Hoffnungsschimmer im Tal der Tränen

Von Stefan Kusche
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© sebastian flügel

Köln - Aus den Boxen am Klubheim klang das Fortuna-Vereinslied der Bläck Fööss "En d'r Südstadt jeiht et Leech an, in janz Kölle weed et hell". Welch ein Kontrast zu düsteren Mienen der Fortuna-Spieler, die tief enttäuscht und geknickt gegen 19.30 Uhr mit dem Mannschaftsbus das Südstadion erreichten. 

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Dort standen die Fans Spalier, empfingen das gesamte Team mit stehenden Ovationen und Fortuna-Sprechchören. Die beste Aufbauarbeit für eine Mannschaft, die im Mittelpunkt dieses wohl einzigartigen Verbandsliga-(End-)spiels stand.

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Allein die Kulisse: Mehr als 7000 Zuschauer, Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma im Gästeblock, Stimmung wie zu besten Zweitliga-Zeiten der Fortuna.

Kreisklasse allerdings die Organisation des gastgebenden VfL Leverkusen und von Viktoria Köln, zuständig fürs Catering. Ein einziger Getränkestand mit drei Verkäufern auf der unüberdachten Seite mit 5000 Fortuna-Fans, von denen etliche bei über 30 Grad in der Sonne mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatten.

"Wenn einer in die NRW-Liga gehört, dann wir"

Riesige Schlangen auch vor den Kassenhäuschen, mancher Besucher stand mehr als anderthalb Stunden an. Am Ende gingen sogar die Eintrittskarten aus, einige Fans kamen überhaupt nicht mehr ins Stadion. Das Spiel musste eine Viertelstunde später angepfiffen werden.

Fortuna-Präsident Klaus Ulonska, der die meisten Fans vor dem Spiel persönlich mit Handschlag begrüßte, konnte am Abend seinen Zorn über die schlechte Organisation kaum verbergen.

"Ich werde immer trauriger, wenn ich daran zurückdenke. Aber ich bin stolz, wenn ich sehe, wie sich unsere Fans verhalten haben. Wenn einer in die NRW-Liga gehört, dann sind wir das", sagte Ulonska.

Wie schon in den Spielen gegen Troisdorf und Freialdenhoven musste der Präsident am Sonntag viel leiden. Drückend überlegen, ließ die Fortuna nach der Pause gegen einen starken Tabellenführer ein halbes Dutzend Großchancen aus.

Aufstiegs-Shirts schon griffbereit

"In der zweiten Halbzeit spielen wir Leverkusen an die Wand. Das ist so bitter, dass wir nicht die Tore gemacht haben", sagte Trainer Matthias Mink, der sich wie viele Spieler "nur leer" fühlte.

Bei der Meisterfeier auf dem Rasen war die Fortuna nur Zuschauer, den späten 1:1-Ausgleich aus abseitsverdächtiger Situation brachte den VfL mit einem Punkt Vorsprung ins Ziel.

Bitter auch für Fortunas Marketing-Leiter Markus Stähler, der nach dem 1:0 durch Mimbala zu seinem Auto gesprintet war, um die Tasche mit den Aufstiegs-T-Shirts zu holen. Kaum zurück im Stadion fiel der Ausgleich und dem entgeisterten Stähler die Tasche aus der Hand.

Bekommt Leverkusen die Lizenz?

Auch wenn es sportlich hauchdünn nicht gereicht hat: Das Thema Aufstieg in die neue NRW-Liga hat sich für die Fortuna aber noch lange nicht erledigt. Spieler, Trainer und Vorstand redeten sich bis in den späten Abend die Köpfe heiß, ob der VfL Leverkusen die Lizenz bekommen wird.

Fakt ist, dass Leverkusen einige Richtlinien für das Zulassungsverfahren nicht erfüllt.

Aus Kreisen der Komission, die die Voraussetzungen der Bewerbervereine aus der Verbands- und Oberliga geprüft hat, hieß es am Sonntag: "Wenn Leverkusen die Lizenz erhält, verstehe ich die Welt nicht mehr."

"Haben unsere Hausaufgaben gemacht"

Das Fußball-Magazin "Reviersport" meldet in seiner Ausgabe vom 1. Juni: "...dass der VfL die Lizenz erhalten würde, ist mehr als fraglich."

So soll der VfL unter anderem vom Verband geforderte Bilanzen nicht vorgelegt haben.

"Wir haben Spieler-, Sponsoren- und sogar Cateringverträge vorgelegt. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagte hingegen Fortuna-Vize Dr. Merkle. Die Fortuna würde als Tabellenzweiter aufsteigen, wenn Leverkusen die Lizenz nicht erhält.

Wann der Westdeutsche Fußball- und Leichtathletikverband endgültig über die Lizenzvergabe für die NRW-Liga entscheidet, steht noch nicht fest. Bis dahin ist Zittern angesagt.

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