Dominic Thiem im Wien-Achtelfinale gegen Sam Querrey: Die Angst vor dem Couchtisch

Thiem spielt am Donnerstag gegen Querrey.
© GEPA

Dominic Thiem hat mit einem holprigen Sieg die zweite Runde der Erste Bank Open in Wien erreicht. Dort trifft er mit Sam Querrey auf einen kompromisslosen Spieler, der lange Matches liebt - und Couchtische meidet.

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Bangkok, Herbst 2009, Sam Querrey bereitet sich auf ein Turnier der 250er-Kategorie vor. Er trainiert intensiv, stellt sich nach der Einheit unter die Dusche, und zieht sich frische Kleidung an. Um sich die Schuhe zu binden, nahm er auf dem nächstbesten Couchtisch auf der Glasplatte Platz. Ein Manöver, das ihm beinahe seine Karriere kostete.

"20, 25 Sekunden lang war alles gut", erzählt Querrey. "Doch auf einmal zerreißt es die Glasplatte, und ich falle durch den Tisch." Zunächst spürt er nichts, der Schreck und das Adrenalin fährt in seinen Körper. Ein Blick nach unten offenbart jedoch Böses: Ein Splitter in der Größe eines Mobiltelefons hat sich in den rechten Unterarm gebohrt, das Blut spritzt nur so aus dem US-Amerikaner.

Heute ist Querrey froh, dass ihm das Missgeschick bei einem Turnier passierte. Das medizinische Personal vor Ort kümmerte sich um die Erstversorgung, im Krankenhaus wurde der Muskel und im nächsten Schritt auch die Haut sorgfältig genäht. Der Splitter verfehlte einen Nerv nur um Millimeter. "Die nächste Saison zählt heute zu der erfolgreichsten meiner Karriere. Ich habe mich also ganz gut davon erholt", sagt Querrey mit einer Portion Selbsthumor.

Thiem-Gegner Sam Querrey: "Das wird eine lustige Atmosphäre"

Die aktuelle Saison wird Querrey wohl eher weniger in Erinnerung bleiben. Während er im Februar mit Rang elf so hoch platziert war wie noch nie zuvor in seiner Karriere, rutschte der Mann aus San Francisco durch zehn Erstrundenniederlagen und einer Bilanz von 1-8 in Tiebreaks in Entscheidungssätzen auf Platz 56 ab.

Zuletzt zeigte seine Formkurve allerdings leicht nach oben: Diego Schwartzman, Marin Cilic, und Nikoloz Basilashvili zählen zu jenen Gegnern, die in den vergangenen Wochen gegen Querrey unterlegen waren.

In Runde eins von Wien besiegte er Jo-Wilfried Tsonga in drei Sätzen und erspielte sich damit ein Duell mit Dominic Thiem. "Ich freue mich drauf. Immer wenn du ein Spiel gegen den Publikumsliebling in vor vollem Haus spielst, gibt es eine lustige Atmosphäre - egal ob du gewinnst oder verlierst", sagte Querrey am späten Dienstagabend im Gespräch mit tennisnet.

Und weiter: "Wir haben schon einige Matches gegeneinander gespielt. Er hat ein paar davon gewonnen, ich aber auch. Das Matchup ist ganz unterhaltsam. Ich hoffe, es gibt einige schöne Punkte und ein gutes Match."

Dominic Thiem gegen Sam Querrey: Das Head-to-Head

JahrTurnierBelagSiegerErgebnis
2017RomSandDominic Thiem3:6, 6:3, 7:6(7)
2017AcapulcoHartplatzSam Querrey6:1, 7:5
2016AcapulcoHartplatzDominic Thiem6:2, 6:2

Dominic Thiem über Sam Querrey: "Er riskiert beim Return"

Thiem muss sich gegen Querrey vor allem auf ein starkes Service und zügige Vorhandschläge einstellen. "Er lebt von seinem Aufschlag", erklärte Thiem. "Bei den Returns riskiert er gerne sehr viel, das kann natürlich teilweise aufgehen. Und dann wird es tough gegen ihn."

Die Nummer eins des Turniers trainierte daher am Mittwoch speziell Rückschläge, unter anderem mit Sebastian Ofner. Schon in Runde eins gegen Ruben Bemelsmans war er mit seinen Returns nicht zufrieden, ortete aber auch bei seinen Kontrahenten Schwierigkeiten.

"Es ist schwierig hier, zu returnieren. Viele Spieler hatten in ihren Matches Probleme", sagte Thiem. "Deshalb gingen die Partien auch tief in den Satz rein, es gab viele Tiebreaks und lange Matches."

Sam Querrey: Wimbledon-Tiebreak? "Wäre beim alten Format geblieben"

Ein Schicksal, das Thiem auch gegen Querrey erwarten kann. Im Stats-Ranking der ATP wird Querrey als achtbester Aufschläger überhaupt notiert. Durch seinen Spielstil trägt er sich häufig in einen Tiebreak, bei Grand-Slam-Turnieren gab es mehrmals Marathonmatches mit seiner Beteiligung.

Daher zeigte er sich im Gespräch mit tennisnet auch etwas enttäuscht über die Entscheidung, dass in Wimbledon künftig ein Tiebreak beim Stand von 12:12 im fünften Satz gespielt wird.

"Es ist schade. Ich bin einer der wenigen Befürworter der langen Entscheidungssätze", sagte er. "Ich habe selbst schon einige lange Matches hinter mir, mit Ergebnissen wie 17:15, oder 16:14. Das sind jene Matches, an die ich mich am liebsten zurückerinnere, die machten am meisten Spaß. Ich wünschte, es wäre beim alten Format geblieben."

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© getty

Davis Cup: Sam Querrey hofft auf "epische Atmosphäre"

Doch nicht nur Wimbledon änderte das Format, auch der Davis Cup schraubte heftig am Modus. Nicht ganz konsequent stellt sich Querrey, seit elf Jahren Davis-Cup-Spieler, auf die Seite der Reformierer.

"Den neuen Modus finde ich gut. Ich freue mich schon sehr darauf", sagte er, und erklärte: "Die Partien sind von der Matchdauer her vielleicht nicht so episch, aber dafür hoffe ich darauf, dass der neue Davis Cup eine neue Form der Atmosphäre schafft, die genauso episch sein wird."

Die Atmosphäre am Donnerstagabend in der Wiener Stadthalle wird Querrey wohl an die alte Davis-Cup-Stimmung erinnern, wenn er sich vor deutlich über 7.000 Zuschauern mit Thiem misst. Eine Partie mit Auswärts-Charakter also. Bleibt zu hoffen, dass er bis dahin allen Couchtischen fernbleibt.

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