yAwS: "eSport in seiner Gänze"

Von Christian Kresse
Marc "yAwS" Förster ist einer der besten Warcraft-3-Spieler Deutschlands
© fragster

Marc "yAws" Förster ist einer der Protagonisten der im Januar gestarteten eSport-Dokumentarserie Bubble Universe. Die Serie stellt zahlreiche Aspekte des eSports vor und geht dabei auch unter anderem auf das Umfeld und den Alltag der Spieler ein. Im SPOX-Interview spricht der eSportler über seine Erfahrungen rund um den Dreh.

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SPOX: Marc, Du warst in der zweiten Staffel der Bubble-Universe-Reihe einer der Protagonisten. Wie kam der Kontakt zu den Machern Moritz Schmall und Thomas Wüstemann zustande?

Förster: Der Kontakt kam über die Electronic Sports League (ESL) zustande. Anschließend folgte ein kleines Casting über das Telefon, bei dem ich die Macher zum ersten Mal kennenlernen durfte. Es folgte noch ein wenig E-Mail-Verkehr und wir fingen an zu drehen.

SPOX: Wie sah dieses Casting aus?

Förster: Wir unterhielten uns kurz über mein Leben und meine Person und anschließend stellte man mir schon das Konzept für die zweite Staffel vor und was mich erwarten würde, wenn ich genommen werden sollte.

SPOX: Gab es während der Kontaktaufnahme einen Moment, an dem du gedacht hast: "Ich bin mir nicht sicher, ob ich das machen soll"?

Förster: Kurz nach dem Telefonat habe ich mir die erste Staffel angesehen und war direkt hin und weg von der Art und Weise, wie sie das Ganze produzieren und am Ende aussehen lassen. Von daher gab es für mich niemals einen Zweifel daran, ob ich es machen soll oder nicht. Ich habe einfach gehofft, dass sie mich nehmen.

SPOX: Am Ende warst du dann auch der Glückliche. Wie darf man sich den weiteren Ablauf und den Drehprozess vorstellen?

Förster: Es ging alles ziemlich fix. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich, kurz nachdem ich die Zusage bekommen hatte, die Jungs schon bei mir zu Hause auf der Matte standen und wir direkt drei bis vier Stunden gedreht haben. Die Jungs waren alle gut drauf. Es stimmte alles von Anfang an und von daher ging das Ganze auch relativ locker und einfach von der Hand.

SPOX: Thomas Wüstemann meinte, dass er vor Drehbeginn nur ein vages Bild des typischen eSportlers hatte, sich dieses während des Drehs und der Recherche jedoch weiterentwickelt hätte. Wie hat sich dein Bild von eSportlern im Laufe der Sendung gewandelt?

Förster: Das Bild des typischen eSportlers sieht für die meisten Leute wohl wie folgt aus: Ein junger Kerl, meist im Alter von 14-20 Jahren mit leicht unreiner Haut, wenigen sozialen Kontakten, sowie einem Alltag, der hauptsächlich daraus besteht, dass er sich vor einem flackernden Bildschirm in völliger Dunkelheit wiederfindet und das am besten noch in einem Keller ohne Fenster. Das Bild eines eSportlers ist für mich ein völlig anderes. Ich sehe einfach zwei Menschen, die sich mit Hilfe eines Computerspiels messen. Allerdings hatte auch ich eine vorgefestigte Meinung über die Szene und die Leute, die sich in ihr befinden und so habe ich mich vor allem sehr über Sebastian "JahFish" Clave und die Automaten gefreut, die in einigen Folgen zu sehen sind.

SPOX: Inwiefern wurde der Dreh durch die "Unwissenheit" des Regisseurs beeinflusst?

Förster: Thomas war von Anfang an offen für alles und wollte den eSport in seiner vollen Gänze zeigen und ich denke, dass er genau dies am Ende geschafft hat.

SPOX: Also glaubst du die Serie trägt zur Aufklärung über eSport respektive Computerspiele bei?

Förster: Ich denke schon, dass die Serie auch für Leute außerhalb des eSports verständlich ist und einen guten Überblick darüber schafft, was sich hinter dem Wort verbirgt.

SPOX: Du nimmst in der Serie neben deiner Spielerrolle auch die Rolle eines Repräsentanten einer noch jungen Kultur ein und erhältst dadurch eine gewisse Verantwortung. Was ist das für ein Gefühl?

Förster: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir nicht gefällt. Ich bin mir der Verantwortung bewusst und habe schon bevor es zu dieser Dokumentation kam, immer versucht eine Lanze für den eSport zu brechen und zu versuchen es verschiedenen Leuten auf unterschiedliche Art und Weise näher zu bringen. Jetzt bleibt mir nur zu hoffen, dass ich das auch geschafft habe.

SPOX: Die Dreharbeiten fanden im Sommer letzten Jahres statt. Veröffentlicht wird die Serie seit Anfang 2010. Hattest du bereits vorher einen Einblick auf das Endprodukt oder wartest du nun wie die Community immer wieder auf die neueste Episode?

Förster: Wenn mich nicht alles täuscht, hatte ich meine DVD mit der aktuellen, sowie der ersten Staffel, Ende Januar im Briefkasten. Es kann aber auch Dezember gewesen sein. Allerdings muss ich zugeben, dass sich die DVD nur meine Familie angesehen hat und ich selbst auf den Release gewartet habe, um es so zu sehen, wie jeder andere auch.

SPOX: Du sprichst deine Familie an. Auch deine Eltern, sowie dein Bruder, füllen einen wesentlichen Teil des Bubble Universe aus. Wie war die Resonanz ihrerseits?

Förster: Die Resonanz von meiner Familie und auch von meinen Freunden war einfach super. Alle haben sich gefreut und spätestens jetzt wären gerne mehr Leute mal durch das Bild gehüpft  . Ansonsten muss ich sagen, dass ich mich sehr über die ganze positive Resonanz freue und es bemerkenswert finde, wie gut Bubble Universe aufgenommen wird.

SPOX: Deine Eltern machen einen sehr aufgeschlossenen Eindruck. Deine Mutter musste jedoch zugeben, dass sie nicht allzu viel Ahnung von Computern & Co. hat. Ist sie die perfekte Testperson was die Aufklärungsarbeit der Serie angeht?

Förster: Meine Mutter weiß zwar was ich so treibe und hat auch eine ungefähre Ahnung von dem, was los ist, allerdings hat sie mich zum Beispiel noch nie bei einem Turnier oder auf der Bühne vor mehreren hundert Leuten erlebt. Aber um auf die Frage zurück zu kommen: Ich denke schon, dass sie die perfekte Testperson abgibt und ihr Urteil über die Serie war überaus gut und sie fand es sehr interessant und eventuell auf der ein oder anderen Seite auch beruhigend, dass so genannte Killerspiele eben keine Killer aus jungen Leuten machen, die Amok laufen, sondern die sich auf LAN-Partys oder Offline-Turnieren messen.

SPOX: Gab es auch kritische Stimmen?

Förster: Ein typisches Frauenproblem war die einzige kritische Stimme, die aufkam. Sie lautete: "Ohje, guck mal wie ich aussehe!"

SPOX: Von Jeanine 'Playmate' Brand  ?

Förster: Nein, von meiner Mutter.

SPOX: Gab es im Nachhinein Momente oder Aussagen wo du denkst: "Da hätte ich lieber anders antworten sollen"?

Förster: Das einzige was ich in Zukunft ändern sollte, ist die Kritik am Fahrstil meiner Mutter. Aber auch nur solange ich den Lappen selbst noch nicht habe. Ansonsten hat man mich und mein loses Mundwerk so erlebt, wie ich bin und von daher kommt so eine Überlegung für mich nicht in Frage.

SPOX: Ein zentrales Thema in Bubble Universe ist die Frage, ob eSport ‚echter' Sport ist. Alle Protagonisten bejahen diese Fragestellung. Wie wir eben festgestellt haben, ist deine Mutter eine ideale Testperson: Wie würde sie sich zu diesem Thema äußern?

Förster: Ich denke sie würde das Ganze ein wenig belächeln aber auch mit ‚Ja' antworten. Es ist schwer für jemanden nach zu vollziehen, worauf es bei den Spielen wirklich ankommt. Gerade wenn es in die Tiefe geht, wenn es um gezieltes Training und darum geht, seine Emotionen aus dem Spiel zu lassen, um seine beste Leistung bringen zu können. All das versteht man erst wenn man selbst in den Schuhen eines eSportlers oder erfolgreichen Sportlers steckt. Es wäre eventuell interessant "echte" Sportler zu befragen, um ihnen genau diese Frage zu stellen.

SPOX: Kommen wir zum Abschluss noch einmal auf dich als Warcraft 3 Spieler zu sprechen: Wird dieses Jahr, angesichts der wachsenden Bedeutung von Starcraft 2, das letzte in deiner eSport-Profikarriere sein?

Förster: Ja, 2010 wird auf jeden Fall das letzte Jahr meiner Spielerkarriere im eSport sein. Eventuell bleibe ich dem eSport ja noch in irgendeiner Form erhalten. Wer weiß das schon. Aber ohne Warcraft wird wohl auch bald meine Person weniger gefragt sein. Es bleibt also abzuwarten .

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