Bayerns B-Promis: Wer kratzt an der Stammelf?

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber
Mit dieser Elf trat der FC Bayern im Audi-Cup-Finale 2011 gegen den FC Barcelona an
© Getty

Das 0:2 des FC Bayern München im Finale des Audi Cups gegen den FC Barcelona hat gezeigt: Von einem Stammplatz sind einige Neuzugänge der Bayern derzeit noch weit entfernt. Dennoch gab es einige Lichtblicke. Das Zeugnis für die B-Elf des FC Bayern.

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Auch ohne Lionel Messi, Xavi, Carles Puyol, Dani Alves und Alexis Sanchez war der FC Barcelona im Finale des Audi Cups eine Nummer zu groß für die zweite Garde des FC Bayern München.

In Doppeltorschütze Thiago Alcantara hat Barca einen Spieler, der sich beim Audi Cup nachhaltig als echte Alternative für die erste Elf des Champions-League-Siegers angeboten hat.

Von einem Stammplatz sind die Bayern-Spieler Nils Petersen, Takashi Usami oder David Alaba noch weit entfernt. Gegen Barca deuteten einige Ersatzspieler aber ihr Potential an.

"Die Jungs haben ihre Sache sehr gut gemacht. Man hat gesehen, dass man sie völlig sorglos einsetzen kann", sagte Bastian Schweinsteiger. Allerdings fiel manch einer durch. Das Zeugnis von Bayerns B-Elf im Finale.

Jörg Butt

Der 37-Jährige hatte Probleme bei einem harten Aufsetzer von David Villa, strahlte aber die sonst übliche Ruhe aus. War bei beiden Toren machtlos. Im Notfall - bei einer Verletzung oder Sperre von Manuel Neuer - ist auf Bayerns Nummer zwei Verlass.

Jerome Boateng

Bayerns neuer Innenverteidiger hat noch Trainingsrückstand. Spielte gegen Barca erstmals für die Münchner von Beginn an und hinterließ einen ordentlichen Eindruck.

Boateng gewann knapp 70 Prozent seiner Zweikämpfe, förderte die Kommunikation mit Nebenmann Holger Badstuber und kommt damit der Anforderung von Trainer Jupp Heynckes, der aus Boateng einen Führungsspieler formen will, nahe.

"Ich brauche noch einige Trainingseinheiten und vor allem Spiele. Insgesamt bin ich ganz zufrieden", sagte der 20-Jährige. Zum Saisonstart dürften aber Badstuber und Daniel van Buyten den Vorzug bekommen.

Insgesamt war Heynckes mit seiner Abwehr zufrieden: "Barca ist eine Klasse für sich. Aber wir haben über weite Strecken gut gestanden und wenige Chancen zugelassen."

Diego Contento

Als Ersatz von Kapitän Philipp Lahm beackerte Contento die linke Abwehrseite und wahlweise Pedro, David Villa oder später Ibrahim Affelay. Er ging kompromisslos in die Zweikämpfe und war vor allem in der ersten Halbzeit im direkten Duell kaum zu bezwingen. 77 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind ein starker Wert.

Allerdings machte Contento vor dem 0:1 gleich zwei Fehler. Erst hob er das Abseits auf und war dann im Kopfballduell gegen Thiago chancenlos. Zudem war Contento angesichts der Überlegenheit der Katalanen gezwungen, auf Flankenläufe zu verzichten. Der 21-Jährige hat gegen Lahm keine Chance, stellte aber seine Qualitäten als Backup dar.

Danijel Pranjic

Der Kroate wird es auch in seiner dritten Saison in München schwer haben. Pranjic ging in der ersten halben Stunde im gemäßigten Barca-Wirbel unter. Die schnelle Passfolge und das Positionsspiel der Spanier machten ihm schwer zu schaffen.

Pranjic konnte oft Barcas nächsten Schritt nicht antizipieren, lief so permanent hinterher. Als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff war Pranjic auch bei eigenem Ballbesitz nicht effektiv genug.

Luiz Gustavo

Im Vergleich mit Pranjic auf der Doppelsechs deutlich präsenter in punkto Körpersprache, Ballkontakten und Zweikämpfen. Gustavo haute sich richtig rein und war in Halbzeit der einzige Defensivspieler der Bayern, der Barcelonas Angreifern Paroli bieten konnte.

65 Prozent seiner Zweikämpfe gewann Gustavo - beachtlich, wenn die Gegenspieler Iniesta, Thiago oder Keita heißen. Im Spiel nach vorne ließ aber mit zunehmender Spieldauer die Konzentration nach.

Gegen Ende hin häuften sich Gustavos Fehlpässe. Im Duell mit Anatolij Tymoschtschuk um den Platz neben Schweinsteiger liegt der Brasilianer knapp zurück, gibt aber nicht auf: "Ich bin bei Bayern, um zu spielen. Es war schwer gegen Barcelona, die haben das beste Mittelfeld der Welt. Aber es war ok."

David Alaba

Musste auf der für ihn ungewohnten Zehner-Position ran - ein zudem gegen Barca undankbarer Job, weil man viel Defensivarbeit verrichten muss. Alaba konnte sich dennoch bei den Kontern der Bayern in Szene setzen, mal als Antreiber mit kurzen Sprints, mal als Ballverteiler.

Der Österreicher hatte die größte Chance der Münchner, als er nach einem Usami-Pass alleine auf Victor Valdes zulief, dann aber relativ kläglich am Barca-Keeper scheiterte. Positiv: Alaba ging auf seine Mitspieler häufiger mit Worten und Gesten ein.

Heynckes hält viel vom Rückkehrer aus Hoffenheim, weil er variabel einsetzbar ist. Allerdings hat Alaba als linker Verteidiger, im linken Mittefeld, auf der Doppelsechs oder auf der Zehn große Konkurrenz. Er muss sich erst einmal hinten anstellen.

Takashi Usami

Der Japan-Import war gegen Barca 25 Minuten lang unsichtbar, zeigte dann aber bis zur Pause, welch hochwertige technische Anlagen er hat und bereitete drei Torschüsse der Bayern vor.

In der zweiten Halbzeit tauchte Usami aber wieder ab. Sobald sich der 19-Jährige an das Niveau in der Bundesliga gewöhnt hat und körperlich zulegt, kann er für die Bayern schon bald ein ganz wertvoller Spieler werden.

Ivica Olic

Dem Kroaten wurde gegen Barca eine große Ehre zuteil: er durfte den FC Bayern als Kapitän auf den Platz führen. Die achtmonatige Verletzungspause merkt man Olic aber noch an. Spritzigkeit und Ausdauer lassen zu wünschen übrig.

Olic kam in knapp 65 Minuten auf der linken Seite nur auf 25 Ballkontakte und war nur an einem Torschuss beteiligt. Bisweilen wirkte er wie ein Fremdkörper. Doch Olic wird verbissen um den Anschluss kämpfen, um sich dauerhaft als Alternative für Franck Ribery anzubieten. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

Nils Petersen

Der Neuzugang aus Cottbus hatte anfangs zu viel Respekt vor dem Gegner.Petersen versprangen auch einfache Bälle bei der Annahme, zudem ließ er sich in den Zweikämpfen mitunter naiv abkochen. Dennoch blitzte sein Können zwei, drei Mal auf.

Eine Flanke von links nahm er mit dem Rücken zum Tor mit der Brust an und zog volley in der Drehung ab. Kurz vor der Pause hechtete er waghalsig in eine Flanke von links, konnte den Ball aber nicht kontrollieren.

Petersen gab in seinem 60-Minuten-Einsatz die Hälfte aller Torschüsse der Münchner ab (4 von 8). Der 20-Jährige hat Zug zum Tor und ist körperlich robust. Derzeit allerdings (noch) ohne Chance gegen Mario Gomez.

Der Audi Cup 2011 im Überblick

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