yAws: Sorge um den deutschen eSport

Von Interview: Jan-Hendrik Böhmer
Marc "yAwS" Förster überraschte beim Finale der World Cyber Games in Köln
© readmore.de / Jan Heuschkel

Marc "yAwS" Förster gewann bei den World Cyber Games 2008 in Köln überraschend gegen die großen Favoriten Xuwen "infi" Wang und Kim "SaSe" Hammar. Damit war er trotz seines frühen Ausscheidens einer der wenigen deutschen Lichtblicke. Nach den zahlreichen Pleiten seiner Kollegen macht er sich nun Sorgen um den deutschen eSport.

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"Das Ergebnis ist in der Tat ernüchternd", sagt der 18-jährige vom Team Alternate im Interview mit SPOX. "Besonders nachdem unser Motto "Operation: Gold" hieß. Ehrlich gesagt bin ich leicht besorgt über den Stand des deutschen eSports."

Marc "yAwS" Förster im ESL-Steckbrief

Außerdem spricht "yAwS" über seine eigenen Fehler bei den World Cyber Games (WCG), seine Trainingsmethoden sowie mögliche eSport-Besuche in Asien.

SPOX: Hallo Marc, die World Cyber Games liegen nun ein paar Tage zurück. Wie lautet rückblickend Dein persönliches Fazit?

Marc "yAwS" Förster: Ein unglaublicher Event. Jeder, der was von eSport versteht und etwas davon hält, muss die WCG unbedingt besuchen - und sei es nur als Zuschauer!

SPOX: Zuschauer warst Du ja auch recht schnell. Bist Du sehr enttäuscht über das Vorrunden-Aus oder konzentrierst Du Dich schon auf kommende Aufgaben?

Förster: Um ehrlich zu sein: Ich bin ich sogar sehr zufrieden mit meiner Leistung.

SPOX: Ok, aber insgesamt kann man mit dem Abschneiden des deutschen Nationalteams aber nicht zufrieden sein, oder? Viele sprechen sogar von einem Debakel.

Förster: Nachdem unser Motto "Operation: Gold" hieß, ist das Ergebnis in der Tat ernüchternd. Ehrlich gesagt bin ich leicht besorgt über den Stand des deutschen eSports. Allerdings muss man auch hinzufügen, dass wir in einigen Spielen wirklich Pech hatten - und dass auch noch ausgerechnet bei Titeln, in denen wir sonst immer Gold holen.

SPOX: Zurück zu Dir. In der Gruppenphase hast Du viele Experten mit den Siegen gegen Xuwen "infi" Wang und Kim "SaSe" Hammar überrascht. Dein Nationalmannschafts-Kollege Heinrich "S.o.k.o.L" Rennert hatte Dich danach sogar zum Favoriten auf den Turniersieg erklärt.

Förster: Das hat nicht nur die Experten überrascht. Auch ich hätte mir zu Anfang nicht zugetraut, auch nur einen der Beiden ins Straucheln zu bringen.

SPOX: Woran lag es dann, dass es am Ende doch nicht gereicht hat und Du in der Gruppenphase ausgeschieden bist?

Förster: Nach einem langen Turnier-Tag war ich mit meinem Konzentrationsvermögen ganz einfach am Ende. Mir fehlt noch die Routine, um auf einem derart großen Event bestehen zu können. Und ausgerechnet dann stand das entscheidende Spiel gegen den späteren WCG-Champion Manuel "Grubby" Schenkhuizen auf dem Programm. Der hatte zwar auch eine anstrengende Gruppenphase, aber der Konzentrationsmangel hat mir einfach mehr zu schaffen gemacht. Am Ende haben mich viele kleine Fehler das Spiel gekostet.

SPOX: Also lag es nicht daran, dass Du relativ kurzfristig nachnominiert wurdest und eventuell zu wenig Zeit hattest, Dich auf die hochklassige Gegner wie "Grubby" einzustellen?

Förster: Eigentlich nicht. Denn aufgrund der ESL-Pro-Series sind wir deutschen WC3ler fast immer im Training. Man kann also nicht sagen, dass eine frühere Nachnominierung etwas geändert hätte. Ich war auf meine Gruppen-Gegner gut vorbereitet und konnte mit einer für mich erfolgreichen Bilanz vom virtuellen Schlachtfeld ziehen.

SPOX: Wie sah Deine Vorbereitung konkret aus?

Förster: Ich habe mein normales Trainingspensum beibehalten und mich jeden Tag circa zwei Stunden mit dem Spiel auseinander gesetzt.

SPOX: Überhaupt keine Extra-Schichten?

Förster: Doch. Das letzte Wochenende vor dem Event habe ich noch einmal für intensives Training genutzt. Abgesehen vom Freitag, an dem übrigens Halloween war, habe ich immer eine Extra-Schicht eingelegt und mich zwei Tage intensiv auf die WCG vorbereitet.

SPOX: Und wie sah Dein Programm nach Köln aus? Hattest Du Zeit runterzukommen?

Förster: Ich musste leider vorzeitig abreisen, da ich mir eine ordentliche Grippe eingefangen hatte. So habe ich das restliche Wochenende im Bett verbracht, um mich auszukurieren.

SPOX: Das ist ja aber hoffentlich nicht der Regelfall. Was machst Du generell zur Entspannung zwischen den Spielen bzw. nach einem Turnier?

Förster (lacht): Nein. Gott sei Dank nicht. Zwischen den Spielen höre ich Musik und versuche einige klare Gedanken zu fassen. Manchmal gehe ich aber auch mein letztes Spiel noch einmal in Gedanken durch, bevor es dann auch schon wieder weitergeht. Nach einem so großen Turnier wie den World Cyber Games wäre wohl die beste Option, einige Tage Abstand vom Spiel zu gewinnen und alles noch einmal Revue passieren zu lassen. Doch das ist Wunschdenken: Bei mir stand nach Köln gleich wieder der leicht stressige "EPS"-Alltag vor der Tür. Und die Gegner gönnen einem leider keine Pause.

SPOX: Hast Du da nicht vom Zocken auch mal die Nase voll?

Förster: Auf keinen Fall! Besonders jetzt nicht. Schließlich konnte ich auf den World Cyber Games neue Motivation tanken und bin nun wieder topfit!

SPOX: eSport ist für Dich also noch nicht zum Beruf geworden, an den man verbissen herangeht? Schließlich gab es in Köln in WC3 gut 20.000 US-Dollar zu gewinnen.

Förster: Das macht nix. eSport ist noch immer mein Hobby - auch wenn es sicherlich lukrativer ist, als in einem Fußball- oder Handballverein zu spielen. Doch egal was passiert, es wird immer ein Hobby bleiben. Schließlich gibt es weltweit auch nur sehr wenige Spieler, die von ihren Preisgeldern tatsächlich leben können. Und die meisten davon kommen auch noch aus China, wo das Leben einen Hauch billiger ist als bei uns.

SPOX: Auswandern soll ja grade sehr in Mode sein...

Förster: Ich würde Korea und China tatsächlich gerne mal einen Besuch abstatten... Vielleicht ergibt sich ja irgendwann die Möglichkeit.

SPOX: Mal im Ernst: Wie sieht Dein konkreter Zukunftsplan aus?

Förster: Ich werde meine Ausbildung zum Fachinformatiker abschließen und danach vermutlich Wirtschaftsinformatik studieren. Ganz genau weiß ich das noch nicht. Ich kann nur so viel sagen, dass mich der eSport noch ein Stück begleiten wird.

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