Davis-Cup-Chef Stefan Koubek - "Eigentlich müssen wir Marach und Peya spielen lassen"

Von Jens Huiber
Stefan Koubek kann aus dem Vollen schöpfen
© GEPA

Der österreichische Davis-Cup-Kapitän Stefan Koubek hat für den ORF die Matches bei den Generali Open in Kitzbühel begleitet - und dabei einige Aspiranten für den 14. bis 16. September gegen Australien in Graz beobachtet.

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tennisnet: Herr Koubek. Wie angenehm ist es denn für Sie, dass Sie schon so früh Planungssicherheit haben? Dominic Thiem hat ja für das Davis-Cup-Match gegen Australien schon zugesagt.

Stefan Koubek: Für mich ist es traumhaft. Noch besser ist es allerdings für das österreichische Tennis und das ganze Team. Wenn man weiß, dass der Dominic uns unterstützt, ist das ideal. Weil er macht den Unterschied aus. Und mit ihm haben wir natürlich die größte Chance weiterzukommen.

tennisnet: In den letzten Wochen haben sich bei Challenger-Turnieren mit Sebastian Ofner und Jurij Rodionov Spieler für die zweite Position empfohlen. Wie sehen Sie deren Entwicklung?

Koubek: Den Dennis Novak in Wimbledon darf man nicht vergessen. Wenn die Form der Spieler weiter so gut ist, habe ich definitiv ein Problem in Graz. Aber ich habe lieber so ein Problem - als dass ich keine Spieler habe. Und Dominic ist auf Sand ohnehin eine Macht.

"Rodionov macht auf dem Platz wenig Blödsinn"

tennisnet: Jurij Rodionov ist in der Weltrangliste noch weiter hinten platziert. Ist er dennoch schon eine Option?

Koubek: Eingeladen als Trainingspartner ist er auf jeden Fall schon (Rodionov hat mittlerweile zu verstehen gegeben, dass er Mitte September wahrscheinlich in Asien Turniere spielen wird, Anm. der Redaktion). Ich habe ihn hier in Kitzbühel das erste Mal live gesehen und muss sagen: der ist richtig gut. Jurij macht wenig Blödsinn für sein Alter, benimmt sich super auf dem Platz.

tennisnet: Was sehen Sie in Jurij Rodionov?

Koubek: Was mich beeindruckt hat, ist, dass er sehr gut abmischt, zwischendurch Aufschlag-Volley spielt, nicht auf jede Kugel draufhaut. Sondern den Ball auch einmal reinspielt und erst dann draufhaut, wenn der Moment der richtige ist. Er trifft sehr gute Entscheidungen, hat für sein Alter ein sehr gutes Spielverständnis.

tennisnet: Was ist bei Dennis Novak in Wimbledon aus Ihrer Sicht passiert - ist da der sprichwörtliche Knopf geplatzt?

Koubek: Dennis muss mehr und mehr Konstanz in sein Spiel bringen. Er hat im letzten Jahr in der Wiener Stadthalle sensationell gespielt gegen einen Mann, der dann bei den Australian Open im Halbfinale war, Kyle Edmund nämlich. Da hat Dennis erst im Tiebreak des dritten Satzes verloren. Er hat immer wieder super Partien, wie auch im Davis Cup gegen Russland. Das war sensationell. Da hat Dennis den Startschuss für die Sensation gegeben gegen Rublev. Wie er den da in zwei Sätzen weggespielt hat, war beeindruckend. Wenn er es schafft, sich Match für Match zu konzentrieren, bin ich mir sicher, dass Dennis ruckzuck Top 100 ist. Dasselbe gilt auch für Jurij.

"Für Jürgen Melzer wird es eng"

tennisnet: Ihre schwierigste Entscheidung betrifft wohl das Doppel - weil Sie da so viele gute Spieler zur Auswahl haben. In Moskau war Jürgen Melzer dabei, im Einzel und im Doppel. Welche Rolle kann Jürgen spielen?

Koubek: Jürgen spielt für mich immer eine Rolle. Weil man weiß, auch wenn man Russland gesehen hat, dass da einer spielt, der bis zum Umfallen kämpft. Egal, ob im Einzel oder Doppel. Nichtsdestotrotz: Es wird eng für ihn in Graz, was ich mit ihm auch schon besprochen habe. Weil wir haben zwei Top-Ten-Doppelspieler. Ich darf fünf Leute nominieren, der einzige Unterschied zu früher. Und da hat man seinen Ersatz-Einzelspieler mit dabei. Bei nur vier Spielern ist ein Jürgen Melzer ein super Joker weil er beides kann. Bei fünf Leuten ist es schwierig. Aber: Jürgen ist der einzige Spieler, bei dem ich nicht auf das Ranking schaue.

tennisnet: Oliver Marach und Alexander Peya spielen 2018 eine sensationelle Saison. Sind sie damit für das Doppel gesetzt?

Koubek: Die beiden passen zusammen, haben auf der Tour und im Davis Cup schon miteinander gespielt. Und sie wissen genau, worauf es ankommt. Es wird voraussichtlich auch Philipp Oswald dabei sein, der in Russland sensationell mit Jürgen Melzer gespielt hat. In welcher Rolle, das wird man erst sehen. Aber eigentlich müssen wir Olli und Alex spielen lassen. Die sind beide auf dem Weg zum Masters. Und als kleines Land wie Österreich können wir sehr glücklich sein, dass wir solche Spieler haben.

"Vielleicht spielt ja auch Lleyton Hewitt"

tennisnet: Ein Wort noch zum Gegner: Erwarten Sie, dass Australien mit Nick Kyrgios nach Graz kommt?

Koubek: Ich bin mir da noch nicht ganz sicher. Auf der einen Seite sind die US Open davor und der Laver Cup danach, in Chicago. Ob er da zwischendurch nach Europa kommt? Auf der anderen Seite haben die Australier ein Grand-Slam-Turnier, dadurch sehr viel Geld. Vielleicht können sie Kyrgios damit locken. Weil wenn der nicht kommt, wird es für die Australier schwieriger. Unterschätzen darf man sie trotzdem nicht, denn die Dichte der Spieler ist groß. Und wer weiß: Vielleicht spielt ja sogar Lleyton Hewitt im Doppel.

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