Dominic Thiem nach der Viertelfinal-Niederlage gegen Kei Nishikori: Drei Gründe für die „Watsche“

Thiem analysierte seine Niederlage.
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Mit einer bitteren Enttäuschung endeten die Erste Bank Open 2018 für den Lokalmatador Dominic Thiem. Am Freitagnachmittag setzte es im Viertelfinale gegen Kei Nishikori aus Japan eine herbe 3:6, 1:6-Niederlage. Der 25-Jährige analysierte die Partie trocken und selbstkritisch, und zeigte drei wesentliche Punkte auf, die zur "Watsche" führten.

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"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das war glaube ich ein wahrlich perfektes Match von mir", sagte Kei Nishikori nach der Partie. Bei seinem ersten Antreten in der Wiener Stadthalle erreichte der japanische Superstar gleich das Halbfinale.

Die Nummer fünf des Turniers dominierte zunächst gegen Karen Khachanov, ehe er im Viertelfinale Dominic Thiem an die Wand spielte und sich zum heißesten Anwärter auf den Turniersieg machte.

"Er war nicht auf seinem besten Niveau. Er streute einige Fehler ein, die es mir in Returnspielen leicht machten", meinte Nishikori. "Da war auch ein bisschen Glück dabei."

Dominic Thiem mit niedriger Quote beim Aufschlag

Das wollte Thiem selbst in der Analyse nach seinem zweiten Viertelfinale in Wien nach 2013 nicht gelten lassen. "Er hat über das gesamte Match richtig stark gespielt", streute er Nishikori Rosen. "Das ist ein Spielertyp, der mir extrem wehtun kann. Weil er alles sehr früh nimmt, werden meine Waffen entschärft. Ich kann mein Spiel mit dem Spin nicht so aufziehen, wie ich das will."

Nach nur 20 Minuten war Thiem am Freitag bereits mit 0:5 zurückgelegen. Auch ein kurzes Aufbäumen zum Ende des ersten Satzes änderte nichts an der Tatsache, dass Nishikori seinem Gegner am Ende deutlich überlegen war. Gegen den US-Open-Finalisten von 2016 zu spielen sei ein wenig wie gegen David Goffin, mit dem sich Thiem auch nur ungern misst.

"Bei mir haben ein paar Dinge nicht funktioniert, die für mein Spiel extrem wichtig sind", sagte der zehnfache ATP-Titelträger. Zum einen stimmte die Quote beim ersten Aufschlag nicht, die vor allem Indoor wichtig sei. Während Nishikori in seinem ersten Aufschlagspiel nur erste Services ins Feld brachte, war landete bei Thiem kein einziger ebendort.

Zwar versuche er in solchen Phasen, den Arm aufzulockern oder den Ballwurf zu ändern. "Das klappt eben nicht immer", sagte Thiem, fügte aber selbstkritisch an: "Trotzdem sollte ich von der Grundlinie so gut spielen, dass ich trotz fehlender erster Aufschläge gleichauf bin."

Dominic Thiem: Abschneiden in der Wiener Stadthalle

JahrErgebnisAusgeschieden gegen
20101. Runde QualifikationMarsel Ilhan
20112. RundeSteve Darcis
20122. RundeMarinko Matosevic
2013ViertelfinaleJo-Wilfried Tsonga
20141. RundeRobin Haase
20151. RundeJerzy Janowicz
20162. RundeViktor Troicki
20172. RundeRichard Gasquet
2018ViertelfinaleKei Nishikori

Thiem gegen Nishikori: "Das ist für meine Verhältnisse inferior"

Den zweiten Grund für die deutliche Niederlage erklärte Thiem mit einem Blick auf die Statistik. Nishikori gewann bei seinen zweiten Aufschlägen mehr Punkte als nach seinen ersten. "Das ist für mich ein Zeichen dafür, dass mein Return nicht gut funktioniert hat", sagte Thiem.

Auch dem habe er versucht, entgegenzuwirken. Er rückte beim Return etwas weiter hinter die Grundlinie, um mit höheren Spinbällen sein Spiel aufzuziehen. Auch darauf hatte Nishikori die perfekte Antwort. "Dabei hat er mir aber die Zeit genommen", sprach Thiem erneut den frühen Treffzeitpunkt der Grundschläge seines Gegners an.

Drittens war Thiem auch von der Grundlinie so gut wie chancenlos. Lediglich 26 Prozent der Punkte über den zweiten Aufschlag gingen an Österreichs Nummer eins. "Das ist für meine Verhältnisse inferior", ärgerte er sich. Das sei in Summe zu wenig gegen einen Top-Spieler wie Nishikori. "Dann bekomme ich so eine Watsche wie heute."

ATP Race: Kei Nishikori an John Isner vorbei

Die Niederlage hatte unmittelbare Folgen für das Race to London, jene Wertung, die für das Jahresendturnier der acht besten Spieler ausschlaggebend ist. Nishikori zog an John Isner vorbei und liegt nun auf Rang neun, einen Platz hinter Thiem.

Letzterer geht davon aus, dass der Japaner in Wien voll punkten wird. "Wenn Nishikori so spielt wie in den letzten zwei Runden, ist er der Top-Favorit auf den Turniersieg", sagte er.

Sorgen bezüglich eines möglichen Verpassens der ATP Finals in London mache er sich dennoch nicht. "Ich sehe das komplett entspannt", sagte Thiem. "Wenn ich mich qualifiziere, dann habe ich es verdient. Wenn nicht, dann war ich über das gesamte Jahr nicht gut genug. Ich werde zwar jetzt ein bisschen daran nagen, aber wenn ich in den Flieger nach Paris steige, ist das wieder okay", sagte Thiem.

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Dominic Thiem beim Masters in Paris-Bercy: "Da weiß man nie, was passiert"

Dort steigt in der kommenden Woche das letzte ATP-Masters-1000-Turnier des Jahres. In der ersten Runde genießt Thiem als Weltranglistenachter ein Freilos, danach wartet in jedem Fall ein Franzose.

Der Gegner wird in der Partie zwischen Lucas Pouille und Gilles Simon ermittelt. Gegen ersteren konnte Thiem in zwei bisherigen Begegnungen noch nie gewinnen, gegen Simon führt er im Head-to-Head deutlich mit 7:2.

"Ich will mich trotz des Matches gegen Nishikori nicht runtermachen", blickte Thiem Paris erwartungsvoll entgegen. "Ich muss akzeptieren, dass es Tage gibt, an denen ich eine Klatsche bekomme."

In Paris werde Thiem wieder eine gute Leistung abrufen, außerdem ist das Masters in der französischen Hauptstadt "sowieso das Turnier der Überraschungen. Da weiß man nie, was passiert."

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