Nagel: "Freue mich, wenn Zuschauer ausrasten!"

Von Johannes Kallenbach
David "Chef-Koch" Nagel spielte 2008 noch für das Team Alternate
© turtle entertainment

David "Chef-Koch" Nagel ist einer der bekanntesten eSportler Deutschlands. Beim Intel Friday Night Game in München holte er mit dem Team Bavarian Heaven (TBH) den fünften Sieg im 15. Spiel. Eine Enttäuschende Saison - denn für das Finale im Dezember hat sich TBH nicht qualifiziert. Im Interview spricht Nagel über die verkorkste Saison, begeisterte Fans, den eSport der Zukunft und seinen Status als Publikumsliebling.

Cookie-Einstellungen

SPOX: Herzlichen Glückwunsch zum Sieg, David. Bist Du zufrieden?

David "Chef-Koch" Nagel: Ja. Wir sind gut ins Spiel gekommen und haben gleich die Pistolenrunde gewonnen. Das ist für uns immer sehr wichtig ist, um die Nervosität abzubauen. Nach der ersten Halbzeit als Terror lagen wir dann mit 8:7 in Führung, später ging es also nur noch darum, das Spiel nach Hause zu bringen.

SPOX: Man hat während des Spiels gemerkt, dass Ihr Euch sehr von den Zuschauern habt mitreißen lassen und im Gegenzug versucht habt, die Zuschauer auf Eure Seite zu ziehen. Wie wichtig war es für Euch, dass die Unterstützung hier so groß war?

Nagel: Ich freue mich, wenn die Zuschauer ausrasten! Wir hatten in München ein Heimspiel und es ist ein schönes Gefühl, mit einem sechsten Mann zu spielen. Auf der anderen Seite ist es gut zu wissen, dass die Leute mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.

SPOX: Diese Einstellung machte Dich zum Publikumsliebling. Wie gehst Du damit um?

Nagel: Locker. Ich mache mir keinen großen Kopf darüber, ob ich jetzt beliebt bin oder nicht. Es macht mir einfach Spaß, wenn Fans nach einem Foto fragen oder ein Autogramm wollen. Dann weißt du, dass du jemandem Freude gemacht hast. Aber ganz ehrlich:  Wenn mich keiner beachten würde, würde mich das auch nicht stören.

SPOX: Ehrlich? Schließlich bist Du schon einige Jahre dabei...

Nagel: Zugegeben, die IFNGs sind die schönsten Spieltage überhaupt. Man ist in der Stadt, trifft die Fans - nur so ist man wirklich ein Spieler zum Anfassen. Ich hätte am liebsten 15 IFNGs pro Saison. Jedes Wochenende vor Zuschauern spielen - das wäre das Schönste. Außerdem wären das Top-Bedingungen: immer im LAN und unter gleichen Bedingungen.

SPOX: Sollte der eSport in Zukunft diesen Weg gehen? Mehr Offline-Events?

Nagel: Ja, das wäre richtig. Aber das ist natürlich mit Kosten verbunden. Die größten Events sind ja bereits offline. Online qualifiziert man sich da höchstens noch. Aber jedes Saisonspiel irgendwo im LAN auszutragen, ist natürlich schwierig. Denn das kostet Geld und viele Teams sind finanziell nicht gefestigt. Da sind wir in Deutschland noch nicht so weit.

SPOX: Beim letzten großen Offline-Event der Saison, den EPS-Finals in Köln, werdet Ihr nicht dabei sein. Auch sonst stehen danach vorerst keine großen Turniere auf dem Terminplan. Wie nutzt Ihr als Team Bavarian Heaven die spielfreie Zeit?

Nagel: Erst einmal müssen wir natürlich klären, wer wechselt und wie es in der nächsten Saison weitergeht. Wir müssen die Pause aber auch dafür nutzten, um uns besser einzuspielen.  In dieser Saison waren wir das nicht und deshalb haben wir die Finals verpasst. Wir sind einfach zu langsam ins Rollen gekommen...

SPOX: Lass uns kurz konkret auf die Saison zurückblicken. Was war am Ende ausschlaggebend dafür, dass Ihr nicht auf  die Finals kommt?

Nagel: Es war sehr schwierig, nach meiner einmonatigen Pause mit einem guten Gefühl in die Saison hineinzukommen. Und wenn man dann auch gleich noch das erste Spiel verliert, traut sich das Team immer weniger. Wir mussten also erst ein Selbstvertrauen aufbauen. Leider haben wir nie auch nur drei Spiele hintereinander gewonnen. Hätten wir drei Spiele hintereinander gewonnen, dann wären wir da gewesen, wo wir hätten sein wollen. Das Selbstvertrauen spielt eben eine sehr große Rolle im eSport - wie überall sonst.

SPOX: Und wie werdet ihr einen solchen Fehlstart in der kommenden Saison vermeiden?

Nagel: Hart trainieren. Wir werden zum Beispiel die Extra-Zeit nutzen - und vielleicht auf ein paar LAN-Partys fahren. Wann hat man sonst schon die Möglichkeit dazu, mit den Kumpels einfach so zu zocken? Wenn man die EPS spielt, ist man zu kaputt.

SPOX: Zu kaputt?

Nagel: Man muss eben auf einiges verzichten, wenn man im eSport etwas erreichen will. Wie bei jedem Hobby. Tagsüber geht man einem ganz normalen Leben nach - geht arbeiten und ähnliches. Doch jeder weiß ganz genau: Um sieben beginnt das Team-Training. Und vorher will man sich auch noch privat Gedanken über die Taktik machen. Oder man spielt für sich selber, pusht seine Skills. Für jeden eSportler sollte es das  Ziel sein, besser zu werden. Als Einzelspieler und im Team. Das fordert.

SPOX: Viel Aufwand. Was macht dennoch die Faszination eSport für Dich aus?

Nagel: Warum ich in meinem Alter noch beim eSport bin?

SPOX:So könnte man auch fragen, ja.

Nagel: Ich möchte nette Leute kennenlernen. Und im eSport trifft man eben besonders viele davon. Wenn man erfolgreich spielt, dann reist man dabei obendrein auch noch um die Welt. Das kann man zwar auch als Privatperson, aber dann bekommt man das nicht bezahlt.  Außerdem ist es einfach schön, mit einem Ziel auf die Events zu fahren und sich mit anderen zu messen. Einfach eine gute Zeit zu haben, mit dem Team, mit den Freunden.

So lief das Intel Friday Night Game in München