Pinto ist ein Fall wie van Bommel

Von Max-Jacob Ost
Mit dem von Manchem als "Rambo" titulierten van Bommel pflegte Uli Hoeneß ein gutes Verhältnis
© Getty

Es war der Aufreger des Wochenendes: Die rote Karte gegen Jerome Boateng vom FC Bayern München und damit verbunden die Frage nach dem Verhalten von Hannovers Sergio Pinto. Doch darf man einen einzelnen Spieler öffentlich so an den Pranger stellen, wie es Hoeneß und Rummenigge getan haben? Außerdem in der Blogschau: Die Fans von Dynamo Dresden zwischen Genie und Wahnsinn, die zweifelhafte Liaison von Hans Sarpei mit der "BILD" und der Nationalmannschaftskapitän ohne Eigenschaften.

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Remember van Bommel, Herr Hoeneß!

"Die in der Pressemitteilung geäußerten Behauptungen zu Ablauf und Strafmaß sind also falsch. Die Anwürfe nach dem Spiel ("Hollywood") und persönliche Herabstufung von Sergio Pinto ist infam. Natürlich fällt Pinto theatralisch, von mir aus auch zu theatralisch. Aber bevor man einen einzelnen Spieler so in der Öffentlichkeit vorführt, sollte man zunächst vor der eigenen Haustüre kehren. Die Spieler Ribery, Robben oder Rafinha gehören schließlich zur Crème de la Crème der "Laienschauspieltruppe Bundesliga". Von den Lamentos des Stürmers Gomez, wenn er mal wieder im Abseits steht, möchte ich gar nicht reden.

Dazu möchte ich die Herren aus der Münchner Chefetage mal an ihren Ex-Kapitän Mark van Bommel erinnern, der immer wieder durch äußerst unappetitliche Vergehen auf dem Platz aufgefallen ist. Da stellte sich Herr Hoeneß noch an die Seite seines Spielers, der als "Rambo" verschrien war. Hier jetzt aber einen einzelnen Spieler vor den öffentlichen Kadi zu zerren, weil er nicht bei den Bayern spielt, das ist der Gipfel der Unverfrorenheit. Wenn das Einzug hält in der Bundesliga, dann "Gute Nacht, Fußball" - um es mit den Worten des Bayern-Präsidenten zu sagen. Vielleicht sollte man sich lieber die eigenen Spieler zur Brust nehmen, die sich ungebührlich verhielten und verdient verloren haben."

Reeses Sportkultur: Contenance, ihr Bayern - Denkt an van Bommel!

 

Dynamo-Fans zwischen Genie und Wahnsinn

"Das Genie der Dynamo-Fans zeigte sich gestern in einem der optisch besten Gästeblöcke, die ich je in Dortmund gesehen habe. Generell finde ich es geil, wenn die Fans einer Mannschaft geschlossen in den gleichen Farben aufkreuzen, egal ob die Stuttgarter mit weißen-roten Brustring T-Shirts, die Gäste gestern oder die BVB-Fans letztes Jahr bei den Fußlahmen. Auch gesangstechnisch waren die Ostdeutschen sehr stark, obwohl ich mir insgeheim mehr von ihnen erwartet habe. Immerhin war es für sie das Spiel der Spiele. [...]

Wahnsinnig dämlich ist es im Gegenzug zum Kampf zur Legalisierung von Pyrotechnik, wenn man den Verfechtern eines Verbotes quasi auf dem Silbertablett die Argumente verzehrfertig serviert. Da fliegen dann die Gerätschaften auf den Rasen oder Böller in die Nachbarblöcke, wo Fans des anderen Vereins sitzen. Damit erweist man jeglichem Kampf "pro Pyrotechnik" einen Bärendienst."

Tinneff Blog: Genie und Wahnsinn

 

Hänseleien

"BILD macht sich nun den Erfolg der Eigendynamik um die Sarpei-Facebookgruppen zunutze, um handfeste Imagewerbung zu betreiben. Ohne es zu wollen, ohne gefragt worden zu sein, haben viele Tausend unbescholtene User aktiv an einem Image-Spot für BILD mitgearbeitet und sind nun selbst wieder die Werbe-Zielgruppe. Hans Sarpei hat darüber nicht nachgedacht. Er sah die Möglichkeit, durch scheinbar harmlose und scheinbar ironische Werbespots ein Honorar für zwei von ihm ausgewählte soziale Projekte zu generieren.

Dass er soziale Projekte unterstützt ehrt ihn. Das macht die Sache - für mich - jedoch nicht besser. Denn am Ende steht Werbung für ein Medium, das ich nicht beworben sehen möchte. Es ist eine Sache, Geld von bösen Menschen für gute Zwecke einzusetzen. Es ist eine ganz andere Sache, sich für Geld zum Diener böser Menschen zu machen. Es ist eine Sache, sich mit einem Medium wie BILD und den von ihr verbreiteten Inhalten."

Schalkefan: Angst, Hass, Titten, Hans!

 

Mann ohne Eigenschaften

"Er lacht auch fast nie, er grinst immer nur. Als Arne Friedrich ihn fragte, wie er sein Tor gegen die Türkei empfunden habe, antwortete Philipp Lahm: "Einfach Freude. Du weißt ja wie es is, da freut man sich einfach, die ganze Freude kommt raus, und das hat man ja auch gesehen an unserem ganzen Jubel." So ist Philipp Lahm: Man fragt ihn nach sich, und er sagt: Du, man, uns. Als gäbe es ihn gar nicht. Am Ende lacht er sogar, es ist ein ansteckendes Lachen, genauso wie sein Weinen nach dem Ausscheiden gegen Spanien ein ansteckendes war. Ganz selten blitzt so ein Philipp Lahm durch die Fassade, den man nicht vermutet hätte."

Zum Blonden Engel: Philipp Lahm

 

Always remembering Hoffenheim

"Ich bin mir nicht sicher, ob es meinem Sohn dereinst allzuviel Anerkennung einbringen wird, wenn er die Frage nach seinem ersten Stadionbesuch mit "5 Jahre, natürlich im Neckarstadion, am 15. Oktober 2011, in der neuen Cannstatter Kurve, 2:0 gewonnen, gegen, äh, Hoffenheim" beantwortet. Da gäbe es wohl Namen mit einem besseren Klang, vermutlich nicht nur nach heutigem Ermessen. Für mich war es gleichwohl ein großartiges Erlebnis."

Angedacht: Hoffenheim, ey - typisch mein Alter!

 

Knutsching like Farfan

"Als Jefferson Farfan im Spiel bei Leverkusen am eigenen Strafraum den Ball erkämpft und einen Konter eingeleitet hat, bin ich vorm Fernsehgerät aufgesprungen und habe "Lauf, Lauf" gerufen. Gedacht habe ich "Lauf, Lauf, mach's alleine und hau ihn rein" und was macht er? Er läuft, läuft und macht die Bude ganz allein. Das war schon ein genialer Treffer eines genialen Spielers. Vielleicht des wichtigsten Feldspielers im jetzigen Team.

Und danach? Farfan dreht jubelnd ab und küsst demonstrativ das S04-Wappen. Was soll uns das sagen? Ich hege grundsätzlich die Vermutung, dass es ein krasses Mißverständnis gibt zwischen dem, was die Spieler damit ausdrücken wollen, wenn sie nach einem Tor das Wappen küssen und dem, was die Fans des jeweiligen Vereins in solch einer Situation unter dieser Geste verstehen. Als Fan denkt man: "Hurra, er ist er einer von uns, er wird mit uns alt werden und viele Titel holen". Als Spieler meint man: "Coole Zeit gerade, geiles Tor zudem und jetzt ein Dankeschön an den Verein, der mich mit 2 Millionen pro Jahr und einer Torprämie ordentlich vergütet." (ersetze wahlweise "2″ durch eine andere Ziffer)"

Blogundweiss: Wappenküsser

 

Verblassendes Bochum

"Manchmal stelle ich mir die Frage, ob es eigentlich Vereine gibt, die es einfach nur richtig machen. Mir schwirren immer wieder Journalistenaussagen, Foreneinträge und Kommentare aus dem Stadion im Kopf herum, bei denen es darum geht, dass bei Verein x ja alles super ist und Verein y aus den bescheidenen Mitteln mehr als das Optimum herausgeholt hat.Über den VfL sprach man zuletzt 2003 so. Damals tanzte in Bochum nicht nur der Trainer. Danach ging es bekanntlich, mit kurzen Unterbrechungen, allerdings immer mehr bergab.

Heute ist nicht mehr viel übrig geblieben von dem Unabsteigbaren, dem Immer-Direkt-Wiederaufsteigen und dem Unbeugsamen. Der VfL ist Zweitligamittelmaß und er hat auf dem Weg dorthin in den letzten Jahren vieles von dem kaputt gemacht, was er in 100 Jahren Fußball an der Castroper Straße mühsam aufgebaut hat. Bochum ist auf der deutschen Fußballlandkarte kleiner und blasser geworden.

18:48: Falsch und richtig

 

Abtritt einer Legende. Schon wieder.

"Also, ein bisschen albern war es ja schon, was sich Thomas Mustervor bald anderthalb Jahren ausgedacht hat: Mit fast 43 Jahren einfach noch mal zurückzukehren auf den Tenniszirkus. Seither hat er 20 Matches auf der Challengertour verloren und drei auf der ATP-World-Tour (eins davon in der Qualifikation) - aber immerhin zwei Challenger-Matches hat er gewonnen.

In der kommenden Woche tritt der ehemalige Weltranglistenerste aus der Steiermark beim 250er-Turnier in der Wiener Stadthalle an. Und diesmal soll es tatsächlich sein letzter Auftritt auf der großen Tennisbühne sein. Zeit also, ein Fazit seiner zweiten Karriere zu ziehen"

Zacks Tennis: Respekt für Thomas Muster

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte

Welche Rekorde kann der FC Bayern diese Saison noch brechen? Breitnigge weiß mehr. Was wurde eigentlich aus Stuttgarts "jungen Wilden"? Im Blog Passives Abseits finden sich Antworten. Bei Catenaccio wird die aktuelle Saison anhand einiger schöner Zahlenspielereien unter die Lupe genommen und im Blog Fußball, Soccer, Calcio & Co. gibt es einige schöne Aufnahmen aus dem Münchner Olympiastadion.

Das Werder-Fußball-Blog beschäftigt sich mit einem sehr interessanten Gedankenkonstrukt: Welche Bundesliga-Mannschaft ist eigentlich am meisten von einem Spieler abhängig?Herausgekommen ist die Abhängigkeits-Tabelle der Bundesliga. Und zuguterletzt ein nicht minder spannendes Gedankenexperiment, das man bei Stadion-Wurst finden kann. Laut Matthias Sammer kategorisiert man beim DFB die Spieler in Führungsspieler, Teamspieler und Individualisten. Doch wie verteilen sich diese Kategorien wohl auf den aktuellen Kader des DFB. Unbedingt reinklicken, sehr interessant!

Die nächste Blogschau erscheint nächsten Mittwoch am 2. November.

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