Frauen-WM - Fußball für die Ahnungslosen?

Von Max-Jacob Ost
Erfolgsfans? Idioten? Leidenschaftliche Anhänger? Mann ist sich unsicher - frau auch...
© Getty

Es ist eine Diskussion, der man dieser Tage nicht entgehen kann - eine Gretchenfrage für den Sportfan: "Wie hältst du es mit dem Frauen-Fußball?" Auch in den Sportblogs Deutschlands versuchen sich die Blogger an einer Einordnung der Frauen-Fußball-WM im eigenen Land. Und kommen zu ganz erstaunlichen Schlüssen. Der Blick in die Sportblogs.

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So, Ihr lieben Leser. Ihr müsst jetzt stark sein. Und Euch bitte diesen lahmen Esels-Witz sparen. Denn auch die SPOX-Blogschau kommt nicht am Frauenfußball vorbei. Doch das ist ja das tolle an der Blogosphäre: Man findet für jede Meinung mindestens einen schönen Text. Vorschlag: Rauspicken, was Euch am besten gefäll - und dann die Gegenmeinungen auch lesen und mit den Blogautoren diskutieren. Läuft?

 

Die Sache mit dem Frauenfußball

"Ich bin ne Frau, ich liebe Fußball. Also sollte ich auch Frauenfußball mögen. Sollte man meinen.

In meinem Leben habe ich zwei oder drei Frauenfußballspiele komplett gesehen. In zwei Fällen wurde Deutschland Weltmeister. Bei Olympia hab ich auch mal reingeschaut, ich glaub Brasilien gewann Gold. Zum Vergleich: Bei den WMs und EMs der Herren seit mindestens 1990, eventuell eher (muss ich mal Mama fragen), schaute ich fast obsessiv alles, was ich kriegen konnte. Kein Vorrundenspiel war mir zu schade, und manchmal nahm ich sogar Urlaub. Okay, oft. Frauen- und Herrenfußball spielen offenbar in meiner Gunst nichtmal annähernd in einer Liga. Muss ich mich jetzt schämen, grad weil ich mich gerne und oft als Feministin bezeichne?

Ich finde nicht. Ich liebe schließlich Hochgeschwindigkeitsfußball - und bei den Damen ist das Spiel langsamer, ist halt so. Ich mag exhaltierte Fußballer-Charaktere - bei den Frauen hat bisher keine Spielerin meine Aufmerksamkeit so sehr auf sich gezogen. Und: Es gibt ne Menge Sportarten, bei denen ich Frauen viel lieber zuschaue als Männern."

Meine erste Saison: Ich freu mich nicht auf die WM. Oder doch?

 

"Nur um das hier hochoffiziell mal festzuhalten: Ich habe nichts gegen Frauenfußball. Die paar Spiele, die ich bislang gesehen habe, waren nett anzuschauen, keine Frage. Allein, mir fehlt das Interesse.

Das mag für Außenstehende schwer zu verstehen sein, aber Fußball ist eben nicht gleich Fußball. Auch wenn ich montagabends gebannt vor dem Fernseher sitze, um mir Greuther Fürth gegen Alemannia Aachen anzuschauen oder im Lokalteil der Rhein-Zeitung Artikel über die TuS Koblenz verschlinge, heißt das noch lange nicht, dass mich Fußball generell immer und überall interessiert."

Stadionwurst: Fußball ist nicht gleich Fußball

 

Die Sache mit dem Eröffnungsspiel

"Als Schmelzer später erwähnt, dass Blatter im Stadion nicht ausgepfiffen worden sei, schleicht die Ahnung herauf, dass auch das Olympiastadion nur eine Attrappe sein könnte, gefüllt mit Schülerfreikarten. (Dass Blatter gar nicht explizit vorgestellt wurde, erwähnt Schmelzer nicht.) Ein erzieltes Tor erkennt man auch als Ungeübter, da braust es dann kurz durch die lokale Runde, wie später auch bei Torchancen und Aluminiumtreffern. Auffällig das offensichtlich unchoreographierte Fallen über ein gegnerisches Bein, welches genau deshalb so richtig gefährlich wirkt. Hat sie sich ernsthaft verletzt? Wer gefoult wird, "steht doch wieder auf", bescheidet die eine die andere, da müsse man sich nicht sorgen. Am Ende wird es knapp, so richtig vibriert es aber nirgendwo. Ist es zu heiß dort draußen oder ist der Glaube an die Überlegenheit der Kickerinnen in Weiß zu groß? Abpfiff. Kein Jubel. Dankeschön und "Zahlen, bitte". Nach einer Stunde schaut man in die Runde: niemand mehr da.

Es kann ja noch werden. Unbeantwortet bleibt die Frage, ob es überhaupt muss."

Trainer Baade: Niemand zu Hause

 

"Wer prinzipiell nur Champions League der Herren kuckt, wer Stars braucht, Diven und Empörung, der wird bei einem Frauenfußballspiel nicht glücklich werden. Als in der 67. Minute Kerstin Garefrekes das leere Tor verfehlt, wirft der rechts neben mir sitzende Mann die Arme in die Luft und ruft gequält "Oarrrrrr - Mosquera!" Seine Karten hat er bei einem Radiosender gewonnen, erzählt er. Und hingegangen ist er, weil "schlimmer als Oberliga kann das auch nicht sein, und da hab ich meine Dauerkarte sogar gekauft." Die Frau hinter uns findet dagegen alles "sehr gut". Bis auf das, was "sehr, sehr gut" ist. Bei Abpfiff sagt sie "Ich bin ganz beseelt." Zu meiner Linken sitzt ein Rentnerpaar, das ohne Rücksicht auf das Spielgeschehen große Freude an La Ola hat.

Es war nicht das überschäumende Wahnsinnsspektakel, von dem ich heute in den Zeitungen gelesen habe. Es war auf andere Weise trotzdem schön, die Freude ehrlich. Das mag auch daran liegen, dass man das Erlebnis Fußball für ein Publikum geöffnet hat, das sonst gute Gründe hat, dem fernzubleiben."

Textilvergehen: Fahrgäste und Fußballfans

 

Augen zu und durch: Mainz vor Bayern

Das schöne an Blogs ist ja, dass dem eifrigen Feed-Abonnenten kein schönes Nebenthema entgeht. Und sei es noch so "nebensächlich":

"Ein in der heutigen Börsen-Zeitung veröffentlichtes Creditreform-Ranking benennt die Bonität der Bundesliga-Vereine, also die der ersten wie auch zweiten Liga.

Der FC Bayern München liegt nicht wie erwartet auf Platz Eins, die Bayern rangieren in Sachen Bonität auf dem zweiten Platz.

Der Bonitätsmeister ist: der FSV Mainz 05."

Fernglas FCB: Der Bonitätsmeister

 

Der Verein der DJs steigt ab

Es ist nicht leicht, im Text vom Spielbeobachter den Schnitt für ein Zitat setzen zu können. Ich vertraue einfach darauf, dass Ihr den kompletten Text sowieso drüben bei ihm nachlest:

"Ein drittes Mal wiederholt er die Frage, diesmal mit Zuhilfenahme der Hände, die jedoch Zeichen in die Luft malen, die ich leider ebenso wenig deuten kann. Mittlerweile ist auch das leise Geschnatter um mich herum verstummt, die Mitreisenden, so kommt es mir vor, sind von der Angespanntheit des Polizisten angesteckt und blicken ebenso erwartungsvoll auf mich wie er.
Schließlich hat er die Nase voll von diesem dummen Touristen, der offenbar nicht einmal die einfachsten Fragen versteht und wiederholt sie ein weiteres Mal, diesmal allerdings auf das Wesentliche reduziert und die Zeichen seiner Hände langsam und deutlich wiederholend: ¿Boca - die Hände malen einen Brustring auf sein imaginäres Trikot - o River? - nun zeichnen sie eine Schärpe."

Spielbeobachter: ¡ADIÓS MILLONARIOS!

 

Money, Money, Money...

Doppelnennungen sind selten in der Blogschau. Eigentlich fast ausgeschlossen. Bereitet es doch fast schon Magenschmerzen, bei der Fülle an guten Blogs ein und denselben Autor zweimal in Folge zu Wort kommen zu lassen. Doch bei Textilvergehen gab es in der letzten Woche eben nicht nur wunderbare Fotos und Berichte zum Frauenfußball, sondern auch einen kritischen Einwurf zur neuen Rechtesituation bezüglich der Spielpläne. Dieser ist auch für Blogger von hoher Bedeutung und darf deshalb nicht untergehen:

"Berlin-Köpenick im Februar 2012. Zwei Anhänger des 1.FC Wundervoll waten in dicke Jacken eingemummelt durch den Schneematsch des Waldes an der Alten Försterei zur Partie gegen Dynamo Dresden. Fragt der eine: "Wetten, dass Mosquera in den nächsten drei Partien gegen Bochum, 1860 und Ingolstadt trifft?" Seinem Kumpel fällt das sowieso viel zu kalte Bier aus der Hand: "Bist Du blöd, das hier laut zu sagen? Wenn das jemand gehört hat! Dann sind wir dran."

So oder so ähnlich kann das passieren. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat letzte Woche bekanntgegeben, dass sie ihr Urheberrecht am Bundesligaspielplan durchsetzen wird und jegliche kommerzielle Verwendung der Erlaubnis der DFL bedarf. Begründet wird das mit der "erheblichen schöpferischen Leistung" bei der Spielplangestaltung. Damit reiht sich die DFL ein in eine lange Liste von Fällen, in denen das Urheberrecht als Vehikel der Durchsetzung anderer Ziele dient."

Textilvergehen: Die Schöpfungsgeschichte des Spielplans

 

Lisicki und der Hype

Die erste deutsche Halbfinalistin in Wimbledon seit Steffi Graf. Ist das jetzt eine nachträglich Ohrfeige für das deutsche Damentennis oder einfach nur ein Grund zur Freude?

"Wahnsinn, Deutschland fiebert mit Sabine Lisicki Wimbledon 2011! Nachdem sie bereits Na Li schlagen konnte gewann sie heute gegen Marion bartoli, die derzeit in bombenform agiert. Was heißt in Form? Niemand ist aktuell besser in Form als Sabine Lisicki! Mit 6:4, 6:7 und 6:1 schlug Lisicki Barion Bartoli und hat damit eins schon sicher: Einen Platz in den Top 25 der Welt nächste Woche. Das wird sie aber aktuell wenig interessieren... Erstmal voll Konzentration aufs Halbfinale gegen Sharapova [...]"

Tennis-Experten: Sabine Lisicki im Halbfinale von Wimbledon!

 

Sommerpause? Nicht für Zweitligisten

Ihr, die Ihr immer jammert über Sommerlöcher und Frauenfußballgekicke bei 30 Grad im Schatten. Übt Euch in Demut. Ihr könntet auch Fan vom VfL Bochum sein...

"So sind es tatsächlich nur noch lächerliche 2½ Wochen bis zum Anpfiff der ersten zweiten Zweitligasaison in Folge. Und ich brauche weder das Kicker-Sonderheft, in dem eh nur noch das steht, was ich eh schon weiß, noch die Frauen-Fußball-WM, um die VfL-lose Zeit zu überbrücken. Sommerpause 2011? Totalausfall!"

18:48: Sommerpause

 

Time to say Goodbye

Schon wieder verlässt uns ein Qualitätsblog. Schade!

"Meine lieben geschätzten Leser und Kommentatoren, ich weiss nicht, wie ich es sagen soll, aber ich sage es dann einfach mal so geraderaus: ab nach diesem Artikel sage ich hier nichts mehr.

Nach 374 Artikeln, 6.053 Kommentaren und 199.041 visits ist hier und heute Schluss beim Blog Fabulous Sankt Pauli nach etwas mehr als drei Jahren."

 

Fabulous Sankt Pauli: In Hamburg sagt man Tschüss. In Wiesbaden auch

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte

Einen täglichen Live-Blog von der Tour de France wird es aller Voraussicht nach bei Jonathan Sachse geben. Für echte Eintracht-Fans ist das Blog von Kid Klappergass kein Geheimtipp mehr. Aber sollte dennoch irgendjemand mit dem Adler im Herzen noch nicht dort gewesen sein: Holt das nach! Aktueller Anlass ist - wie so oft bei der Eintracht - Verwirrung. Rennsportfans kommen - wie eigentlich immer - im Racingblog auf ihre Kosten. Dort gibt es eine hervorragende Analyse des 24-Stunden-Rennens vom Nürburgring. Nicht verschwiegen werden dürfen an dieser Stelle aber dann auch die hervorragenden Texte bei mySPOX dazu. Noch einmal ein dickes Dankeschön an Dr_D und Manül für Ihre klasse Blogtexte!

Im wohlbekannten Premium-Blog "Fritten, Fußball & Bier" geht es dagegen um die wesentlichen Fragen: Sind Fußballer dumm? Es ist nicht so leicht, eine Überleitung zum letzten Linktipp zu finden, für die sich die Anwälte von SPOX nicht für mich in die Bresche werfen müssen. Deshalb mache ich es kurz und schmerzlos: Jens Weinreich hat geschrieben. Zur FIFA und ihrem Umgang mit den Medien.

Die nächste Blogschau erscheint nächsten Mittwoch am 06. Juli.

Alle früheren Ausgaben findet Ihr im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau

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