ATP: Alexander Peya im Interview - "Jack Sock ist derzeit der beste Doppelspieler"

Von Jens Huiber
Alexander Peya muss derzeit pausieren
© GEPA

Alexander Peya muss wegen einer Verletzung am Ellbogen pausieren. Der österreichische Doppel-Spezialist war am Davis-Cup-Wochenende in Graz für den ORF im Einsatz. Ein Gespräch über Nervosität im Alter, seinen Partner Nikola Mektic und den unglaublichen Mike Bryan.

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Von Jens Huiber aus Graz

tennisnet: Herr Peya. Andy Murray hat für die BBC das Halbfinale von Wimbledon zwischen John Isner und Kevin Anderson co-kommentiert. Und danach davon gesprochen, dass es schon sehr lange und anstrengend gewesen wäre. Wie ist es Ihnen in Graz ergangen?

Alexander Peya: Da haben mich die Jungs speziell am ersten Tag ja verschont. Da waren beide relativ schnell fertig. Aber: das hätte natürlich schon sehr lange werden können. Und bei den Temperaturen, die am Freitag geherrscht haben, schwitzt man in der Kabine schon ganz ordentlich.

tennisnet: Geben Sie den TV-Zuschauern tatsächlich alles preis, was sie wissen? Oder halten Sie, auch aus Respekt gegenüber den Kollegen, ein paar Informationen zurück?

Peya: Ich versuche schon, alles preiszugeben. Je nach Situation natürlich, was einem von den Matches gerade angeboten wird. Es ist aber spielstandabhängig, wie sehr man sich einmischt oder das Spiel einfach laufen lässt.

"Schwierig, im Doppel sein Gefühl zurückzubekommen"

tennisnet: Was sagen Sie zu Lleyton Hewitt? Der scheint sich immer noch nicht damit abgefunden zu haben, dass er eigentlich schon in Tennis-Pension ist.

Peya: Nein. Und man hat am Samstag auch gesehen, dass er immer noch sensationell spielt - aber auch, dass er noch viel Zeit auf dem Platz verbringt. Ich habe ihn in Australien gesehen, als er Doppel gespielt hat. Und auch davor in Sydney bei einer Exhibition gegen Dimitrov - und das hat so ausgesehen, als ob Lleyton nach wie vor ein aktiver Spieler wäre.

tennisnet: Oliver Marach hat nach dem Doppel bekundet, dass er vor allem zu Beginn doch ein wenig nervös war. Hilft einem Spieler da seine gesamte Erfahrung gar nicht so sehr weiter?

Peya: Das hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun. Auch im höheren Alter hat man schon viele Situationen erlebt, und man merkt dann auch, wenn man sich nicht so gut fühlt. Für den Olli war das eine besondere Drucksituation hier in Graz. Er wollte halt besonders gut spielen, gerade nach dieser sensationellen Saison, die er hinter sich hat. Nur darf man nicht vergessen, dass er bei den letzten beiden großen Turnieren jeweils in der ersten Runde verloren hat. Olli hat also wahrscheinlich im Moment nicht das Selbstvertrauen, dass man von ihm erwarten würde.

tennisnet: Dann geht auch noch der Start in die Hose ...

Peya: ... und das ist das, was ich immer sage: im Doppel ist es wahnsinnig schwierig, sein Gefühl wieder zurückzubekommen. Weil man eben nicht die Möglichkeit hat, sich nach hinten zu stellen und über mehr Flugbahn Rhythmus zu finden und weg von den Linien zu bleiben. Das funktioniert im Doppel nicht. Man muss an den Linien bleiben, sonst ist der Netzmann da und klopft den Ball weg.

Alexander Peya - "Ich werde nichts riskieren"

tennisnet: in der Weltgruppe hat Ivan Dodig für Kroatien das Doppel zwar verloren, aber eine starke Leistung gezeigt. Dodig wird während Ihrer Verletzung mit Nikola Mektic, ihrem eigentlichen Partner spielen. Wie sehen Sie diese Verbindung?

Peya: Es ist super, dass der Nikola auch in seinem Land so einen Topspieler hat, der im Moment auch gerade ohne Partner ist. Dodig hat sich von Rajeev Ram schon nach Wimbledon getrennt, insofern ist es eine Glückssituation für Nikola, weil mit Dodig hat er schon gespielt, versteht sich gut mit ihm. Das freut mich, weil Nikola kann ja nix dafür, dass ich mich verletzt habe.

tennisnet: Wann werden Sie denn erfahren, ob eine Operation an Ihrem Ellbogen notwendig ist?

Peya: Im Endeffekt erst, wenn ich wieder anfange, Tennis zu spielen. Dann wird man sehen, ob das Innenband hält, ob ich die Muskulatur so gut auftrainieren konnte, dass diese die Beschädigung des Innenbands ausgleichen kann. Das gilt es jetzt zu erarbeiten, aber ich bin Alltag nach wie vor nicht schmerzfrei und kann mit dem Krafttraining noch nicht beginnen. Und das ist sehr lästig.

tennisnet: Die positive Seite?

Peya: Ich kann mehr Zeit zuhause mit den Kindern verbringen. Ich habe den ersten Schultag von meinem Großen vor zwei Wochen miterlebt, wo ich eigentlich in New York gewesen wäre. Und gerade diese besonderen Daten verpasst man als Tennisspieler eh meistens, und dementsprechend kann ich der Pause auch etwas Positives abgewinnen.

tennisnet: Die Hoffnung und das Ziel ist das ATP-Finale in London. Wenn es sein müsste - würde Sie eventuell auch schon einen Start in Paris-Bércy wagen?

Peya: Das ist zu weit weg, ich kann eigentlich noch überhaupt nichts sagen. Weil ich noch nicht schmerzfrei bin. Ich weiß nicht, wie lange das andauert. Ich möchte auf keinen Fall zu früh anfangen. Ich werde nichts riskieren.

"Mike Bryan ist ein absoluter Ausnahmespieler"

tennisnet: Zum Abschluss - können Sie uns die jüngsten Triumphe von Mike Bryan erklären?

Peya: Ein absoluter Ausnahmespieler. Wenn man sich die Erfolgsliste anschaut, dann ist das ungeheuer beeindruckend. Man hat immer gedacht, dass es nur im Brüdergespann funktioniert. Man muss aber dazusagen, dass er mit Jack Sock einen gefunden hat, der seit Jahren beweist, dass er mit unterschiedlichen Partnern nicht nur Grand Slams, sondern auch Masters-1000-Turniere gewinnt. Sock ist für mich fast der beste Doppelspieler, den wir im Moment haben. Wenn er voll konzentriert ist, weil seine Art und Weise zu spielen teilweise nicht zu verteidigen ist. Und der auch noch diese Lockerheit mitbringt, weil sein Steckenpferd eigentlich das Einzel ist.

tennisnet: Im Gegensatz zu den Bob und Mike Bryan ...

Peya: Wenn man die Bryans im letzten Jahr gesehen hat, hat man sich gedacht, die sind jetzt wirklich auf dem absteigenden Ast. Und ich hatte selber das Gefühl, die haben nicht mehr die Power. Vor allem, als der Ossi (Philipp Oswald, Anm. d. Red) und ich in Wien gegen die gespielt haben und eigentlich hätten gewinnen müssen. Nur, dann haben sie zu Anfang des Jahres den Schläger gewechselt. Ich glaube, dass ihnen das geholfen hat, zu Babolat zugehen. Es geht dann schnell: Ein paar Matches gewinnen, viel Selbstvertrauen. Als sich der Bob gegen uns verletzt hat, war das das vierte 1000er-Endspiel hintereinander. Das war schon allererste Klasse.

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