"Perfekt aufgestellt ist niemand"

Dominic Thiem und Günter Bresnik haben auch 2017 gemeinsam viel vor
© GEPA

Günter Bresnik im ausführlichen tennisnet.com-Interview: über Österreichs Youngster Dominic Thiem, veränderte Grundsätze und über seine weiteren Schützlinge.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Mit den ersten drei ATP-World-Tour-250-Turnieren beginnt in dieser Woche die neue Saison für die Profis - und damit auch für die Schützlinge von Günter Bresnik. Allen voran natürlich für Dominic Thiem, der Tennis-Österreich 2016 mit seiner Masters-Teilnahme stolz gemacht hat. Der 55-jährige Starcoach hier über die Vorbereitung seines Schützlings, dessen Ziele für 2017, ein paar nun doch veränderte bisherige Grundsätze und darüber, wen er gerne noch im "Team Thiem" sähe und über vieles mehr. Das ausführliche tennisnet.com-Interview.

tennisnet.com: Günter, diese Woche geht's für Dominic in Brisbane mit der neuen Saison los. Wie gut ist die Vorbereitung auf Teneriffa denn nun gelaufen?

Günter Bresnik: Es ist alles perfekt abgelaufen. Er hat daraufhin in der Heimat noch ein paar Sponsorentermine gehabt und in Wien dann nochmal mit Jürgen Melzer und Riccardo Bellotti trainiert, die Feiertage ruhiger verbracht, am 25. Dezember nochmal trainiert und am 26. ist er nach Australien geflogen. Er hat zuerst einmal zwei Tage in Melbourne verbracht und mal die Zeitumstellung hinter sich gebracht, seit Freitag ist er in Brisbane und hat noch am selben Tag das Training vor Ort aufgenommen. Er musste davor einmal zwei Tage nichts machen, aber er hat versichert, dass es ihm gut geht. Dieses Jahr ist er mit seiner Mutter hingeflogen. Da fühlt er sich, glaube ich, wohl, und ich bin am Sonntag dann nachgeflogen.

tennisnet.com: Allzu viel Zeit war für ihn, nach seiner ersten Masters-Teilnahme und seinem Urlaub auf den Malediven, ja nicht gerade. War die Vorbereitungszeit zu kurz? Hättest du dir mehr Zeit dafür gewünscht?

Bresnik: Sowohl als auch. Natürlich wünsche ich mir mehr Zeit zur Vorbereitung, die ist aber einfach nicht dagewesen. Es sind eben nur die 20 Tage gewesen, die wir hatten. Die paar Tage Urlaub muss man bei ihm dafür schon zur Saisonvorbereitung dazurechnen, die waren extrem wichtig. Er ist aus meiner Sicht - und auch aus jener aller anderen - gut erholt zurückgekehrt. Besonders schön habe ich gefunden, wie harmonisch die Zeit in Teneriffa mit allen, auch mit allen anderen Spielern, verlaufen ist, und auch die Tage in Wien waren es. Es war durchwegs eine produktive Zeit.

tennisnet.com: "Domi" soll auf Teneriffa gemäß "Kronen Zeitung" an einem Tag sogar zwölf Stunden trainiert haben. Das kann man sich als Ottonormalverbraucher dann doch sehr schwer vorstellen. Stimmt das so?

Bresnik: Er war durchaus mal zwölf Stunden verplant. Das hat um 7:30 Uhr gleich mit einem Morgenlauf begonnen, und der Tag war dann bis 21:30 Uhr durchgeplant. So gesehen war ein Trainingstag schon zwölf Stunden. Aber zwölf Stunden das, was wir unter Training verstehen, davon kann man nicht reden. Die restlichen zehn, zwölf Stunden war Dominic sonst meist auf dem Zimmer, hat acht Stunden pro Tag geschlafen. Dazwischen habe ich ihm zur Mittagsruhe auch mal ein Powernapping verordnen müssen - das sind Dinge, die ein Bursche in dem Alter normalerweise nicht macht.

tennisnet.com: Klingt jedenfalls nicht nach viel Freizeit.

Bresnik: Nein, Freizeit für irgendwelche außergewöhnlichen Aktivitäten ist hierbei fast keine geblieben, von den 17 vollen Tagen auf Teneriffa sind 14 oder 15 so abgelaufen. Da war nicht mal Zeit, um vielleicht mal shoppen oder groß ans Meer zu gehen, höchstens mal kurz, um ein bisschen auf dem Zimmer zu entspannen, und sonst Sauna, Massagen, Eisbäder. Es gab Tage, an denen körperlich ein bisschen weniger als an den anderen gemacht worden ist, aber vier bis fünf Stunden hat er normal jeden Tag allein auf dem Platz verbracht. Außerdem wärmt er eine Stunde vorher auf, danach abwärmen, Intervalltraining an der Laufbahn und auf dem Platz. Es war ein hoher Umfang, mit vielen verschiedenen Spielern dort, die Abwechslung war dadurch ständig gegeben. Die 17 Tage waren also sehr kurzweilig.

tennisnet.com: Und auf jeden Fall äußerst intensiv. Auch Philipp Kohlschreiber soll Dominic Respekt gezollt haben, welch gewaltigen Umfang er dort absolviert. Ist "Domi" diesbezüglich vielleicht schon unter den Top Fünf der Welt zu sehen?

Bresnik: Ich weiß nicht, wie viel genau andere so trainieren. Aber wenn Kohlschreiber davon spricht, wie hart Dominic trainiert: Er ist genau derjenige, der Dominic da das Wasser reichen kann. Die Art und Weise, wie er trainiert, und das mit 33 Jahren - das ist beeindruckend. Und er tut sich da auch leichter, dies bei Dominic zu erwähnen und schätzt das anders, weil er auch so ein Programm fährt. Für mich ist er ohnehin einer der besten Spieler, die niemals unter den Top Ten waren. Er ist von Mutter Natur nicht so ausgestattet worden, mit nur wenig Aufwand zu einem guten Aufschlag, Grundlinien- und Volleyspiel zu kommen, er hat sich das alles hart erarbeitet. Und deshalb sind das dann wohl auch Leute, die sich ganz besonders gut verstehen. Kohlschreiber hat leider viele schlechte Auslosungen bei Grand-Slam-Turnieren gehabt. Aber vor seiner Karriere kann man nur den Hut ziehen und muss ihm ein Kompliment machen.

Erlebe die WTA- und ATP-Tour Live und auf Abruf auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat!