"Domi" Thiem bricht den Bann

Dominic Thiem gewinnt auch sein drittes Match beim ATP-Turnier in Rio de Janeiro in zwei Sätzen
© GEPA

Im vierten Viertelfinale der neuen Saison hat es geklappt: Dominic Thiem erreicht beim ATP-World-Tour-500-Event in der brasilianischen Metropole sein erstes Halbfinale.

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Mit seinem Traumjahr 2016 hat sich Dominic Thiem die Latte hoch gelegt. Und macht keinen Hehl daraus, dass die Resultate 2017 bisher nicht gänzlich zu seiner Zufriedenheit ausgefallen sind. Noch weniger sei's aber sein Spiel. Doch in dieser Woche schickt sich der 23-Jährige an, die Ansprüche an sich selbst diesmal in beiden Angelegenheiten zufriedenzustellen. Der kurze Ausflug auf Sand für nur ein einziges Turnier hat sich für den rot-weiß-roten Youngster schon jetzt ausgezahlt, denn bei den Rio Open presented by Claro hat der Lichtenwörther endlich ein erstes Halbfinale in der neuen Spielzeit erreicht. In seinem vierten Viertelfinale in diesem Jahr fertigte der zweitgesetzte Niederösterreicher (ATP 8) bei dem ATP-World-Tour-500-Event in Rio de Janeiro den Argentinier Diego Sebastian Schwartzman (ATP 51) nach eindrucksvoller, bloß 75-minütiger Vorstellung mit 6:2, 6:3 ab. Hiermit kämpft der Schützling von Österreichs Startrainer Günter Bresnik am Samstag um 21:00 Uhr nach MEZ (auf tennisnet.com wieder in den Livescores) gegen den fünftpositionierten, spanischen Linkshänder Albert Ramos-Vinolas (ATP 25) um einen Platz im Finale, sein zweites in dieser Kategorie.

Thiem mit perfekter Chancenauswertung

Hatte Thiem im Vorjahr die Südamerika-Sandplatz-Tour vorgezogen, so war er diesmal direkt von seinem Viertelfinal-Aus beim Hardcourt-Hallenturnier in Rotterdam angereist - und wird, nach seinen Auftritten in Rio, zurück auf Hartplatz gehen, im Zuge der Titelverteidigung beim nächsten ATP-World-Tour-500-Event in Acapulco bzw. im März bei den ATP-Masters-1000-Veranstaltungen in Indian Wells und Miami. Dennoch nahm er die schwierige Umstellung um vier Zeitzonen und auf Sand und Freiluft in Kauf, um sein Halbfinale in der Olympiastadt von 2016 zumindest zu wiederholen, was mit dem Sieg über Schwartzman nun gelungen ist. Hatte Thiem schon die Serben Janko Tipsarevic (ATP 96) mit 6:4, 7:5 und Dusan Lajovic (ATP 97) mit 6:2, 7:5 jeweils in zwei Sätzen verabschiedet und dabei, vor allem unter den geschilderten Voraussetzungen, sehr ansehnliche Vorstellungen geboten, so zeigte er gegen den 24-Jährigen an diesem späten Freitagabend nach MEZ, dass die Akklimatisierung wohl endgültig geklappt hat und die Sandplatz-Form wiedergefunden ist, in Form seiner bisher klar besten Leistung im Verlauf des mit 1.461.560 US-Dollar an Preisgeld dotierten Turniers.

In Miami 2015 hatte er Schwartzman in der ersten Runde einst mit 7:6 (0), 7:5 geschlagen, im Rio-Achtelfinale 2016 mit 7:5, 7:5. Diesmal hatte er weit weniger Mühe, um auf 3:0 im Head-to-head zu stellen, auch dank einer absolut perfekten Chancenauswertung: Er nützte alle sechs Breakbälle, sein Gegner dagegen lediglich zwei von dessen zehn. Thiem nahm dem ungemein beweglichen und flinken Schwartzman, mit nur 1,70 Metern Körpergröße zusammen mit dem Japaner Yoshihito Nishioka der kleinste Spieler unter den Top 100 der Welt, gleich zu Beginn zu null den Aufschlag ab, in den nächsten drei Servicegames wehrte er darauf insgesamt sechs Breakmöglichkeiten ab - und schlug schließlich nach 40:15 und einem dritten Spielball seines Kontrahenten selbst nochmal zum 5:2 zu. Zu null servierte er dann zur Satzführung durch und nahm all den Schwung in den zweiten Durchgang mit, wo er mit einem 15:5 in Punkten sofort auf 3:0 und 40:15 davonzog, beim letzten Punkt glückte ihm hierbei wieder einmal ein absolut irrer und sehenswerter "Tweener". Nach Abwehr einer Breakgelegenheit stellte Thiem danach auf 4:0, breakte Schwartzman gar nochmal zu null zum überlegenen 5:0.

Trotz Aussetzer: "Solide Vorstellung meinerseits"

Mit schnellen Schlägen, teils mit einer Menge Topspin, mit seinem Kickservice und all seinen weiteren Waffen in seinem Repertoire setzte er seinen Gegner immer und immer wieder unter Druck. Es war phasenweise eine Galavorstellung - ehe er mit der gefallenen Vorentscheidung plötzlich nachließ und den Südamerikaner noch einmal zum Leben erweckte, nach einem 3:12 in Punkten sah sich Thiem nur mehr bei 5:3 wieder. Aber zum insgesamt schon vierten Mal in der Partie breakte er Schwartzman im Anschluss zu null und fixierte dadurch den Aufstieg ins Semifinale. "Eine solide Vorstellung meinerseits", freute er sich letztlich auf seiner offiziellen facebook-Fanseite naturgemäß trotz seines kurzen Hängers. "Im zweiten Satz habe ich bei 5:0 bisschen geschwächelt und meine Konzentration hat kurzzeitig ausgesetzt", bekannte er. "Das darf normalerweise nicht passieren", wusste Thiem. "Im Großen und Ganzen bin ich aber sehr glücklich über meine Performance, speziell der 'Tweener' im Zweiten war geil." Ihm sind jetzt mittlerweile 180 ATP-Punkte gewiss - um seit dem 6. Juni 2016 weiterhin durchgehend unter den Top Ten zu verbleiben, braucht es für ihn dennoch einen Turniersieg. Mit Ramos-Vinolas wartet freilich eine schwere nächste Aufgabe. Im Head-to-head steht's 0:1, nachdem Thiem in Chengdu, China, Ende September 2016 auf Hartplatz gehandicapt mit 1:6, 4:6 unterlegen war.

Hier die Ergebnisse aus Rio de Janeiro: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation, Doppel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

Dominic Thiem im Steckbrief

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