Grand-Slam-Champ als Nr. 288 – Adochitei schreibt HTT-Major-Märchen

Von Claus Lippert
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© Hobbytennistour

Eric Adochitei hat das vermeintliche Underdog-Finale der HTT-French Open als Nr. 288 der HTT-Compute...

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Eric Adochitei hat das vermeintliche Underdog-Finale der HTT-French Open als Nr. 288 der HTT-Computer-Rangliste gegen den sogar ohne Ranking ins Turnier gestarteten Christoph Niedhart gewonnen, und sich mit seinem ersten HTT-Karriere-Turniersieg auch gleich den Traum vom ersten Grand-Slam-Titel erfüllt. Der 18jährige triumphierte am Donnerstag vergangener Woche in der finalen Major-Entscheidung am Centercourt des UTC La Ville gegen den Heeres-TC-Star nach 2:06 Stunden Spielzeit mit 6:3, 6:2, 6:3, und setzte einige historische Bestmarken in die rote Asche am Altmannsdorfer Ast. Aus dem UTC La Ville berichtet C.L

Eric Adochitei bringt Gegner und Statistik-Abteilung der HTT ins Schwitzen

Als Eric Tudor Adochitei-Pandelea – wie er mit vollem und wohl klinenden Namen eigentlich heißt – die riesige und mit allen Champions der Vergangenheit versehene Silber-Trophäe für den größten Erfolg seiner Karriere vom HTT-Veranstalter in Empfang nahm, hatte er auch sowas wie ein Stück Geschichte in Händen. Eine fast drei Jahrzehnte lange Story um ein Event, das sich von Beginn weg als wichtigstes und prestigeträchtigstes im Circuit der HTT etabliert hatte, und bis zum jüngsten Tag nichts an seiner Faszination, an Flair und seiner Einzigartigkeit verloren hat. Nur ganz großen Namen sind an der mächtigen Trophäe verewigt, und seit 7. Juni 2018 auch jener von Eric Adochitei, der in sechs Turniertagen vom überhaupt nicht beachteten Mitspieler zum Superstar der ersten Juni-Woche und des zweiten HTT-Grand-Slam-Turniers der Saison avancierte, und angesichts der Außergewöhnlichkeit seines Erfolges die Statistik-Abteilung der HTT ins Schwitzen brachte.

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Adochitei setzt Erfolgsserie rumänische HTT-Grand-Slam-Sieger fort, und avanciert zum drittjüngsten HTT-French-Open-Gewinner aller Zeiten

Als Nr. 288 der HTT-Computer-Rangliste zum HTT-Grand-Slam-Champion, das ist natürlich Rekord in der HTT-Open Ära und die neue Bestmarke, die bislang Lukas Planteu inne hatte, der 2011 als Nummer 202 die HTT-Australian Open für sich entschieden hatte. Nach Florian Urach und Martin Kova ist Adochitei mit seinen 18 Jahren der drittjüngste HTT-French Open Sieger der Geschichte, und insgesamt erst der dritte Akteur nach Alexander Geisler (2009 sowie 2012) und Peter Klager (2013), der sich ungesetzt den wichtigsten Sandplatztitel des Jahres sichern konnte. Der Niedhart-Bezwinger ist zudem der 17. HTT-French-Open-Gewinner, und der 45. Spieler in 28 Jahren Hobby-Tennis-Tour, der es zu Titelehren bei den bislang 106 ausgetragenen Grand-Slam-Turnieren brachte. Als 463. Turniersieger der Open Ära machte Rumäniens neuer Jungstar auch seinem Heimatland alle Ehre, und führte die erfolg- und ruhmreiche Tradition der Karpaten-Server bei HTT-Majors fort. Adochitei ist nach Damian Roman und Alex Stokker der dritte rumänische HTT-Grand-Slam-Sieger, der für den insgesamt siebenten rumänischen Major-Titel und den zweiten rumänischen HTT-French-Open-Erfolg nach 2016 durch Damian Roman sorgte. Für Rumänien war es insgesamt bereits HTT-Turniersieg Nr. 31, und für die Statistik-Abteilung Titel Nr. 169 für die internationalen HTT-Stars, die im Grand-Slam-Titel-Duell mit den rot-weiß-roten Assen aus den letzten 25 Major-Events mit 13:12 Erfolgen wieder knapp die Nase vorne haben.

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Niedhart lässt unzählige Chancen im ersten Satz ungenützt

Das “wichtigste Endspiel des Jahres” – zumindest auf roter Asche – begann mit einem Blitzstart Adochiteis, der mit zwei Assen im Eröffnungs-Game seine Aufschlagstärke und Präsenz beim Service gleich einmal nachdrücklich unter Beweis stellte, und zudem von einer nervösen und fehlerhaften Anfangsphase Niedharts profitierte, der sich mit vier unforced errors ein viel zu frühes Break eingehandelt hatte. Das “worst case Szenario” war eingetreten, denn um überhaupt ein spannendes und offenes Endspiel zu sehen, sollte Niedhart den ersten Durchgang des Generationen-Duells für sich entscheiden – waren sich zumindest die Experten vor Ort einig. Als Adochitei im folgenden Aufschlagspiel rasch wieder mit 40:0 davonzog, kamen die schlimmsten Befürchtungen im Niedhart-Lager auf. Doch Tennis ist und bleibt ein verrückter Sport, einer in dem von einer Sekunde auf die andere Prognosen, Thesen, und Gesetze kippen, und das genauso rasant wie die erwähnte 40:0 Führung des jungen Rumänen. Aus dem Nichts bekam Niedhart eine Break-Gelegenheit angeboten, und der 34jährige nahm dankend zum Re-Break an. Minuten später hatte Adochiteis Coach wohl das Gefühl im falschen Film zu sein, den sein Schützling hatte den dominanten Part abgegeben und sah sich mit einem weiteren kassierten Break plötzlich einem 2:3 Rückstand gegenüber. Die folgenden Minuten und Szenen waren dann womöglich jene, die den weiteren Verlauf dieses Finales nachhaltig prägten. Niedhart hatte bei eigenem Aufschlag eine 40:15 Führung, und die ließ er mit zwei weiteren unerzwungenen Fehlern an der Grundlinie ungenützt. Noch fataler waren aber seine zwei am Stück produzierten Doppelfehler, mit denen der Heeres-TC Routinier den Jungstar zum Re-Break und zurück ins Match verhalf.

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17 Minuten dauerndes Game zur 1:0 Satzführung Adochiteis, die der junge Rumäne als Basis zum sensationellen HTT-French-Open-Triumph nützt

Und Niedharts Doppelpack an Doppelfehlern war auch der Auftakt zu einer Unserie an vergebenen Spielbällen und Breakbällen, mit denen der 34jährige im Normalfall ein ganzes Turnier gewinnen kann. Ein 40:0 zum möglichen 4:4 ausgelassen, war genauso bitter wie vier verpatzte Break-Chancen zum möglichen 4:5 im 17 Minuten dauernden letzten Game des ersten Satzes, in dem Adochitei dann seinen sechsten Satzball zum 6:3 nützen konnte. Der zweite Durchgang war genau vier Games lang offen und ausgeglichen, die beiden Aufschläger hatten ihre Service-Games sicher durchgebracht, ehe Adochitei in der Folge mit zwei Breaks in Serie und mit 6:2 die Satzführung auf 2:0 ausbaute, und damit wohl mehr als die Vorentscheidung herbeigeführt hatte. Rumäniens Jungstar hatte nun entgültig Lunte gerochen, und Niedhart war zu Beginn des dritten Satzes noch einmal seinem Tagesmotto “Chancen zu vergeben” treu geblieben. Einen Breakball zum 2:0 ausgelassen, bei 1:1 ein 40:0 zum möglichen 2:1 vergeigt, bei 1:2 wieder zwei Break-Möglichkeiten zum 2:2 versemmelt, am Ende war es die logische Konsequenz aus allen diesen liegengelassenen Großchancen, dass Adochitei mit 6:3, 6:2 und 6:3 auch ergebnistechnisch glasklar zum Titelgewinn bei den 27. HTT-French-Open im UTC La Ville kam.

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Adochitei mit nur einem Einzelsieg auf Grand-Slam-Ebene vor dem HTT-French-Open-Erfolg, und Niedhart nach exzellenter Vorstellung mit zufriedenstellender Bilanz

Damit war auch ein kleines Tennismärchen wahr geworden, denn mit Adochitei konnte man trotz seines allgemein bekannten Könnens nicht unbedingt als Prüger-Nachfolger bei den HTT-French-Open rechnen. Ein einziges Match hatte der junge Rumäne auf HTT-Grand-Slam-Ebene zuvor gewonnen, nämlich das Erstrundenduell bei den HTT-Australian Open 2016 gegen einen gewissen Sebastian Hickl. Das war es mit der Major-Herrlichkeit des Eric Adochitei, der ohne Satzverlust beim prestigeträchtigsten Turnier der Szene in Erscheinung trat, und in der neuesten Ausgabe der HTT-Computer-Rangliste mit Platz 12 über sein Karriere-High-Ranking jubeln darf. Kurz die logische Enttäuschung nach einem verlorenen Finale verarbeitet, durfte auch Christoph Niedhart zufrieden Bilanz über seinen HTT-French-Open-Auftritt ziehen. Mit einem Titelgewinn wäre der 34jährige zum zweitältesten HTT-French-Open-Sieger der Geschichte avanciert, und zum erst vierten Spieler der Open Ära nach Alexander Geisler, Gabriel Jovanovic und Johannes Loibl, der ohne Ranking ein HTT-Grand-Slam-Turnier gewonnen hätte. Doch auch ohne diese statistischen Titel hat der Heeres TC Star eine außergewöhnliche Leistung beim zweiten HTT-Saison-Major vollbracht. Ohne Matchpraxis, ohne Turnier-Rhythmus in einem phantastischen Feld das Endspiel zu erreichen, ist aller Ehren wert.

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