"Unseriös und unsportlich"

Von SPOX
Auf einem Intel Friday Night Game in Berlin: Christian "todi" Hackmann von TBH
© Turtle Entertainment

Am 14. Februar startet die ESL Pro Series in ihre 14. Saison. Mit dabei ist auch das Team Bavarian Heaven. In Counter Strike qualifizierte sich das Team im letzten Jahr für das Finale - kam aber nicht über einen vierten Platz hinaus. Jetzt wollen die Bayern erneut angreifen und sich unter den Top 3 etablieren.

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"Wir wollen natürlich wieder die Finals zu erreichen", sagt Christian "todi" Hackmann im Interview mit SPOX. "Und diesmal ohne Ausrutscher wie gegen hoorai, gamed und mTw. Im kommenden Jahr wollen wir uns unter den Top 3 in Deutschland etablieren."

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Außerdem verrät der Team-Captain, was sich im Training der Bayern verändern soll und welchen Anteil die Fans am Erfolg seines Teams haben. Und: Er kritisiert einen Gegner.

SPOX: Neues Jahr, neue EPS-Saison. Trotzdem wollen wir noch einmal auf die Finals zurückblicken. Ihr hattet Zeit zum Nachdenken. Was sagst Du rückblickend zu Eurem Abschneiden in Köln?

Christian "todi" Hackmann: Das liegt natürlich weit unter unseren Erwartungen, besonders da die Vorbereitung sehr gut lief. Wir sind mit einem verdammt guten Gefühl nach Köln gefahren - und dann hat es nur für den vierten Platz gereicht. Dementsprechend groß ist die Enttäuschung. Besonders da wir in beiden Spielen in Führung gegangen waren.

SPOX: Nach dem Spiel gegen Mousesports hatte man Euch deshalb unterstellt, dass Ihr zu unflexibel agiert hättet. Müsst Ihr Euch diesen Fehler eingestehen?

Hackmann: Ja. Leider wurde uns das Spiel des Gegners aufgezwungen. Als ich mir später die Wiederholung angesehen habe, konnte ich direkt sehen, dass wir nicht agiert, sondern nur reagiert haben. Mousesports musste sein Spiel kaum umstellen. Im Gegenteil: Wir haben in ihre Karten gespielt. Wir waren zu hektisch und teilweise zu unkonzentriert.

SPOX: Hektik und Unkonzentriertheit. Lag das vielleicht auch an mangelnder Erfahrung?

Hackmann: Für unsere Spieler Nils "bara" Waldowski und Kai "blizker" Lüneburg waren es in der Tat die ersten Finals. Aber auf der anderen Seite hat Roman "roman" Ausserdorfer zum Beispiel schon einige Finals gewonnen. Auch Hannes "hanso" Dunkel und ich waren schon auf etlichen Events. Trotzdem: Damit uns das nicht noch einmal passiert, werden wir einen neuen Arbeits-/Zeitaufwand einführen. Das sind wir unserem Management schuldig.

SPOX: Was genau werdet Ihr jetzt in Angriff nehmen?

Hackmann: Natürlich werden zuerst die beiden Final-Matches noch einmal analysiert. Im kleineren Kreis werden wir uns wohl die Demos anschauen und sehen, wo, wann und weshalb welche Taktik nicht aufging. Das ist ein notwendiger Schritt, um sich zu verbessern.

SPOX: Was noch? Werdet ihr das Training umstellen? Neue Taktiken einführen?

Hackmann: Um erfolgreich zu sein, ist das ein Muss. Auf den Finals konnte man sehen, dass uns trotz der vielen Trainingssitzungen und Theoriestunden einige Szenarien ganz einfach unbekannt waren.

SPOX: Zum Beispiel?

Hackmann: Ein ganz banales Beispiel ist eine Aktion gegen Mousesports auf der Map "Dust2". Da spielen wir eine "mitte-lastige" Taktik. Sprich: Ein Spieler am B, zwei Mitte und zwei A-Lang. Wir spielen diese Taktik seit mindestens einem Monat und das eigentlich mit großem Erfolg. Doch dann kam Mousesports. In der gesamten Zeit davor war kein Gegner einfach kurz durchgeschlichen. Mousesports hat das aber durchgezogen und unser Unwissen prompt ausgenutzt. Ohne jede Gegenwehr konnten sie einen A-Lang-Spieler von uns aus dem Spiel nehmen. Solche Aktionen führen wir auf zu wenig Training zurück. Und um dem vorzubeugen, wird in Zukunft noch mehr trainiert werden.

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SPOX: Sind zusätzlich auch Veränderungen am Lineup geplant?

Hackmann: Eigentlich nicht. Denn um Erfolg zu haben, spielt Kontinuität eine große Rolle. Alle erfolgreichen Teams haben mindestens zehn bis zwölf Monate gebraucht, um ihr volles Potential abzurufen. Diese Zeit sollte und würde man uns auch geben.

SPOX: Aber...

Hackmann: ...schon vor den Finals kam ein großer, renommierter, deutscher Clan auf einen unserer Spieler zu und wollte ihn abwerben.

SPOX: Kannst Du uns verraten, um welchen Clan und welchen Spieler es sich handelt?

Hackmann: Dazu möchte ich nichts sagen. Denn so etwas kurz vor den Finals anzukurbeln, ist in höchstem Maße unseriös und unsportlich. Zumal dieser Spieler noch einen laufenden Vertrag mit uns hat. Solche Aktionen fressen sich in die Köpfe und stören die Vorbereitung. Und wenn ein Clan so etwas abzieht, dann kann man davon ausgehen, dass sie den betroffenen Spieler die nächsten Wochen mit allen Mitteln weiter bearbeiten, ihm Flausen in den Kopf setzen und ihm alle möglichen Versprechungen und Hoffnungen machen. Inwiefern er sich davon beeinflussen lässt, kann man noch nicht sagen. Doch es wäre sehr schade, wenn Arbeits- und Zeitaufwand der letzten sechs Monate den Bach runter gehen würden.

SPOX: Ungeachtet dessen: Was sind Eure Ziele für die kommende Saison?

Hackmann: Wir wollen natürlich wieder die Finals zu erreichen. Und diesmal ohne Ausrutscher wie gegen hoorai, gamed und mTw. Jetzt wollen wir uns unter den Top 3 in Deutschland etablieren und werden alles daran setzen, dieses Ziel zu erreichen!

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SPOX: Eure Fans zählen schon jetzt zu den Top 3. Habt Ihr einen besonderen Draht zu Euren Anhängern - oder wie kommt diese Begeisterung zustande?

Hackmann: Was unsere Fans anstellen, ist wirklich phänomenal! Zu den meisten pflegen wir einen sehr guten Kontakt. Auf Events verbringen wir viel Zeit mit ihnen und haben immer Spaß zusammen. Außerdem stehen sie uns immer zur Seite und pushen einen hoch - auch wenn es mal nicht so gut läuft. Das ist eine wichtige Konstante bei TBH-eSports.

SPOX: Wie stark spürt Ihr den Einfluss der Fans? Helfen Euch die Anfeuerungsrufe, auch wenn Ihr sie während der Spiele wegen der Kopfhörer meist nicht hören könnt?

Hackmann (lacht): Naja, diese angeblich schalldichten Kopfhörer auf den ESL-Events sind so eine Sache. Ob die vielleicht doch nicht so dicht sind oder ob unsere Fans einfach zu laut sind, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall kann man unsere Leute jederzeit hören! Das hilft uns ungemein und pusht uns nicht selten zu Höchstleistungen.

SPOX: Auf den Finals hat allerdings auch das nicht gereicht...

Hackmann: Das Abschneiden auf den Finals ist aber keinesfalls auf mangelnden Support der Fans zurückzuführen. Das was einzig und allein unser Verschulden. Wir wurden tatkräftig unterstützt - wofür ich mich hier auch noch einmal bedanken möchte.

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