Melzer zeigt gegen die Nummer 1 auf

Gerald Melzer stellte Andy Murray in Doha vor eine schwere Aufgabe
© getty

Nach in Summe beeindruckender Leistung muss sich Gerald Melzer beim ATP-Turnier in Katar im Achtelfinale Andy Murray erst in zwei knappen Sätzen geschlagen geben.

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"Ich werfe sicher nicht die Flinte ins Korn": Dies hatte er gegenüber tennisnet.com im Vorfeld des Duells mit Andy Murray versichert. Denn wenn schon, dann wollte Gerald Melzer bei den Qatar ExxonMobil Open gegen die Nummer eins der Welt mit fliegenden Fahnen untergehen. Das ist Österreichs Nummer zwei an diesem Tag jedenfalls gelungen: Der 26-Jährige ist beim ATP-World-Tour-250-Hartplatzturnier in Doha, der Hauptstadt Katars, nach beeindruckender Leistung erst nach zwei knappen Sätzen ausgeschieden. Nach seinem Auftakterfolg gegen den französischen Ex-Weltranglisten-Zwölften Paul-Henri Mathieu (ATP 73) am Dienstag musste sich der Niederösterreicher (ATP 68) am Mittwochabend im Achtelfinale nach 2:24-stündiger und großer Gegenwehr dem topgesetzten Briten mit 6:7 (6), 5:7 geschlagen geben. Sein zuvor erster ATP-Hauptfeld-Coup auf Hardcourt verschaffte ihm dennoch gesamt 20.080 US-Dollar Preisgeld, gleich beim ersten Turnierstart der neuen Saison 20 ATP-Zähler und die erfreuliche Gewissheit, dass auch die Besten der Besten bloß mit Wasser kochen und an einem guten Tag durchaus in Reichweite sein können.

8 Satzbälle abgewehrt und immer wieder zurückgekämpft

"Klar kann ich nicht erwarten, dass ich als Sieger vom Platz gehe. Aber ich möchte ein geiles Match spielen", hatte Melzer die Devise ausgegeben, das glückte ihm in der Rolle des krassen Außenseiters von Beginn weg. Der Deutsch-Wagramer spielte frech und aggressiv, versuchte, den zweifachen Olympiasieger und dreifachen Grand-Slam-Pokalgewinner so oft wie möglich unter Druck zu setzen. Einige Male scheiterte er hierbei an seinem noch verbesserungsfähigen Netzspiel, einige Male an den bekannt überragenden Defensivqualitäten Murrays, doch häufig gelangen ihm so auch sehr schöne Punktgewinne, mit denen er diesem das Leben ganz schwer machte. Aufbauend auf großer Schlagsicherheit von der Grundlinie, erzielte er vor allem dank seiner Vorhand etliche Winner. Es war Melzer, der gar das erste Break zum 2:1 holte, Murray konterte allerdings postwendend und schaffte nach drei Gamebällen für den Österreicher noch ein weiteres Break zum 4:2 und schien die Kontrolle zu erlangen. Alles schien den erwarteten Lauf zu nehmen. Doch diesen Eindruck musste man gleich wieder revidieren, denn seinerseits stellte Melzer darauf auf 4:4 und hatte sogar als Rückschläger die Chance zum 5:4.

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Mit der neuerlichen Führung mit Break wurde es zwar nichts, der Schützling der Tennis-Zone International von Werner Eschauer und Roland Berger machte im Anschluss aber mit großem Risiko und jeweils vier Punkten in Folge bei 4:5 und 15:40 bzw. 5:6 und 15:40 insgesamt vier Satzbälle eindrucksvoll zunichte. Und nochmal vier, als Murray eine 5:0- und 6:2-Führung im Tiebreak ebenfalls nicht reichen sollte. Der Schotte verschaffte sich jedoch mit seinem dritten Ass in der Kurzentscheidung den in Summe neunten Satzball - und dort war dann durch einen Rahmenball-Schlagfehler Melzers doch Schluss. Der heimische Linkshänder steckte den Kopf trotzdem weiterhin nicht in den Sand, hielt auch den zweiten Durchgang lange Zeit offen. Den zunächst einzigen Breakball wehrte er bei 2:2 ab, ehe er, von 3:3 und 40:15 weg, neun Punkte am Stück und elf der nächsten zwölf verlor. Doch auch von 3:5 und 15:40 weg erkämpfte sich Melzer sein Aufschlaggame und in weiterer Folge gar den Ausgleich zum 5:5. Nachdem er im nächsten Spiel nochmals gebreakt wurde, konnte er allerdings nicht mehr zurückschlagen und musste dem haushohen Favoriten zum lediglich hauchdünnen Sieg gratulieren.

"Nicht unverschämt zu sagen, dass ich Satz 1 gewinnen hätte können"

Auch wenn unterm Strich eine Niederlage stand, erklärte Melzer gegenüber tennisnet.com mit Recht erfreut: "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich weiß, dass ich gut spielen kann und bin sehr froh, dass ich das Match genießen und mein Spiel spielen konnte." Die Tatsache, dass er seinen hochdekorierten Gegenspieler dermaßen ärgern könnte, hatte er auch nicht ganz erwartet: "Ich war nach den ersten drei Spielen dann doch ein bisschen überrascht - aber dann habe ich gesehen, dass ich mitspielen kann, und sogar noch mehr als das", und er befand: "Ich glaube, es ist nicht unverschämt zu sagen, dass ich den ersten Satz gewinnen hätte können." In der nächsten Woche gibt's für ihn vor seiner Hauptbewerbs-Premiere bei den Australian Open in Melbourne noch eine Gelegenheit, um weiteres Selbstvertrauen und weitere ATP-Zähler zu sammeln: Er fliegt am Donnerstagabend zum ATP-Challenger nach Canberra, der Hauptstadt von Australien.

Hier die Ergebnisse aus Doha: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

Gerald Melzer im Steckbrief

Editorial - Tennisnet und SPOX: We are One!

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