69ers|PsYcHo: "Habe aus Fehlern gelernt"

Von Christian Kresse
Christian Lenz - zusammen mit einigen Spielerinnen seines Frauen-Teams
© Frankfurt 69ers

Christian "PsYcHo" Lenz ist Mitglied des Managements der Frankfurt 69ers (69ers). Im SPOX-Interview spricht er über seine Aufgaben und das bisherige Abschneiden seiner Teams. Außerdem erklärt er, warum bei den 69ers kein Hochmut aufkommt und warum er in der Vergangenheit zu Recht für seine Fehler bestraft wurde.

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SPOX: Das Counter-Strike-Team der 69ers ist mit zwei Siegen in die Saison gestartet, musste dann jedoch auch zwei Niederlagen hinnehmen. Wie verlief der Saisonstart aus Deiner Sicht?

Lenz: Als wir vor der Saison die Möglichkeit bekommen haben, das Team von Chris Sidny "sh4dow" Burghardt in Verbindung mit Dennis "seezung" Seesing zu holen, waren wir lange am überlegen, ob das überhaupt Sinn macht. Letztlich haben uns die Trainingseinheiten überzeugt und gerade nach der überragenden Vorbereitung mit dem TBH-Cup und tollen KODE5-Partien stehen wir zu dem Schritt. Dass wir mit zwei Siegen gegen selbst ernannte Finals-Kandidaten starten würden, haben wir nicht erwartet, eher natürlich ein Sieg gegen Alternative. Die Niederlage gegen TBH ist nicht schlimm. Wir hatten phasenweise zwar Pech, aber TBH ist auch einfach richtig gut aufgestellt diese Saison. Das Team bekommt von uns alle Zeit der Welt und am Saisonziel, die Relegation zu vermeiden, hat sich nichts geändert. Unsere zweite Lineup-Möglichkeit ist im Großen und Ganzen zu hoorai gewechselt und kann dort bisher nicht wirklich überzeugen, wodurch wir uns in unserer Entscheidung bestätigt fühlen.

SPOX: Auch n!faculty hat in der letzten Woche eine Entscheidung getroffen. Man hat Altmeister Franz "gore" Burghardt durch Jerome "shiddy" Toth ersetzt. Was denkst Du über den Wechsel?

Lenz: Laut meinen Quellen geht n!faculty davon aus, dass das Lineup mit shiddy stärker ist als mit gore. gore selber ist zwar ein guter Spieler, aber seine Zeit ist einfach vorbei. Er hat schon bei mousesports Sachen verbockt, die letztlich zur Trennung führten. Für n!faculty ist das definitiv ein Qualitätsgewinn und sie werden dadurch noch stärker.

SPOX: Du hast die Leistung von hoorai angesprochen. Ist ein Team, das nachweislich jede Motivation verloren hat und nicht trainiert, der ESL Pro Series überhaupt würdig?

Lenz: Wir haben schon zu Zeiten bei den a-Losers - als viele der heutigen hoorai-Akteure bei uns gespielt haben - immer nur von der Einzelklasse der Spieler gelebt. Training, Respekt und einen wirklichen Zusammenhalt gab es da schon lange nicht mehr bei uns. Das ist jetzt Gott sei Dank nicht mehr der Fall, da sich unser Team hervorragend versteht und wirklich gut arbeitet. Bei hoorai scheint es ähnlich zu sein wie bei uns früher. Man hat immerhin richtig reagiert und mit Hannes "Hanso" Dunkel und Thomas "uLTi" Teissl zwei erfahrene Leute geholt, die das Team noch auf die Relegation bringen werden. Mehr trainieren werden die Jungs rund um Burak "coLLy" Dogramaci aber deswegen auch nicht. Schade, dass es trotzdem locker auf der Relegation gegen schwache EAS-Teams reichen wird. Das war letzte Saison schon bei uns der Fall, als wir ohne ein einziges Training snook und dangerous Regeneration auseinander genommen haben.

SPOX: Apropos auseinander genommen: Dieses Kunststück ist dem 69ers FIFA-Team gegen dzs geglückt (11:1). Auch gegen S.A. eSport und sogar gegen den Traditionsclan mTw gab es jeweils drei Punkte. Man kann von einem geglückten Saisonstart sprechen. Sind die Finals das erklärte Saisonziel?

Lenz: Nein, wir sind da sehr realistisch. Durch den neuen Modus ist die EPS sehr interessant und ausgeglichen geworden. Für uns gilt es auch hier, die Klasse zu halten und uns gegen große Namen bestmöglich zu verkaufen. Mit Dogan "Ron1" Gercek haben wir einen Frankfurter Bub, der sich hervorragend um das Team und die organisatorischen Abläufe kümmert. Dass wir solche Ergebnisse leisten können, war uns zwar bewusst, aber damit gerechnet haben wir nicht wirklich, da zum Beispiel mTw in FIFA auch eine Klasse für sich ist.

SPOX: Ihr befindet Euch zur Zeit auf Platz Zwei - direkt hinter dem souverän auftretenden SK Gaming. Marschiert SK diese Saison durch?

Lenz: SK Gaming ist und bleibt die absolute Übermacht in FIFA. Nicht nur ich bewundere die konstanten Leistungen der "FIFA-Twins" und Joshua "Krone" Begehrs, sondern unser ganzes Team und viele junge eSportler. Was die Schellhase Brüder für den eSport leisten, ist einzigartig. Mit Competo und hoorai sind zwar noch zwei weitere sehr gute Teams im Rennen, aber am Ende gewinnt SK immer zu recht.

SPOX: Kommen wir vom Fußball zum Strategie-Bereich. Werdet Ihr Euch in Starcraft 2 betätigen, das dem Platzhirsch Warcraft 3 langsam aber sicher den Rang abläuft?

Lenz: Ja, wir werden in sehr naher Zukunft im Starcraft-2-Bereich tätig werden. Die Verhandlungen sind schon abgeschlossen und unser Konzept steht. (Anm. d. Red.: Frankfurt 69ers hat mittlerweile ein Starcraft-2-Team verpflichtet)

SPOX: Wie groß ist Dein Einfluss auf die Spieler- und Teampolitik?

Lenz: Sehr groß. Ich bin für die Zusammenstellung der Teams verantwortlich und bin bis auf FIFA, CS:S und in kürze Starcraft 2 auch der Team-Manager der Teams. Gerade im CS-Bereich werde ich täglich von Alexander "shur1k" Werner und sh4dow zur Seite gezogen und bin auch regelmäßig beim Training dabei. Mit den Mädels bin ich auf jedem Event anzutreffen und auch dort versuche ich so gut es geht, die Geschicke und Abläufe zu leiten. Ich muss aber auch sagen, dass ich das letzte Mal zu ID Gaming-Zeiten mit Christoph "chrizzo" Krämer und Co. soviel Spaß an einer aktiven Zusammenarbeit hatte wie jetzt. Wenn es bei FIFA oder CS:S brennt, bin ich aber natürlich auch zur Stelle. Außerdem unterstützen mich Christian "CatsCrash" Kanzewitsch, Daniel "da1" Finkler, Artur "ArChY" Seifert und Ron1.

SPOX: Nun hast Du in der Vergangenheit nicht immer für positive Schlagzeilen gesorgt. Unbezahlte Gehälter und die Nichteinhaltung von Zusagen werden Dir vorgeworfen. Wie sehr hat sich der Christian Lenz der 69ers geändert?

Lenz: Was damals bei ID Gaming alles schief gelaufen ist, tut mir Leid für alle, die darunter leiden mussten. Ich hab mich damals auch von vielen Leuten blenden lassen und habe zu recht meine Strafe dafür bekommen. Der negative Ruf klebt logischerweise auch heute noch an mir wie ein Kaugummi an einem Schuh. Trotzdem hab ich mit dem Kapitel ID Gaming abgeschlossen und auch aus meinen Fehlern gelernt. Ohne die Unterstützung von manchen Leuten wäre das aber nicht möglich gewesen. Bei den 69ers hingegen hab ich ganz andere Aufgaben als damals und die strategischen Fäden halten andere Leute in den Händen. Ein zweites ID Gaming wird es nicht mehr geben. Zumindest nicht bei uns.

Der dritte EPS-Spieltag im Rückblick