Der Porno-König liebt Poker

Von Jens Mogensen / ACE Pokermagazin
Hustler-Gründer Larry Flynt macht Millionen mit Erotik
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Larry Flynt, ungekrönter Porno-König der USA, ist verliebt. Verliebt in das Spiel. Verliebt in Poker. Er spielt es seit seiner Kindheit - und seit Ende der 70er Jahre um richtig viel Geld. Denn Flynt liebt ein gutes Pokerspiel. Egal um welchen Preis. Poker-Legende und Lieblingsgegner Stu Ungar bezichtigte ihn sogar einmal des Mordversuchs.

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Dabei ist Larry Flynt eigentlich ein konstant verlierender Pokerspieler. Und der Besitzer des Hustler-Konzerns wurde von vielen Poker-Profis erheblich erleichtert. Mehrere hunderttausend Dollar verliert er - pro Monat. Wenn er selber spielt.

Dafür revanchiert er sich mit dem Norweger Thor Hansen. Der ist ein guter Freund. Und er hat ausgestattet mit dem Hustler-Spielgeld in Flynts Auftrag Millionen gewonnen.

300.000 Dollar Verlust im Monat

Doch sobald der Porno-König Zeit hat, spielt er selbst. Und wenn er spielt, dann gilt er als Wal. Was es im Pokerjargon bedeutet, ein Wal zu sein? Hier ein Beispiel.

Im Jahr 2004 brachte "pokerpages.com" eine Reportage über ein typisches Larry-Flynt-Spiel in Gardena, Kalifornien - dort, wo sein Hustler-Casino steht.

Es war ein "$2.000-$4.000 Seven-Card Stud Game" mit einem Ante von 500 Dollar. Die Spieler neben Flynt: Chip Reese, Phil Ivey, David Oppenheim, Frank Thompson und Danny Robison. Ein durchschnittlicher Pot belief sich auf um die $40.000.

Das Spiel verlief schnell und aggressiv. Nichts für den langsamen Wal Flynt. Ein Dealer erzählte, dass der Porno-König im Monat rund $300.000 verliert. Und das, obwohl er eigentlich ein ausgezeichneter Seven-Card-Spieler ist. Sein Problem: Er spielt nur gegen die absolut besten Spieler der Welt. Und in deren Gesellschaft ist er unweigerlich der Wal, was besonders dann zum Ausdruck kommt, wenn er eine Pause braucht. Die Pause bedeutet nämlich, dass das Spiel einfach angehalten wird.

Die übrigen Spieler schlendern ein bisschen umher. Sie spielen nicht mit, um untereinander ihre Kräfte zu messen, und das geben sie sogar zu. Sie sind nur dabei, um einen angemessenen Bissen vom Vermögen des Wals zu ergattern. Wenn Larry Flynt wieder an den Tisch kommt, tauchen die anderen Spieler wie durch einen Zauberspruch wieder auf. Und der ganze Zirkus beginnt von neuem. Heißt: Er wird ausgenommen.

Gute Unterhaltung ist teuer

Larry Flynt ist ein Mann der wenigen Worte. "Er ist einer der besten Kartenspieler der Welt", sagte Flynt vor vielen Jahren in einem Interview über Gus Hansen - einen der Profis, an den er am meisten Geld verloren hat. Mehr nicht. Und trotzdem grinst der alte Mann jedes Mal, wenn Hansen mit frecher Miene den nächsten Bluff vorzeigt.

Es ist offensichtlich gute Unterhaltung für Flynt, der in einem $80.000 Rollstuhl sitzt. Ein Rollstuhl, an den er seit 1978 gefesselt ist. Damals, als ein Heckenschütze versuchte, ihn zu erschießen. Flynt überlebte, ist seitdem aber von der Hüfte abwärts gelähmt.

"Geld ist nicht wichtig"

Doch warum spielt Flynt fast ausschließlich gegen Gegner, die er nicht besiegen kann? Aus Liebe für das Pokerspiel und wegen des Drangs, mit den Besten zu spielen. So einfach erklärt Flynt in einem Interview mit dem Magazin "First Poker" die Gründe, die ihn an den Pokertisch treiben.

"Geld ist für mich nicht wichtig. Ich will lieber mit guten Pokerspielern spielen und sie besiegen. Das Ziel ist es zu gewinnen - keiner spielt, um zu verlieren. Mir würde es aber keinen Spaß machen, gegen reine Amateure anzutreten. Auch nicht, wenn ich sie besiegen könnte", sagt Flynt. Und dass er große Schläge vertragen kann, hat er bewiesen.

Wutausbruch am Pokertisch

Schließlich war er der Angeklagte im wohl größten Gerichtsverfahren der USA, saß mehrere Jahre im Gefängnis - und obwohl man in den USA viel dafür tat, gelang es nie, das Hustler-Magazin zu verbieten. Und gerade in dieser Zeit war Poker wichtig.

Denn es waren die Pokertische, an denen Flynt seine Batterien für die nächste große Schlacht auflud. Er hat mit allen großen Namen am Tisch gesessen. Selbstverständlich. Denn ein reicher Wal muss nicht nach einem teuren Spiel suchen. Die Haie werden ihn schon finden.

Gefunden hat ihn auch Poker-Legende Stu "The Kid" Ungar. Von dem Flynt übrigens meint, dass er ihn als einzigen Profi gut im Griff hatte.

"Stu hatte ein fürchterliches Temperament, und es war mir immer ein Leichtes, ihn zu irritieren", so der 66-Jährige. Und weiter: "Ich erinnere mich an ein Spiel, in dem ich eine Straight bekam und Stu mit Drillingen der Angeschmierte war. Er setzte, ich erhöhte und er callte. Stu sah meine Karten, schrie: 'Fuck this' und schmiss den Tisch um."

Mordversuch, Drogen, Tod

Einmal wollte Ungar seinem Gegner sogar einen Mordversuch anhängen.

Hintergrund: Bis Mitte der 90er Jahre lebte Flynt mit immensen Schmerzen. Eine Folge der Kugeln, die der Heckenschütze 1978 abfeuerte. Die Schmerzen hatten ihn von einem narkotischen Drink, bekannt als Brompton-Cocktail, abhängig gemacht. Der Cocktail besteht aus 60 Prozent Morphium, 30 Prozent Alkohol und 10 Prozent Kokain. Und für Larry war es wegen seiner Schmerzen legal, den Drink zu sich zu nehmen.

Eines Tages wollte auch Stu Ungar einen solchen Cocktail. Und bekam ihn. Er ging auf die Toilette, um ihn zu trinken. Als er nicht zurückkam, wurden zwei Personen rausgeschickt, um zu sehen, was passiert war. "Sie fanden ihn auf dem Boden. Völlig besinnungslos. Als er wieder zu sich kam, beschuldigte er mich des Mordversuches", erzählt Flynt.

Ungar starb 1998 an einem Herzleiden - einer Folge seines langjährigen Drogenmissbrauchs. Flynt ist heute clean. Mitte der 90er Jahre wurde er operiert - und der Eingriff befreite ihn von den Schmerzen. Sein persönliches Entziehungsprogramm.

Flynt: "Weil ich Poker liebe"

Nur Spielen tut er noch immer. Für ihn ist es normal, dass er im Hustler-Casino gegen die besten Pokerspieler der Welt antritt. Und fast schon typisch ist es, dass er auch dadurch das Hustler-Casino zu einem Riesenerfolg gemacht hat.

"Wir verdienen mehr Geld mit dem Casino, als wir uns jemals erträumt hatten", so Flynt, dessen Casino früher das heruntergekommene "El Dorado"-Casino war, bevor er den Namen in Hustler änderte und 30 Millionen investierte.

Ein Radiosender fragte ihn einmal, warum er ausgerechnet ein völlig ruiniertes Etablissement gekauft habe. Die Antwort ist einfach: "Weil ich Poker liebe", so Flynt.