"Es fehlt an Akzeptanz der Älteren"

SID
Das Team Bavarian Heaven stimmt sich auf sein Spiel in München ein
© turtle entertainment

Hubert "Saleman" Sallerstorfner ist Team-Manager des Clans Team Bavarian Heaven (TBH). Mit seinen 39 Jahren zählt er zu den routiniertesten Managern der Szene. Nach dem Intel Friday Night Game in München sprach er über Spielerwechsel, Probleme im eSport, den Kampf um Akzeptanz und die Suche nach Sponsoren.

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SPOX: Nach der verkorksten Saison zum Abschluss ein Sieg. Was sagst Du dazu?

Hubert "Saleman" Sallerstorfner: Die Jungs haben fleißig trainiert, und schon aus diesem Grund haben sie den Sieg verdient. Außerdem ist München für uns immer ein Heimspiel und da freut es mich besonders, wenn wir gewinnen können.

SPOX: Dabei gab es auch ein Wiedersehen mit einigen Spielern, die Du früher unter Vertrag hattest. Ludwig "brundle" Arnold und Gerhard "gerdi" Grimm spielten jetzt ausgerechnet in München mit mTw gegen Euch. Wie war das für Dich?

Sallerstorfner: Man will jedes Spiel gewinnen. Egal, wer beim Gegner spielt.

SPOX: Kein komisches Gefühl?

Sallerstorfner: Eigentlich gar nicht. Wir mussten uns damals so entscheiden und haben uns in Freundschaft getrennt. Die Zeit mit den Jungs war schön, aber man muss einen Strich drunter ziehen, die Sache abhaken und nach vorne schauen. Das haben wir gemacht.

SPOX: Aber wenigstens das Heimspiel in München hat doch Emotionen ausgelöst, oder?

Sallerstorfner: Und wie. Es ist unbeschreiblich, in die Halle zu kommen und zu wissen, und vor allem zu hören, dass viele der Zuschauer Fan von dem sind, was wir aufgebaut haben.

SPOX: Die lokale Verankerung ist für Euch also extrem wichtig...

Sallerstorfner: Es gehört für mich sogar zur Basis von TBH. Wir waren das erste Team in der EPS, das darauf gebaut hat. Jetzt versuchen einige andere Clans nachzuziehen. Das zeigt mir, dass wir damals nicht ganz falsch gelegen haben.

SPOX: Eine Entscheidung, die Du als Manager mitbestimmt hast. Warum haben andere Teams diesen Trend - sagen wir salopp - verschlafen?

Sallerstorfner: Die Szene ist noch nicht so weit, wie die Meisten glauben. Ich habe mal ein Interview gelesen, in dem derjenige sagte, dass die Clans bisher von Leuten geleitet werden, die ihr ganzes Herzblut einbringen, jedoch von Vermarktung, Marketing, PR usw. kaum Ahnung haben. Jetzt sind einige Leute in der Szene, die eben diese Bereiche gelernt haben und genau wissen, worauf es ankommt. Wenn man die beiden Sachen jetzt noch vereinen könnte, dann wäre es perfekt.

SPOX: Und außerhalb der Szene: Welche Probleme hat der eSport da?

Sallerstorfner: Es fehlt an Akzeptanz von Seiten meiner Generation - oder vielleicht sogar noch einer vor mir. Viele ältere Leute haben ein Problem damit, sich mit einem Medium zu befassen, bei dem man davon ausgehen muss, dass ein Jugendlicher mehr versteht als man selbst. Keiner will das gerne zugeben - und da ist es einfacher zu sagen: "Interessiert mich nicht", "Brauchen wir nicht" oder "Ist eh alles schlecht".

SPOX: Ist das nicht schade?

Sallerstorfner: Sehr schade, weil es beiden Generationen viel mehr helfen würde, gemeinsam und offensiv an die Sache heranzugehen. Ich denke, die eSport-Szene hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt und hat es verdient, offen und fair behandelt zu werden. Schließlich wollen wir keinem etwas Böses, sondern einfach nur unser Hobby so professionell wie möglich ausüben.

SPOX: Wie kommt es eigentlich, dass Du als Teil dieser von Dir kritisierten älteren Generation locker mit dem Thema umgehen kannst?

Sallerstorfner: Bei mir liegt das am Job. Ich habe viel mit Computern und dem Internet zu tun, deshalb interessiere ich mich auch privat für diese Richtung. Außerdem spiele ich selbst auch ganz gerne. Da liegt es einfach nahe, dass es zum Hobby wird.

SPOX: Von "ganz gerne spielen" bis zum eSport ist es aber noch ein weiter Weg. Was genau hat Dich gefesselt? Warum bist Du heute Manager eines Clans?

Sallerstorfner: Gute Frage. Mir macht es einfach Spaß, mit den Jungs zusammenzuarbeiten und gemeinsam etwas zu erreichen. Es ist immer wieder unglaublich, was man erreichen kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Es ist einfach schön zu sehen, mit welcher Begeisterung jeder bei der Sache ist und versucht, sein Bestes zu geben, um als Ganzes wieder einen Schritt nach vorne zu machen.

SPOX: Um Euch weiterzuentwickeln, braucht Ihr aber nicht nur engagierte Helfer, sondern vor allem auch Geld. Besonders, wenn man gute Spieler einstellen und an die Spitze kommen will. Kannst Du kurz skizzieren, wie das mit den Sponsoren abläuft?

Sallerstorfner: Das unterscheidet sich von Fall zu Fall. Aber natürlich gibt es eine Standardprozedur, bei der man einfach Firmen anschreibt und versucht, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Manchmal geht es aber auch ganz schnell: Man plant zum Beispiel gerade eine Aktion mit einem Partner und stellt fest, dass eine dritte Firma gut dazu passen würde. Das Wichtigste ist, sich vernünftig im Markt zu platzieren und ständig an sich zu arbeiten, um für Firmen attraktiver zu werden.

SPOX: Und warum sollte sich eine Firma ausgerechnet für eSport interessieren?

Sallerstorfner: Der Sport ist eine junge und aufstrebende Szene, deren Kaufkraft man nicht unterschätzen sollte.

SPOX: Dennoch kommen die meisten Sponsoren aktuell noch aus der Computerbranche...

Sallerstorfner: Stimmt. Aber ich hoffe, dass sich bald auch zunehmend andere Firmen mit dem eSport befassen und erkennen, dass es auch für sie ein sehr interessantes Feld sein kann. Ich sage es gerne so: In den 50er oder 60er Jahren gab es keinen 15-Jährigen, der nicht Fußball gespielt hat. Heute gibt es keinen 15-Jähren, der nicht am Computer spielt. Es liegt an uns, das ganze gut und seriös zu verkaufen und etwas daraus zu machen.

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