do-Pro­jekt in Deutsch­land auf­zu­bau­en. Ich hoffe, dass es bald ein Lau­reus Pro­jekt wird."

Frage: "Du bist ein Rug­by-Fan. Nicht ge­ra­de üb­lich in Deutsch­land...

Bi­schof: "Rugby ist lei­der in Deutsch­land nicht so stark ver­brei­tet, aber ich liebe die­sen Sport. Es ist wie Judo mit einem Ball. Ich bin ein gro­ßer Fan der neu­see­län­di­schen All Blacks und wann immer es geht, schaue ich mir die Spie­le live an. Ich war be­geis­tert, dass die All Blacks letz­ten Ok­to­ber Welt­meis­ter ge­wor­den sind."

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