"Beim Turnier eskaliert im Körper einfach alles"

Von Daniel Herzog
Benedikt Saltzer spielt für den VfL Wolfsburg FIFA
© STARK eSports GmbH
Cookie-Einstellungen

SPOX: Wolfsburg hat das Potenzial bereits erkannt und ein eigenes Team gegründet: Wissen Mario Gomez und Co. eigentlich, dass es Sie gibt?

Saltzer: Die wissen schon, wer ich bin, letztes Jahr haben wir zum Start von FIFA 17 auch ein eigenes Event veranstaltet. Der ein oder andere Spieler kommt auf mich zu und fragt nach Tipps. Dadurch habe ich ein paar Freunde gewinnen können. Wir schreiben zwar nicht täglich bei WhatsApp, aber halten regelmäßig ein Pläuschchen.

SPOX: Wer ist der beste FIFA-Zocker?

Saltzer: Robin Knoche ist der beste Spieler, aber gleich danach kommen Paul Seguin und Yannick Gerhardt.

SPOX: Wolfsburg und Schalke sind die einzigen Bundesliga-Vereine mit professionellen eSport-Teams. Gibt es da einen Austausch?

Saltzer: Im Management bestimmt. Wir Spieler sind untereinander sowieso alle freundlich gesinnt, da gibt es keine Anfeindungen. Die deutsche eSport-Szene hält gut zusammen.

SPOX: Andere Teams aus der Bundesliga, unter anderem auch der FC Bayern, haben ebenfalls großes Interesse am virtuellen Spiel und den Einstieg ins eSport-Geschäft zumindest schon mal geprüft.

Saltzer: Ich bin aber davon überzeugt, dass zur neuen Saison und mit dem Release von FIFA 18 neue Vereine einsteigen werden. Die meisten haben erstmal von der Ferne das Treiben von Wolfsburg und Schalke beobachtet. Egal, ob großer Verein oder Medien, langfristig kommt keiner am Thema eSport vorbei und FIFA passt perfekt zur Bundesliga. Mein Traum wäre es, dass jeder Verein seine eSportler hat und wir vor dem echten Bundesliga-Spiel das virtuelle austragen.

SPOX: Müssen Sie als Mitarbeiter vom VfL Wolfsburg auch immer mit den Wölfen spielen?

Saltzer: Das ist unterschiedlich. Es gibt Formate, bei denen es egal ist, ob ich Unterhaching, Wolfsburg oder Real nehme, weil alle Spieler die gleiche Stärke haben. Aber es gibt auch Turniere wie den FIFA Interactive World Cup, bei denen wir unser eigenes Team erstellen. Dann habe ich aber Wolfsburg-Trikot, Wolfsburg-Banner, Wappen...

SPOX: Kann man von der Realität eigentlich große Rückschlüsse auf das Spiel ziehen?

Saltzer: Mittlerweile ist alles so gut programmiert, dass die Bewegungen von Ronaldo zum Beispiel einfach unglaublich real sind. Wir FIFA-Spieler reagieren darauf: Hat Ronaldo den Ball auf dem linken Fuß, drehe ich lieber ab um mit seinem starken rechten Fuß zu schießen.

SPOX: Sie selbst spielen in der Verbandsliga. Merkt man eigentlich einen Unterschied zu Spielern, die noch nie gegen einen Ball getreten haben?

Saltzer: Gerade anfangs ist es auf jeden Fall ein Vorteil, weil man einfach ein taktisches Grundverständnis mitbringt. Aber im Laufe der Zeit können Leute, die noch nie auf dem Platz standen, das taktische Verständnis durch FIFA lernen. Der Vorteil dürfte nach drei bis fünf Monaten Training weg sein.

SPOX: Einige Fußballer sind sehr abergläubisch und betreten zum Beispiel das Spielfeld immer zuerst mit dem rechten Fuß. Gibt es auch bei eSportlern solche Marotten?

Saltzer: Definitiv. Einige wollen nur mit einem bestimmten Trikot spielen, andere sind davon überzeugt, dass sie zuerst mit den Einstellungen fertig sein müssen, bevor sie der andere macht. Ich habe nur mein kleines Ritual: Ich gehe kurz vor dem Spiel in mich und spreche mir selbst Mut zu.

SPOX: Von einer Gewohnheit müssen Sie sich demnächst zwangsläufig verabschieden. Am 29. September kommt FIFA 18 heraus. Wie lange braucht man, um wieder auf dem alten Niveau zu sein?

SPOX: Wir sind in der aktuellen Version einfach so tief drin, dass wir fast von Null anfangen müssen. Die Bewegungsabläufe verändern sich, das Passsystem verändert sich, das Schusssystem verändert sich, alle Standardsituationen werden neu. Wenn ein neues FIFA herauskommt, können mich auch meine Freunde schlagen. Wir müssen uns bis zu sieben Wochen einschließen und sieben bis acht Stunden am Tag spielen, dann sind wir wieder auf dem alten Level.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema