Die Amy Winehouse der Liga

Von Max-Jacob Ost
Bei solchen Bildern denkt der gemeine Clubfan aus Reflex bereits an die Champions League
© Getty

Irgendwie braucht die Liga diesen FCN. Denn mit ihm ist immer was los. Und so ein Effzeh-light hat doch noch niemandem geschadet, oder? Die Blogschau sieht es auf jeden Fall gar nicht gerne, wenn die Club-Blogger plötzlich so rational denken.

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Der Club ist ja so ein bisschen die Amy Winehouse der Liga. Witzig von Weitem, ein bisschen ranzig von Nahem und insgesamt so launisch wie ein Welpenhündchen in der Einschlafphase, dem man den Beißknochen wegnimmt. Und wie die Amy ihr Make-up, trägt auch der Glubb gerne mal ein bisschen zu dick auf. Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass jetzt in diesem Moment bereits die ersten Nürnberger über der Route für den Meisterschaftskorso brüten, während im Vereinsheim die alten Teppiche aus der Trophäenvitrine geräumt werden, um Platz zu schaffen für all jene Titel, die auf diesem Planeten mit Fußball zu erreichen sind (ob dazu auch der Friedensnobelpreis zu rechnen ist, muss Joseph Blatter noch beweisen).

Und unter uns, das macht es doch auch irgendwie so nett mit dem Club. So ein kleiner süddeutscher Effzeh ist doch putzig. Und mit Fasching statt Karneval und einer ganzen Portion weniger Daum und Overath auch wesentlich leichter zu ertragen. Umso trauriger ist es, wenn sich dann doch noch die ein, zwei besonnenen Köpfe unter den tausenden besoffenen Köpfen zu Wort melden - nur um die schöne Weltpokalsiegereuphorie zu bremsen. Der Autor dieser Blogschau bittet deshalb freundlich aber bestimmt darum: Liebe Club-Blogger, lasst das bitte sein. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, sich Pointen über den FCN aus der Nase zu ziehen - wo er sie doch früher selbst geliefert hat.

Ein merkwürdiges Gefühl ist es übrigens auch, wenn ein fester Bestandteil der deutschen Fußballblogosphäre von einem Tag auf den anderen wegbricht. So geschehen am Montag Abend mit dem plötzlichen Schichtschluss im Königsblog. Wenn selbst die härtesten (sportlichen?) Rivalen so ehrlich um diesen Abgang trauern, sagt das mehr als die vielen Kommentare und Blogeinträge der Kollegen und Leser. Wenn der Club die Amy ist, dann hoffen wir beim Königsblog einfach mal auf eine Ähnlichkeit zu Peter Neururer. Der taucht auch öfters unvermittelt ab, nur um danach umso witziger wieder aufzutauchen.

 

Bremen: Die Fans sind schuld

 "Ich bin froh über die Niederlage. Ein weiteres Unentschieden gegen eine europäisch höchstens durchschnittliche Mannschaft hätte den Blick auf unsere tiefgreifenden Probleme verstellt. Zu verdanken haben wir sie auch den Fans, die Silvestre ausgepfiffen haben. Mit ihm hätte Frings nicht Innenverteidiger spielen müssen, und die Umstellungen hätten weniger ins Mannschaftsgefüge eingegriffen, das weniger denn je zu erkennen war."

Das Werder-Fußball-Blog: Wunderliches aus Schaafs Würfelbecher

 

Stuttgart: Spärlich und Sparen gehören zusammen

"Zurück zum Wolfsburg-Spiel. Mit einer gewissen Berechtigung wies der Sky-Reporter verschiedentlich darauf hin, dass der VfB von Verletzungen geplagt sei, dass 8-10 Spieler fehlten. Ich nickte wissend, um mich dann zu fragen, wie vielen der 10 ich zutrauen würde, der Mannschaft zu einem Leistungssprung zu verhelfen. Dem gesperrten Delpierre. Und, äh, keinem. Ok, anders gefragt: wie viele von den 10 ich bei völliger Fitness in der Startelf hätte sehen wollen. Didavi. Und, hm, Audel. Ach nee, gleiche Position.

Tja. Wie bereits verschiedentlich gesagt: der VfB hat einen soliden Bundesligakader mit braven Bundesligaspielern. Spieler von internationalem Format, wie man sie im Vorjahr mit Khedira, Lehmann (ja, ja) und gelegentlich Hleb hatte, sind gegenwärtig eher spärlich gesät. Extrem spärlich."

Angedacht: Standardfloskeln

 

Club: Bitte geben Sie Ihre Träume am Stadionausgang ab

"Magisches Dreieck, Hans-Dieter-Hecking, die jungen Wilden, Uefa-Cup, Champions-League, DFB-Pokalsieg. Alles das sind Wörter und Pharsen die mir in den letzten Tagen zu Ohren gekommen sind und mir die Nackenhaare haben aufstellen lassen. Anscheinend haben die wenigsten aus der Vergangenheit und vorallem aus der jüngsten Vergangenheit gelernt. Drei Siege in Folge (darunter einer gegen einen Viertligisten) reichen um das Frankenland ins Phantasialand zu verwandeln in dem von Heimspielen gegen ManU und Madrid geträumt wird.

Man darf ja wohl noch träumen dürfen wird jetzt der ein oder andere sagen. Ich sage "Nein", darf man nicht, denn zwischen Traum und Erwartungshaltung ist beim Clubfan im allgemeinen nicht viel Unterschied. Beim letzten mal wurde es ein Albtraum der in der zweiten Liga geendet hat. 2003 stieg man ebenfalls nach einer passablen Vorrunde, Platz 12 und 21 Punkte, noch ab, nachdem man in der Rückrunde noch 9 Punkte ergattern konnte."

Clubfans-United: Auf dem Teppich bleiben...

 

Sturm der Liebe: Hoeneß vs van Gaal

"Die letzten Tage waren aber durch und durch kurzweilig und lustig. Jeder hat seinen Senf zum Besten gegeben. Journalisten und Blogger hatten was zu schreiben. Sky konnte mal so richtig auf die Kacke hauen. Jetzt kennt doch jeder die Sendung Sky90, oder? Patrick Wasserziehr wird seit 48 Stunden nicht geschlafen haben und wahrscheinlich mit Rolf Töpperwien in "der Ritze" noch ein bisschen feiern. Wobei Töpperwien nicht feiert, sondern seinen Kummer ertränkt. So ging doch dieses mediale Fest an ihm vorbei. Schon ätzend, wenn man in Rente ist."

Kaisergrantler: Der Friedensvertrag von Cluj

 

"Es ist mühselig darüber zu spekulieren was Uli Hoeneß mit dieser Aktion bezweckt, versucht man jedoch einfach nur das gesagte als Fakt hinzunehmen, dann gibt es etwas, womit man in München nicht leben kann: Einen Trainer der Kritik und Anregungen aus dem Umfeld außerhalb der Mannschaft und des Trainerstabs (sprich Vorstand, Präsidium, evtl. sportliche Leitung?) nicht annimmt. Soweit nichts neues oder? Und auch nichts was einen als außenstehender so wirklich wundern muß. Hoeneß hat gestern auch betont, dass er Reizpunkte setzen will und dass der Zeitpunkt sehr gründlich gewählt wurde. Nicht an einem Tiefpunkt, sondern an einem Punkt an dem ein positiver Trend zu erkennen und an dem klar ist, dass der Weg nach oben offen ist."

Helmschrott: Hoeneß und die gewichtigen Worte

 

"Louis van Gaal wird niemals ein Kumpeltrainer werden, der mit seinen Topstars ein Bier trinken geht. Doch auch van Gaal muss erkennen, dass man 60 Spiele in einer Saison nicht mit bloß elf Spielern bestreiten kann. Die Bayern-Familie, die oftmals so gelobt wird, die zusammenhält, besteht nicht nur aus Robben und Olic. Auch Tymoshchuk und Gomez haben Respekt verdient, oftmals gegen Widerstände von Außen."

Sportmedienblog: Zündelmeister Hoeneß und van Gaals Man Management

 

Autogramm von Fritz Walter

"Freiburg ist eine in vielerlei Hinsicht unaufgeregte Stadt. Die Straßenbahn darf im Zwei-Minuten-Takt durch die Fußgängerzone fahren, ohne daß sich daran jemand stört. Ich reihte mich in die übersichtliche Schlange im Kaufhaus und wartete brav auf mein Autogramm. Es dauerte ein wenig, weil der Weltmeister für alle ein freundliches Wort fand. Als ich an der Reihe war, fehlten mir ob des Respekts die passenden Worte. Freundlich lächelnd, ohne Widmung, weil mir ja keine einfiel, unterschrieb er die Autogrammkarte. Ein fast schon anonymer Moment. Dennoch war ich unheimlich stolz, als ich die vor meinen Augen handsignierte Autogrammkarte aus dem Kaufhhaus trug.

Meine Großmutter beeindruckten weder Autogrammkarte noch die die Unterschrift. Daß sich Mäner in diesem Alter die Haare färben müssten, sei volkommen unnötig, echauffierte sie sich. Die Beute stolz präsentierend fand ich diesen Satz ziemlich unpassend. Heute auch noch. Die Autogrammkarte habe ich nicht mehr. Aber die Sekunden bleiben unvergessen."

Ansichten aus dem Millionendorf: Autogrammstunde

 

Essen ist fertig!

"Genau das scheint dem RWE in bislang beeindruckender Manier gelungen zu sein. Und das sogar noch fast unter Ausschluss der bundesweiten Öffentlichkeit, findet diese "Auferstehung" doch in den Niederungen der Fünftklassigkeit statt. Aber, das "wo" ist hier nicht wichtig, sondern allein das "wie" lässt eine Freude rund um diesen Verein aufkommen, wie schon seit Jahren nicht mehr. Vorzugsweise sogar auf dem Platz, also dort, "wo wichtich is". Hier scheint seit Jahren wieder eine richtige Mannschaft auf dem Platz zu stehen, die einfach nur froh und glücklich darüber ist, eher per Zufall nun den Verein Rot Weiss Essen vertreten zu dürfen. Seit dem Auftakt gegen den VfB Homberg sind einige Partien gespielt, und der erwartete Einbruch ist bislang und zum Erstaunen aller ausgeblieben."

Im Schatten der Tribüne: Der nächste freie Mitarbeiter ist bereits für Sie reserviert

 

Aachen: Defibrillator DFB-Pokal

"Wer hätte das gedacht das wir Alemannia Fans so etwas nochmal erleben würden in dieser kurzen Zeit. Vorbei die Zeiten wo die Mannschaft nichtmal mehr ausgepfiffen wurde und man das unsägliche Spiel einfach nur ertrug. Nach dem Totalumbruch und neuen unbekannten Trainer gab man nicht viel auf die Alemannia. Nun aber setzten unsere Jungs wieder eine starke Duftmarke und auch Coach Peter Hyballa ist nun kein unbekannter mehr. Er hat zusammen mit Co-Trainer van der Luer die neue Alemannia geformt. Und sie gefällt immer besser mit ihrem Spiel und ihrem offensiven Spiel. Natürlich werden auch Rückschläge kommen aber das ist erstmal egal."

Die Kartoffelkäfer: Alemannia rockt Mainz mit 2:1 nach Hause

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte:

Es gibt jetzt offiziell einen Heiligen des Fußballs - und es ist weder Franz Beckenbauer noch der Diego mit dem gesegneten Händchen. Ein solches Händchen wünscht man sich auf Schalke auch von Felix Magath - zurecht, wenn man nachliest, was allein im Hinblick auf die TV-Einnahmen alles passieren könnte. Und abschließend stellt das Eisbaerlin-Blog die Frage: Soll die DEL auch am Samstag spielen?

 

Die nächste Blogschau erscheint wie gewohnt am nächsten Mittwoch, den 10. November. Alle früheren Ausgaben finden Sie im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau

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