Zukunftspläne trotz Disqualifikation

Von Interview: Jan-Hendrik Böhmer
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München - Die Doppelnullen: Ein sportlich relativ kleiner Clan, der in den letzten Wochen immer wieder für große Schlagzeilen sorgte. Allerdings nicht unbedingt für positive. 

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Erst wurde Sascha "Spoilt" Gast wegen cheatens gesperrt - dann gab es die Betrugsvorwürfe gegen Jens "Pwn1" Tietze wegen eines so genannten Flashbugs in Counter-Strike. Die Folge: Das gesamte Team zog sich aus der "ESL Pro Series"-Saison zurück und wurde deshalb auch für die kommende Saison der Bundesliga des eSports gesperrt.
Hier geht's zum Team-Steckbrief der Doppelnullen.

Was nun? Wie kommt ein aufstrebendes Team mit einem solchen Rückschlag klar? Im SPOX.com-Interview spricht David "d4vid" Sporer, Projektmanager Marketing und eSports bei den Doppelnullen, über Wut, Medienpräsenz und Zukunftspläne.  

SPOX.com: David, Euer Rückzug aus der EPS liegt ja nun schon etwas zurück und wurde von allen Seiten diskutiert. Aber ist die Sache auch Team-intern abgehakt?

David Sporer: Ja, die Geschichte ist wirklich abgehakt, wir blicken nach vorne. Wenn man sich zu lange damit belasten würde, könnte man seiner Arbeit nicht mehr nachgehen.

SPOX: Das sagst Du so leicht. Aber seid Ihr nicht wütend auf Jens Tietze und Sascha Gast? Schließlich hat Euch ihr Verhalten um zwei Jahre zurückgeworfen...

Sporer: Wütend ist das falsche Wort. Aber wir sind natürlich enttäuscht über das unprofessionelle Verhalten.

SPOX: Klingt sehr zurückhaltend. Fast so, als könntet Ihr dem - wenn auch unschönen - Rummel um die Doppelnullen auch etwas Positives abgewinnen?

Sporer: Positiv ist der Rummel sicherlich nicht! Obwohl er uns natürlich einige Zeit sehr präsent gemacht hat - das muss ich zugeben. Aber wäre es unsere Absicht gewesen, durch diese Negativschlagzeilen medial präsent zu sein, hätten wir die Geschichte sicherlich noch um einiges überspitzter darstellen können....

SPOX: ...schon jetzt kam eure Reaktion bei vielen sehr aggressiv an.

Sporer: War aber nie so gemeint. Im Rummel haben einige Leute die Aussagen falsch verstanden. So wurde von uns zum Beispiel nie behauptet, dass Jens Tietze gecheatet hat. Wir haben uns stets auf den Flashbug bzw. die falschen Clientsettings in der Pro Series bezogen. Allerdings wurde dies auch bei seinem Giga-Auftritt falsch dargestellt.

SPOX: Ok. Was passiert ist, ist passiert. Doch welche Konsequenzen zieht Ihr aus den Vorfällen. Müsst Ihr in Zukunft noch mehr darauf achten, welche Ihr Spieler verpflichtet?

Sporer: Sicherlich werden wir bei der Auswahl von neuen Leuten noch vorsichtiger sein. Das ist eines der Schlüsselprobleme im eSport. Denn Hundertprozentige Sicherheit gibt es nie - und selbst relative Sicherheit bei der Spielerauswahl erfordert oft Maßnahmen, die sich Clans derzeit noch nicht leisten können. Geld wird meistens erst dann ausgegeben, wenn das Team steht. Zumindest ist dies bei kleineren Projekten so.

SPOX: Das betrifft ja viele Teams. Aber welche Konsequenzen gibt es konktet?

Sporer: Konkret werden vorerst alle Spielerverträge aufgelöst. Ob bzw. wer vom alten Team weiter für uns spielen wird, steht derzeit noch nicht fest.

SPOX: Also ein kompletter Neuaufbau. Doch was macht Ihr, bis es soweit ist?

Sporer: Zu allererst werden wir uns bei Counter-Strike:Source mit dem Aufbau eines neuen Teams beschäftigen, mit dem wir in der kommenden ESL Amateur Series wieder angreifen.

SPOX: Und sonst?

Sporer: In allen anderen Bereichen gehen die Spieler ihren gewöhnlichen Trainingseinheiten nach und auch das Management arbeitet normal. "Business as usual" sozusagen, wenn man vom CS:S Bereich mal absieht. Das Projekt Die Doppelnullen hat ja wesentlich mehr zu bieten als nur den eSport Bereich und hier auch mehr als nur Counter-Strike:Source.

SPOX: So tretet Ihr etwa in diversen anderen Games an. Worauf liegt jetzt Euer Fokus?

Sporer: Einen tatsächlichen Fokus gibt es bei uns gar nicht. Denn obwohl das "ESL Pro Series"-Team natürlich das Team mit der größten öffentlichen Wirkung war, werden bei uns alle Teams gleich behandelt. Wir vernachlässigen niemanden. Außerdem legen wir viel Wert auf Community-Arbeit. Aktuelles Beispiel ist etwa der M+E Pro Evolution Soccer Cup und Mappacks oder die hauseigene Doppelnullen-Lan orBit in Nürnberg, die wieder in Planung ist. Und auch im Customizing sind wir Jurymitglied im Crysis Intel Mapping Contest und lassen unsere achtjährige Erfahrung mit einfliesen.

SPOX: Das ist ja alles eher Abseits des eigentlichen Spielbetriebs. Was habt Ihr Euch für die Zukunft vorgenommen?

Sporer: Längerfristig streben wir in "Counter-Strike:Source" natürlich wieder die ESL Pro Series an und auch in "Pro Evolution Soccer" hoffen wir, an die Erfolge von 2007 anknüpfen zu können. Und es sieht gut aus: In PES werden wir zum Beispiel auf den Finals des Konami Städtecups im Juni in Oberhausen vertreten sein.

SPOX: Und in Crysis und Team Fortress 2? Hier hattest Du in Deinem letzten Blog bei uns ja einiges angekündigt...

Sporer: Hier wollen wir einfach das hohe Level zu halten. In Team "Fortress 2" ist es aktuell die Teilnahme an der "ESL Major Series" und den "EA Masters Finals". Auch dem "Call of Duty 4"-Team stehen in Clanbase und ESL interessante Spiele bevor.

SPOX: Jetzt mal konkret: In deinem Blog hast Du schließlich versprochen, Ihr werdet für Wirbel sorgen. Wie?

Sporer: Mal ehrlich. In Bayern gibt es nur zeitlich begrenzt wirklich starke eSport-Events. Mit unserer Lan in Nürnberg werden wir Bewegung in die Szene bringen und zusammen mit den M+E Cup dafür sorgen, dass Bayern im eSport stärker präsent sein wird.

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