Vom Spieler zum Star

Von Philipp Saedler
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© Philipp Saedler

München - Mittlerweile ist es zur echten Tradition geworden: Wenn die ESL und das Intel Friday Night Game in die Stadt kommen, treffen sich Fans, Spieler und Journalisten, um zusammen ihrem Hobby nachzugehen. Dem eSport. 

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Was ist eSport überhaupt? Der Wegweiser zum elektronischen Sport und seinen Ligen.

Für einen Spieler ist ein solcher Abend eine große Herausforderung. Hier hat er nicht seine gewohnte Umgebung um sich, hier befindet er sich plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. Wenn er die Arena betritt, ist er nicht mehr einfacher Schüler, Student oder Angestellter.

Hier ist er ein Star. Besucher und Redakteure erkennen ihn, seine Fans kommen nicht nur aus der Veranstalter-Stadt selbst, sondern aus der gesamten Region.

Und alles nur, um ihn am Computer spielen zu sehen. Besonders bei den Autogrammstunden oder den TV-Auftritten auf der Bühne wird den Spielern ihre Rolle als Star bewusst. Ein Insider berichtet.

Autogrammstunden und Presserummel

Womit du als Spieler in solchen Situationen umgehen musst, können sich Außenstehende nur schwer vorstellen. Bis zu 2.000 Besucher kennen dich, viele davon werden dich ansprechen, verlangen Tipps und Tricks oder wollen einfach nur Autogramme.

Manche werden aber auch laut, denn sie sind in irgendetwas anderer Meinung oder mögen ganz einfach dein Spiel nicht. Und dazu kommt noch die Presse.

Besonders die Online-Redakteure der diversen auf eSport spezialisierten Seiten, die um Statements zum Spiel oder längere Interviews bitten. Da reicht die für die konventionelle Presse übliche "Wer-bin-ich- und-was-mach-ich-hier"-Erklärung nicht aus.

Hier musst du dich für Niederlagen und schlechte Leistungen rechtfertigen. Schon eine falsch verstandene Äußerung in einem Internet-Forum kann dir zum Verhängnis werden - und die Journalisten nageln dich fest.

Oft schickst du deshalb nur noch deinen Teammanager vor, damit du alle Konzentration dem bevorstehenden Spiel widmen kannst. Denn nur darauf kommt es an.

Das Problem mit dem ersten Mal

Für einen unerfahrenen Spieler können der öffentliche Druck und die Erwartungshaltung der Fans sogar härter werden, als das Spiel selbst. Besonders beim ersten Mal.

Lars Gerrit "Protois" Reichelt hat dies am eigenen Leib erfahren. Bei den ESL Pro Series Finals VII spielte er erstmals live vor großem Publikum um die Meisterschaft. Der Druck war groß - und Reichelt scheiterte. Schüchtern war er und konnte sein Potential nicht abrufen.

Der Grund: Während der Saison spielte er die Partien in gewohnter Umgebung am heimischen Rechner - mit Fans und Gegnern lediglich durch das Internet verbunden. Ein krasser Unterschied zum Live-Event vor tausenden Fans.

Es hat lange gedauert, doch mittlerweile hat sich auch Reichelt an die Show gewöhnt und zeigt auch vor Publikum, dass er zu den stärksten Spielern in Deutschland zählt.

Sprechchöre für den Lokalmatador

Und hat man sich als Spieler erst einmal an seinen Prominenten-Status in der Szene gewöhnt, dann macht das die Begegnungen vor Publikum zu einem einzigartigen Erlebnis.

Spieler wie Arnt-Peter Schuldt, im Spiel Counter-Strike als "night" für Team Competo unterwegs, werden nicht nur bei Events in ihrer Heimatstadt von den Fans als echte Helden gefeiert. In Hamburg wird "night" sogar regelmäßig mit „Arnie! Arnie!" Sprechchören empfangen. Spätestens hier werden aus den Klischee-behafteten Spielern Sport-Stars.

Paradiesvogel im Tagesgeschäft

Und wie bei anderen Sportarten üblich, gehört auch im eSport das Spiel mit dem Publikum dazu. Wer zur Elite gehören will, muss auch die Fans begeistern. Paradiesvogel David "CHEF-KOCH" Nagel vom Team Alternate aTTaX ist ein Paradebeispiel.

Er ist nicht nur der Leitwolf in seinem Team, der auch unerfahrene Spieler an die Hand nimmt und sie motiviert. Er ist auch jemand, der auf der Bühne zu gefallen weiß.

Immer wieder bringt er mit seinen Sprüchen zu Gegner, gespielter Map oder einfach seinen individuellen Floskeln das Publikum zum Lachen.

Und nicht nur für ihn gehört die Fan-Arbeit neben dem Aufwand für Training, Spiele oder Sponsoren-Termine zum Tagesgeschäft einens professionellen eSportlers. Schließlich geht es immer auch ums Geld - und so ist eine Veranstaltung wie das Intel Friday Night Game nicht immer ein spielerisches Zuckerschlecken.

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