Filip Markovic lässt 4 Matchbälle im Viertelfinal-Krimi gegen Philipp Schneider ungenützt

Von Claus Lippert
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© Hobbytennistour

Der 2fache HTT-Tour-Finals-Champion Philipp Schneider hat am späten Montag Abend und nach einer aufr...

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Der 2fache HTT-Tour-Finals-Champion Philipp Schneider hat am späten Montag Abend und nach einer aufregenden Tie-Break-Krimi-Entscheidung so wie im Vorjahr das Semifinale der HTT-French-Open erreicht. Der an Nummer 2 gesetzte Niederösterreicher setzte sich in einem 2:57 Stunden Spielzeit dauernden, keineswegs hochklassigen dafür aber umso spannenderen Match gegen Serbiens Nummer 2 Filip Markovic mit 7:6, 4:6, 7:6 durch, und darf bei der 26. Auflage des NABO Mai-Grand-Slam-Turniers im UTC La Ville weiter von seinem ersten HTT-Major-Titel träumen. Vor dem anstehenden Semifinale gegen den 2fachen Kitzbühel-Sieger Martin Zehetner bedarf es aber einer gewaltigen Steigerung, denn im letztlich siegreichen Duell mit Filip Markovic wusste der ehemalige Ranglisten-Erste vom UTC Waidhofen/Thaya über weite Strecken nicht zu überzeugen. Das zweite Halbfinale beim zweiten Saison-Grand-Slam-Turnier der Hobby-Tennis-Tour bestreiten übrigens Matthias Wolf und Lukas Prüger. Ein Bericht von C.L

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Philipp Schneider: Erster Grand-Slam-Titel oder ein weiteres Kapitel in der Grand-Slam-Fluch-Saga

Bislang war es an den vier Turniertagen der HTT-French-Open ungewöhnllich ruhig um jenen Mann, der seit Sommer 2013 mit 16 gewonnenen HTT-Turniersiegen gemeinsam mit dem verletzten Ranglisten-Ersten Damian Roman zum erfolgreichten Spieler der jüngeren HTT-Geschichte zählt. Es war auch nichts zu lesen und zu hören vom “Grand-Slam-Fluch” des Philipp Schneider, der es in bisher 13 absolvierten Major-Events noch zu keinem dieser prestigeträchtigen Titel bei den “big four Turnieren” der HTT brachte. Und sollte sich der 2fache Masterssieger im Verlauf des aktuellen NABO Mai Grand Slam Turniers nicht gewaltig steigern können, dann wird es statt dem ersten und längst hochverdienten Major-Titel eher ein weiteres Kapitel in der traurigen Saga rund um Schneiders Grand-Slam-Fluch geben. Rein leistungstechnisch spricht nämlich nicht viel für den 37jährigen Routinier, der am Montag Abend in der viertelfinalen Night-Session am “kleinen Centercourt” des UTC La Ville gegen Filip Markovic im letzten Moment den Kopf aus der Schlinge zog, und nach vier abgewehrten Matchbällen und einem 7:6, 4:6, 7:6 Erfolg sein sechstes HTT-Grand-Slam-Karriere-Semifinale erreicht hatte.

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Schneider und Markovic sorgen in viertelfinaler Night-Session für einen packenden und spannungsgeladenen Schlagabtausch

Zuvor hatten sich Schneider und Markovic im dritten direkten Duell miteinander von Beginn an einen intensiven Schlagabtausch geliefert. Einen, der zwar über weite Strecken hochklassiges Tennis vermissen ließ, der aber durchgehend Spannung erzeugte, und für jeglichen Ausgang bis zum Ende knapp nach 22 Uhr gut war. Markovic hatte im ersten Grand-Slam-Viertelfinale seiner Karriere eigentlich stark begonnen, bei 5:4 und eigenem Aufschlag die Chance zur 1:0 Satzführung, diese aber mit einem grottenschlecht gespielten Tie-Break ausgelassen. Im zweiten Satz kam die letzte serbische Titelhoffnung – nach dem Überraschungs-Aus von Vladimir Vukicevic im Achtelfinale – nach zwischenzeitlichem 2:3 Rückstand mit drei gewonnenen Games en suite zu einer 5:3 Führung, die der 23jährige dann mit 6:4 zum Satzausgleich ins Ziel rettete. An Dramatik kaum zu überbieten war dann die Schlussphase dieses letzten offenen Viertelfinales bei den HTT-French-Open 2017, in dem Schneider zunächst bei 5:3 und eigenem Aufschlag zwei Matchbälle vergab. Einen davon wehrte Markovic mit einem grandiosen Passierball in Weltklasse-Manier ab, den zweiten “big point” verschleuderte Schneider mit einem “unforced error” höchst persönlich. Von diesen vergebenen Matchbällen schien sich Schneider nicht mehr zu erholen, denn es folgten Minuten und Games, in denen der 16fache Turniersieger beinahe kläglich agierte und völlig verunsichert in sein zweites HTT-French-Open-Viertelfinal-Aus nach 2015 zu stolpern schien. Todsichere Punkte ausgelassen, Luftlöcher beim Service geschlagen, Schneider war völlig von der Rolle und das Publikum auf der Terrasse des La-Ville-Restaurants rieb sich verwundert die Augen ob der Vorstellung des HTT-Superstars.

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Markovic lässt vier Matchbälle – davon zwei mit Doppelfehlern – zu seinem ersten HTT-Grand-Slam-Semifinale ungenützt

Bei 5:6 und Aufschlag seines Gegners hatte Schneider dann neben seiner Routine und der Klasse die er mitbringt auch noch das Glück, dass Markovic die eigene Courage abhanden kam, und dieser einen sicher in der Tasche geglaubten Erfolg aus der Hand gab. Vier Matchbälle fand Markovic nämlich vor, vier Mal fehlte je nur ein Punkt zum ersten Grand-Slam-Semifinale seiner Laufbahn, und gleich drei Mal davon patzte der ängstlich spielende Underdog. Zwei Doppelfehler – davon einer mit vollstem Risiko geschlagen – produzierte der 23jährige mit wackeligem Handgelenk, dazu ein sensationeller und mit dem ganzen Frust der vergangenen Minuten versehener Return-Winner Schneiders, und der fast schon zur Realität gewordene Traum vom ersten Sieg über Philpp Schneider im dritten direkten Duell und dem damit verbundenen Einzug ins Semifinale der HTT-French-Open war wie eine Seifenblase geplatzt. “Ich bin trotzdem mit dem Erreichten hier zurfrieden. Ich habe den Philipp am Rande der Niederlage gehabt und ihn zur Verzweiflung gebracht. Der zweite Aufschlag bei Matchball Nr. 3 mit viel Risiko war voll beabsichtigt. Der ist mir in der Vergangenheit schon oft gelungen”, so Markovic, der nach seinem 14. Grand-Slam-Turnierstart weiter auf sein erstes Semifinale warten muss, und im Head to Head mit Philipp Schneider nun 0:3 zurück liegt.

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Lukas Pürger (seit 11 Spielen ungeschlagen) und Matthias Wolf (Sieger über Sensationsmann Johnny Ye) bestreiten das 2. Semifinale der HTT-French-Open 2017

Das zweite Semifinale beim 26. NABO Mai Grand Slam Turnier bestreiten übrigens Lukas Prüger und Matthias Wolf. Letztgenannter holte am Montag Abend am Centercourt des UTC La Ville den Sensationsmann Johnny Ye nach dessen Supersieg am Vortag im Achtelfinale über den an Nummer 1 gesetzten Serben Vladimir Vukicevic wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Der 29jährige Wiener zwang Asiens Besten auf der HTT mit 7:6, 6:0 in die Knie, und zog mit Saison-Einzelsieg Nr. 10 und Karriere-Single-Erfolg Nr. 30 bei seinem Grand-Slam-Debüt auf Anhieb in die Vorschlussrunde ein. Dort gibt es ein Wiedersehen mit dem momentan erfolgreichsten HTT-Spieler auf roter Asche, nämlich mit dem erst 19jährigen Jungstar Lukas Prüger. Beide Spieler standen sich vor drei Wochen im Semifinale des Mai-HTT-500-Turniers gegenüber, wo sich Prüger auf dem Weg zu seinem zweiten Saisontitel mit 6:4 und 6:2 durchsetzen konnte. Und Wolfs Gegner startet mit jeder Menge Selbstbertrauen in die Neuauflage dieses Duells am heutigen Nachmittag, denn nach seinem gestrigen 6:3, 6:3 Sieg im 60. HTT-Karriere-Single und im Viertelfinale über Scheidl-Ersatzmann Kevin Köck, ist Prüger nunmehr bereits seit 11 Spielen auf Sand ungeschlagen, und für viele Insider die heißeste Aktie auf den Gewinn der HTT-Sandplatz-Krone 2017.

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