Lernen vom großen FCB

Von Christian Kresse / n!faculty
Das Counterstrike-Team von n!faculty während eines Spiels
© Getty

eSport ist ein Phänomen. Ein Phänomen, das vor zirka zehn Jahren seinen Anfang nahm und sich mittlerweile zu einer regelrechten Jugendkultur entwickelt hat. Einer Bewegung mit bis zu 1,5 Millionen Anhängern allein in Deutschland. Aber was ist eSport genau und welche Dimensionen nimmt er an? Diese und weitere Fragen beantworten SPOX und der erfolgreiche Clan n!faculty in einer neuen Artikel-Reihe.

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Am Anfang steht der Begriff. Was bedeutet das überhaupt, eSport? Ganz einfach: Allgemein versteht man unter eSport das wettbewerbsorientierte Computer- und Videospielen. Der Begriff setzt sich aus "electronic" und "Sport" zusammen. Elektronischer Sport also.

Und genau wie bei den klassischen Sportarten (etwa Fußball, Tennis, Basketball) treten die Akteure auch beim eSport einzeln oder in Teams gegeneinander an.

Nur was für den Fußballer und den Tennisspieler Ball oder Schläger sind, sind für den eSportler eben meist Maus und Tastatur - oder die Spielekonsole.

Online-Wettkämpfe der Clans

Der eigentliche Wettkampf findet dann in der virtuellen Welt eines Computerspiels statt. Die Kontrahenten können dabei an verschiedenen Orten über das Internet verbunden sein, oder sich im so genannten Local Area Network (LAN) unmittelbar gegenüber sitzen.

Die Organisationsstrukturen des eSports gleichen im Wesentlichen denen des klassischen Sports. Es gibt verschiedene Disziplinen (hier unterschiedliche Spiele), die in eigenen Ligen, Turnieren, Landes-, Europa- und sogar Weltmeisterschaften gespielt werden. Daneben sind die Spieler in Klubs, den sogenannten Clans, organisiert. Um den eSport zu verstehen, hilft es, die Strukturen der klassischen Sportwelt als Vergleich heranzuziehen.

Millionen eSportler in Deutschland

Die Zahl der eSportler ist in den vergangenen Jahren rapide gestiegen. Die Electronic Sports League (ESL), Deutschlands größte Liga für Computerspiele, hatte im Juni 2009 zirka 2,1 Millionen Mitglieder. Der Deutsche eSport-Bund (ESB), der den Sport gegenüber Politik und Öffentlichkeit repräsentiert, spricht von 1,5 Millionen aktiven eSportlern.

Damit übertrifft man zum Beispiel bereits den Deutschen Tennisbund (DTB), der zurzeit eine Mitgliederanzahl von 1.586.633 aufweisen kann. Und beim eSport sind die Gelegenheitsspieler, die so genannten Casual Gamer, noch nicht eingerechnet.

Aber auch die Anzahl von organisierten Vereinen wächst stetig. So geht man davon aus, dass es deutschlandweit zirka 40.000 dieser Clans gibt. Zum Vergleich erneut der Deutsche Tennisbund: Dieser hat aktuell 9802 eingetragene Vereine (Stand: Juli 2009).

Mehr als eine halbe Million Euro Preisgeld

Mit der enormen Anzahl an aktiven Spielern und eSport-Interessierten sind im Laufe der Jahre viele Ligen und Turniere entstanden. Einige davon locken die Spieler mit hohen Preisgeldern. Alleine die ESL schüttet pro Jahr etwa 200.000 Euro an die Spieler aus.

Rechnet man weitere Turniere und Meisterschaften wie die World Cyber Games (die Weltmeisterschaften des eSports) oder die Netzstatt Gaming League (NGL) dazu, so überschreiten die Preisgelder leicht die Marke von einer halben Million Euro pro Jahr.

Professionelle Strukturen

Neben den einzelnen Spielern stehen besonders die Clans im Mittelpunkt des eSport-Geschehens. Unter Namen wie n!faculty, mousesports oder Team Bavarian Heaven schicken die Vereine ihre Teams meist gleich in mehreren Disziplinen rund um den Globus, um an Wettbewerben teilzunehmen.

Mit bis zu sechsstelligen Jahresbudgets und immer professioneller werdenden Strukturen versucht man, sowohl spielerisch als auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Lernen von der Bundesliga

Dabei werden bei der Organisation auch Vorbilder des klassischen Sports adaptiert. Der erfolgreiche Kölner eSport-Klub n!faculty besteht zum Beispiel aus einem mehrere hundert Mitglieder starken eingetragenen Verein und  einer Management GmbH, die die Spitzen-eSportler betreut. Eine Struktur, auf die auch viele Bundesliga-Vereine zurückgreifen.

So besteht auch der  FC Bayern München aus einer Aktiengesellschaft und einem eingetragenen Verein und trennt damit unterschiedliche Arbeitsbereiche, um einen strukturierten und professionellen Ablauf innerhalb des Klubs zu gewährleisten.

Wirtschaftliches Potential

Durch die zunehmende Größe und  Professionalisierung sind zwischenzeitlich auch Wirtschaftsunternehmen auf den eSport aufmerksam geworden.

Neben vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen aus dem IT-Bereich, sind als Sponsoren auch globale IT-Unternehmen wie Intel, AMD oder Dell tätig.

Aber auch Unternehmen aus den klassischen und Sportindustrien finden immer mehr gefallen am eSport. Unter den Vorreitern befinden sich beispielsweise Adidas, Reebok, Nokia und Volkswagen.

Wie geht es weiter?

Im nächsten Teil der SPOX-eSport-Reihe gehr es um die Entstehung des eSports.