WCG 2008: sLiVr will unter die Top 3

Von Interview: Jan-Hendrik Böhmer
Niklas "sLiVr" Timmermann will bei den World Cyber Games 2008 den NfS-Titel
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Niklas "sLiVr" Timmermann wurde bei den World Cyber Games 2004 Weltmeister im Action-Rennspiel Need for Speed (NfS). Doch auf den Erfolg in San Francisco folgten ein vierter Platz 2005 und zwei enttäuschende Turniere in den letzten beiden Jahren.

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2008 will er wieder angreifen. "Ich würde mich gerne unter den Top 3 sehen", sagt der 20-Jährige im Interview mit SPOX. Vor seinem ersten Spiel am Freitag schildert er seine Eindrücke von den Finals, spricht über seine Zukunftspläne und hartes Training.

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SPOX: Hallo Niklas, was sind Deine ersten Eindrücke von den World Cyber Games 2008?

Niklas "sLiVr" Timmermann: Die Location erinnert mich an die "Pan European Championships", was bei mir sehr positiv ankommt. Auch die Eröffnung war trotz kleiner Fehler besser als die Jahre zuvor. Nicht so gut gefällt mir dagegen die Unterkunft.

SPOX: Warum?

Timmermann: Ich konnte mich noch nie mit Jugendherbergen anfreunden. Besonders dann nicht, wenn es um Zimmer mit vier oder mehr Betten geht.

SPOX: Verständlich. Doch was hältst Du von der Veranstaltung generell?

Timmermann: Die World Cyber Games sind nicht nur die größte eSport-Veranstaltung der Welt, sondern heben sich im Vergleich zu anderen Events auch in weiteren Aspekten deutlich aus der Masse hervor. Der größte Unterschied besteht zum Beispiel darin, dass hier die Kommunikation der Spieler verschiedener Nationen im Vordergrund steht. Es ist ein großes Meeting der weltbesten Spieler. Da gerät das Spielen selbst schnell mal in den Hintergrund.

SPOX: Können die World Cyber Games vielleicht gerade deshalb dazu beitragen, den eSport populär zu machen, und der Öffentlichkeit die Professionalität im eSport verdeutlichen?

Timmermann: Die WCG sind allein durch ihre Größe schon förderlich für den eSport. Für einen Zuwachs der nationalen Förderung sind aber vor allem Spieler-Persönlichkeiten wie die Schellhase-Zwillinge verantwortlich. Nur die können durch ihr Auftreten in der Öffentlichkeit für die nötige Aufmerksamkeit und ein steigendes Interesse sorgen.

SPOX: Trotz dieser Auftritte sehen viele allgemeine Sportfans im eSport weiterhin keine Sportart, hinter der großer Aufwand und Training stecken.

Timmermann: Natürlich erscheint es auf den ersten Blick für Außenstehende etwas komisch, wenn jemand vom Training am PC spricht. Doch im Prinzip ist eSport ein Denksport wie etwa Schach. Und da ist es für die meisten Menschen schließlich auch ganz normal, dass die besten Sportler viel spielen und sich Strategien zurechtzulegen.

SPOX: Konkret: Wie trainierst Du in der Vorbereitung auf ein solches Turnier?

Timmermann: Ich versuche vor einem Turnier meine Linie und auch mein Setup auf den Strecken zu optimieren, was schon mal vier Stunden pro Tag kosten kann. Daneben ist aber natürlich auch die körperliche Vorbereitung wichtig, um sich durch geistige und körperliche Frische einen Vorteil gegenüber seinen Gegnern zu verschaffen.

SPOX: Und wie sieht Dein Trainingsalltag generell aus?

Timmermann: Bei Need for Speed versucht man erst seine Streckenkenntnisse und damit die eigene Ideallinie zu optimieren, um danach das Fahrzeugsetup zu verbessern. Dies geschieht nach dem klassischem "Trial and Error"-Verfahren, bei dem man teilweise stundenlang rumprobiert, bevor man wieder eine Kleinigkeit findet.

SPOX: Du hast nun schon einige NfS-Teile gespielt: Wie sehr unterscheidet sich das Training von Spiel zu Spiel? Musst Du Dich auf viele Neuerungen einstellen?

Timmermann: Der Wechsel der NfS-Version hat eigentlich nur geringe Auswirkungen auf mein Training, da sich die Teile vom Fahrverhalten doch sehr ähneln. Wichtig ist, dass man ein Setup-Grundgerüst findet, welches von Teil zu Teil völlig verschieden sein kann.

SPOX: Dennoch sah es in den letzten beiden Jahren für Dich nicht so rosig aus, weil Du mit dem Spiel nicht so gut zurechtgekommen bist? Was sind Deine Ziele für 2008?

Timmermann: Die letzten zwei Jahre waren wirklich nicht besonders schön, da ich sowohl mit Zeit- als auch mit Motivationsproblemen zu kämpfen hatte und weil mir die NfS-Versionen tatsächlich nicht ganz so gut lagen. Dieses Jahr habe ich mich aber wieder optimal vorbereitet und würde mich doch gerne unter den Top 3 sehen.

SPOX: Das wären dann bis zu 10.000 US-Dollar. Schon im WCG-Trainingslager hast Du gesagt: Lieber Geld mit eSport verdienen, als bei Aldi an der Kasse sitzen. Kannst Du Dir vorstellen, dauerhaft vom eSport zu leben?

Timmermann: Leider sind die Gehälter zu gering und die Preisgelder zu unregelmäßig, als dass man in Deutschland davon leben könnte. In meiner Disziplin muss man schon "on Top" sein, damit man wirklich Geld verdienen kann. Außerdem ist es wichtig, viel in der Presse zu sein, da den großen Clans die PR wichtig ist.

SPOX: Und ein Umzug nach Asien, um dort professionell zu spielen?

Timmermann: Leider sind Rennspiele dort nicht besonders populär. Außerdem ist meine eSport-Karriere ohnehin befristet. Bis wann, das entscheidet dabei sowohl meine spielerische Leistung, als auch mein Studium, das natürlich Vorrang hat.

SPOX: Ohnehin ist NfS nicht gerade eine der populärsten eSport-Disziplinen...

Timmermann: Leider. Das Spiel krankt an einer zu kleinen Szene. Von anderen eSportlern werden wir deshalb gerne mal als Randdisziplin abgetan. In Wirklichkeit ist Need for Speed aber für den deutschen eSport sehr wichtig, da wir in der Öffentlichkeitsarbeit neben FIFA eine Hauptrolle einnehmen. Schließlich ist es wesentlich einfacher, ein Sportspiel zu erklären und zu verkaufen als Counterstrike an den Mann zu bringen.

SPOX: Trotzdem ziehen vor allem die CS-, WC3-Spieler beispielsweise mit den IFNGs durch Deutschland und kassieren regelmäßige Preisgelder. Wie kommt man also zu NfS?

Timmermann: Ich bin schon seit frühster Kindheit sehr autobegeistert, weswegen ein Rennspiel natürlich die erste Wahl war. Als 2003 NfS: Underground auf den Markt kam und ich mitten im "Fast and the Furious"-Fieber steckte, musste ich das Spiel natürlich haben.

SPOX: Und wie kamst Du dann zum eSport?

Timmermann: Ich habe gleich bemerkt, dass ich wesentlich schneller war als die meisten anderen Spieler. Ein Freund von mir hat damals außerdem angefangen, in einer "Need for Speed"-Liga zu spielen. Das hat den Einstieg erleichtert. Mit ihm habe ich die ersten Rennen gefahren - immer mit dem Ziel, an der Spitze der Liga zu stehen.

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