Zehn denkwürdige Davis-Cup-Endspiele

tennisnet.com präsentiert Finals im Davis Cup, die für viel Aufsehen gesorgt haben.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 23.11.2016, 07:15 Uhr

Von Christian Albrecht Barschel

Der Davis Cup hat seine eigenen Gesetze. Im Davis Cup zählen keine Turniersiege und Weltranglistenplätze, es geht allein um die totale Hingabe für sein Land und die Chance unsterblich zu werden. Immer wieder passieren Überraschungen, mit denen nicht zu rechnen ist. "Ein Grand-Slam-Sieg macht einen Spieler zum Champion, ein Erfolg im Davis Cup zum Helden", sagte Niki Pilic, der als Teamchef und Berater mit drei unterschiedlichen Ländern fünfmal beim ältesten jährlich ausgetragenen Sportwettbewerb triumphierte.

"Ich liebe den Davis Cup, weil es nicht um Verträge, Zeitpläne und Geschäft geht. Die Tradition ist größer als Dollars", sagte Frankreichs langjährige Davis-Cup-Kapitän Yannick Noah und fügte an: "Es braucht einen individuellen Charakter, um Grand Slams zu gewinnen. Aber im Davis Cup musst du dich für andere aufopfern. Es geht ums Teilen und Respekt vor deinen Teamkollegen. Deshalb ist der Davis Cup so großartig." John McEnroe brachte es kurz und knapp auf den Punkt. "Ich würde überall hingehen, zu jeder Zeit, um Davis Cup für Amerika zu spielen." tennisnet.com präsentiert zehn denkwürdige Endspiele im wichtigsten Mannschaftswettbewerb im Tennis.

1981: USA gegen Argentinien 3:1

Das Jahr 1981 läutete eine neue Ära im Davis Cup ein. Zum ersten Mal wurde im bis heute bestehenden Weltgruppen-System mit 16 Mannschaften der Davis-Cup-Sieger ermittelt. Mit den USA und Argentinien gab es eine heißblütige Finalpremiere, bei der John McEnroe der Garant für den Titelgewinn der USA war. "Big Mac" brachte sein Team mit einem glatten Erfolg gegen Guillermo Vilas in Führung. Jose Luis Clerc glich für die Argentinier aus. Im Doppel gelang McEnroe und Peter Fleming ein hart umkämpfter Sieg mit 11:9 im fünften Satz. Schließlich machte McEnroe in einem über vierstündigen Fünfsatzmatch gegen Clerc den Erfolg der US-Amerikaner perfekt. McEnroe sprang in die Arme seines Teamkapitäns Arthur Ashe und ließ sich von den 13.000 Zuschauern im Riverfront Coliseum in Cincinnati feiern.

1988: Schweden gegen Deutschland 2:3

Es lag ein Weihnachtsmärchen in der Luft, als das deutsche Davis-Cup-Team eine Woche vor Weihnachten zum Endspiel gegen Schweden nach Göteborg reiste. Die noch titellosen Deutschen waren die Außenseiter gegen den Titelverteidiger aus Schweden. Mit Mats Wilander und Stefan Edberg stellten die Schweden die beiden herausragenden Spieler des Jahres. Wilander war nach den drei Grand-Slam-Siegen in Melbourne, Paris und New York die klare Nummer eins der Weltrangliste. Edberg setzte sich im Wimbledonfinale gegen Becker durch, so dass alle Grand-Slam-Titel in schwedischer Hand waren. Zudem hatten die Skandinavier mit Edberg und Anders Järryd eines der besten Doppel in ihren Reihen.

Als Bodenbelag wählten die Schweden einen langsamen Sandplatz, um Boris Becker zu schwächen. Doch damit machten sie den zweiten deutschen Einzelspieler Carl-Uwe Steeb stark. Und Steeb gelang im Eröffnungseinzel tatsächlich die Sensation. Trotz 0:2 in den Sätzen, einem 2:5-Rückstand im fünften Satz und einem Matchball gegen sich, rang Steeb den Weltranglisten-Ersten Wilander mit 8:6 im fünften Satz nieder und brachte Deutschland völlig überraschend in Führung. Becker legte mit einem klaren Erfolg gegen Edberg nach. Den Deutschen fehlte noch ein Punktgewinn zum Premierentitel im Davis Cup. Die noch ungeschlagenen Becker und Jelen sollten im Doppel den Schweden den finalen K.o. versetzen.

Es dauerte bis vor allem Becker auf Betriebstemperatur kam. Nach 0:2-Satzrückstand legten Becker/Jelen los und bogen das Doppel gegen Edberg/Järryd noch um. Das deutsche Weihnachtsmärchen war perfekt. Die "Bild am Sonntag" titelte am Tag darauf "Boris schlägt uns in den Tennis-Himmel" und verglich den Davis-Cup-Sieg mit dem "Wunder von Bern". "Wir wissen alle bis jetzt noch nicht, wie wir den Sieg einschätzen müssen oder einschätzen können. Ich glaube, das kommt ein paar Wochen später, das kommt in einem halben Jahr, wenn es heißt, ihr habt den Davis Cup gewonnen. Es kommt auch noch ein paar Jahre später. Wir sind jetzt erst die neunte Nation, die ihn gewonnen hat. Zum allerersten Mal haben die Deutschen gewonnen. Und wir alle wissen, glaube ich, noch gar nicht so ganz, was wir gemacht haben", erzählte Steeb.

1989: Deutschland gegen Schweden 3:2

Ein Jahr nach dem "Weihnachtsmärchen von Göteborg" trafen Deutschland und Schweden erneut im Davis-Cup-Finale aufeinander. Für die Schweden war es sogar das siebte Davis-Cup-Endspiel in Folge. Doch diesmal standen die Vorzeichen anders. Im Vorjahr waren die Schweden die klaren Favoriten, diesmal hatten die Deutschen leichte Vorteile. Gespielt wurde in Stuttgart auf einem schnellen Teppichboden, der Boris Becker sehr entgegenkam. Und Deutschlands Superstar lieferte vor heimischem Publikum eine einzigartige Gala-Vorstellung ab und führte sein Land zum zweiten Davis-Cup-Titel.

Im Auftakteinzel gab es ein Wiedersehen zwischen Carl-Uwe Steeb und Mats Wilander. In der Weltrangliste waren beide mittlerweile auf Augenhöhe. Doch diesmal behielt Wilander nach fünf Sätzen die Oberhand und brachte die Skandinavier in Führung. Auf Becker war anschließend Verlass. Mit einem überzeugenden 6:2, 6:2, 6:4-Sieg gegen Stefan Edberg glich er für Deutschland aus. Im Doppel brachte Becker zusammen mit Eric Jelen sein Team auf Siegkurs. Das deutsche Duo bezwang Jan Gunnarsson und Anders Järryd in fünf spannenden Sätzen.

Am Schlusstag lief Becker schließlich zur absoluten Hochform auf und fertigte Wilander mit 6:2, 6:0, 6:2 ab. Deutschland hatte seinen Titel verteidigt und zum zweiten Mal den Davis Cup gewonnen. "Das ist das Beste, was jemand je gegen mich gespielt hat. Niemand kann Becker an einem Tag wie diesem schlagen, nicht auf diesem Belag", gestand Wilander ein. "Ich hätte nie geträumt, dass ich im Finale so gut spielen würde. Heute habe ich das beste Match meines Lebens gespielt. Es ist fast unmöglich für mich, besser zu spielen", freute sich Becker. Und Niki Pilic, Vater das Erfolgs, schloss sich dem Tenor an. "Objektiv betrachtet, ich habe noch nie jemanden über drei Tage solche eine Art von Tennis in einem so wichtigen Match spielen sehen."

1991: Frankreich gegen USA 3:1

Manchmal braucht es nur ein Wochenende, um zur Legende zu werden. Frankreich griff 1991 im Finale gegen die USA in Lyon nach dem ersten Davis-Cup-Titel seit 1932. Zwischen 1927 und 1932 konnten die berühmten vier Musketiere Jean Borotra, Jacques Brugnon, Henri Cochet und Rene Lacoste sechsmal in Folge den Davis Cup für Frankreich gewinnen. Doch nach dieser Ära mussten die Franzosen sehr lange auf einen Coup ihrer Landsmänner warten. Mit dem Zwei-Mann-Team um Guy Forget und Henri Leconte sowie Kapitän Yannick Noah sollten die favorisierten US-Amerikaner mit den Superstars Andre Agassi und Pete Sampras sowie dem Weltklasse-Doppel Ken Flach und Robert Seguso besiegt werden.

Gespielt wurde auf einem schnellen Teppichboden, der eigentlich der Spielweise von Sampras gelegen kam. Doch Sampras spielte sein allererstes Davis-Cup-Wochenende, und das ausgerechnet im Endspiel. Agassi brachte die USA mit seinem Sieg gegen Forget in Führung. Leconte, zu diesem Zeitpunkt nur die Nummer 159 der Welt, glich mit einem glatten Sieg gegen Sampras aus. Forget und Leconte gewannen am darauffolgenden Tag das Doppel gegen Flach/Seguso und brachten ihr Land auf die Siegerstraße. Am Sonntag glich der Gerland Sports Palace in Lyon einem Tollhaus, als Forget sich gegen Sampras in vier Sätzen durchsetzen konnte und den Davis-Cup-Triumph von Frankreich perfekt machte.

Die Zuschauer sangen inbrünstig ihre Nationalhymne, die Marseilles, und jubelten ihren Helden zu. Spaßvogel Noah führte sein Team mit allen Betreuern mit einer Polonäse über den Platz an. "Ich denke nicht, dass die Amerikaner begreifen, wie viel der Davis Cup dem französischen Team und der Öffentlichkeit bedeutet. Wir haben die Fußball-WM, die Tour de France und den Davis Cup. In den USA haben sie zehn verschiedene Dinge, die viel wichtiger als der Davis Cup sind", erklärte Forget den ausgelassenen Jubel. Ein paar Wochen später wurde das Duo Forget und Leconte gemeinsam zu Frankreichs Sportlern des Jahres gewählt.

1995: Russland gegen USA 2:3

Der Kalte Krieg zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion wirkte sich auch auf den Sport aus. Ein paar Jahre nach Fall des Eisernen Vorhangs waren die Ressentiments zwischen den beiden Staaten noch längst nicht verflogen. Das bekamen auch 1995 die US-Amerikaner im Davis-Cup-Finale in Russland zu spüren. Die Russen machten das Moskauer Olympiastadion zu einem Hexenkessel und griffen bereits im Halbfinale gegen Deutschland tief in die Trickkiste. Kurz vor Spielbeginn wurde der Sandplatz unter Wasser gesetzt, um ihn noch langsamer zu machen. Ähnlich verhielt es sich im Finale gegen die USA. Die Russen wollten nach der Finalniederlage im Vorjahr endlich ihren Premierentitel im Davis Cup feiern. Doch vor allem ein Mann hatte etwas dagegen: Pete Sampras.

Der US-Amerikaner spielte sein intensivstes Davis-Cup-Wochenende und war am Ende der gefeierte Held. Im Eröffnungseinzel rang Sampras Andrei Chesnokov mit 6:4 im fünften Satz nieder. Nachdem Sampras seinen zweiten Matchball nach einem wahnsinnigen Ballwechsel genutzt hatte, brach er von Krämpfen geschüttelt völlig zusammen. Nicht mal für das gegenseitige "Shakehands" reichte die Kraft. Sampras wurde sofort von Betreuern in die Kabine geschleppt. "Wenn mein Ball gut ist, denke ich nicht, dass Pete einen weiteren Schlag hätte machen können", sagte Chesnokov der zuvor im Halbfinale neun Matchbälle gegen Michael Stich abgewehrt hatte und zum umjubelten Helden geworden war. Sampras stimmte zu. "Ich weiß nicht, ob es hätte weiter gehen können."

Yevgeny Kafelnikov glich mit einem glatten Sieg gegen Jim Courier für die Russen aus. Für das US-amerikanische Doppel wurde zum großen Erstaunen Sampras nominiert. Und Sampras war wieder taufrisch. An der Seite von Todd Martin besorgte er mit einem klaren Sieg gegen Kafelnikov/Andrei Olhovskiy die 2:1-Führung. Einen Tag später gewann Sampras auf dem so ungeliebten Sand das Spitzeneinzel gegen Kafelnikov deutlich und führte die USA zum 31. Davis-Cup-Titel. "Ich denke, dass ich heute wahrscheinlich mein bestes Sandplatzmatch gespielt habe", freute sich der Held der USA. "Die großen Spieler haben ein Gefühl für Geschichte. Wenn die großen Spieler in die Geschichtsbücher eingehen, werden sie nicht nur durch die Grand-Slam-Titel erinnert, sondern auch dadurch, wie oft sie ihrem Land dabei geholfen haben, den Davis Cup zu gewinnen", sagte US-Kapitän Tom Gullikson, der Zwillingsbruder des später verstorbenen Sampras-Trainer Tim Gullikson.

1996: Schweden gegen Frankreich 2:3

Es sollte ein glanzvoller Abschied für Stefan Edberg von der Tennisbühne werden. Der Schwede wollte mit dem Davis-Cup-Titel seine Karriere beenden. Die Skandinavier gingen als klare Favoriten in das Endspiel gegen Frankreich zu Hause in Malmö. Doch wie so oft kam alles anders als gedacht. Edberg verlor das Eröffnungseinzel klar in drei Sätzen gegen Cedric Pioline und verletzte sich dabei auch noch am rechten Knöchel. Ein weiterer Einsatz von Edberg war nicht mehr möglich und eine herausragende Karriere ging damit tragisch zu Ende. Thomas Enqvist glich mit einem Dreisatzsieg gegen Arnaud Boetsch für Schweden aus. Guy Forget und Guillaume Raoux schlugen im Doppel die favorisierten Jonas Björkman und Nicklas Kulti und brachten Frankreich wieder in Führung.

Der Abschlusstag entwickelte sich zum absoluten Drama mit insgesamt 9:12 Stunden Spielzeit. Zunächst standen sich Enqvist und Pioline im Spitzeneinzel gegenüber. Eine 2:0-Satzführung sowie ein 5:2-Vorsprung im fünften Satz von Pioline reichte den Franzosen nicht zum entscheidenden Punkt. Enqvist besorgte nach 4:25 Stunden mit 9:7 im fünften Satz den 2:2-Ausgleich für Schweden. Die Entscheidung um den Davis-Cup-Sieg musste im letzten Einzel zwischen Kulti und Boetsch fallen. Es wurde die knappste Finalentscheidung in der Davis-Cup-Historie. Bei 7:6 und 40:0 im fünften Satz hatte Kulti drei Matchbälle. Boetsch wehrte die Matchbälle ab und nutzte nach 4:47 Stunden Spielzeit den Matchball zum 10:8-Sieg sowie zum Davis-Cup-Triumph von Frankreich.

"Das ist einfach nur unglaublich. Es war mein Traum, den Davis Cup als Spieler zu gewinnen. Vor fünf Jahren war ich im Team, habe aber nicht gespielt. Ich habe meine Freunde unterstützt und mein Bestes für sie gegeben. Dieses Mal habe ich auf dem Platz gespielt. Es war eine große Ehre für mich, dort zu stehen. Dieses Match zu gewinnen, nachdem ich drei Matchbälle gegen mich hatte, das ist wie ein Traum für mich. Das ist magisch", strahlte Frankreichs Held Boetsch nach dem Titelgewinn. Nach der Pokalübergabe an die Franzosen wurde ein trauriger Edberg offiziell verabschiedet. Der Schwede nahm die Niederlage aber sportlich und fair, wie er sich über seine gesamte Karriere verhalten hatte. "Das war ein wundervoller Tag für den Tennissport. Ich bin glücklich, heute hier gewesen zu sein, weil dies eins der aufregendsten Davis-Cup-Matches war, an denen ich teilgenommen habe. Ich fühle mich privilegiert." Die Schweden zerbrachen jedoch nicht an der Niederlage und gewannen in den zwei folgenden Jahren den Davis Cup.

2001: Australien gegen Frankreich 2:3

Es war alles angerichtet für den 28. Davis-Cup-Titel von Australien. Die Australier gingen als haushohe Favoriten in das Endspiel gegen Frankreich. Gespielt wurde zu Hause in der Rod Laver Arena in Melbourne auf dem so geliebten Rasen. Mit dem aktuellen Weltranglisten-Ersten Lleyton Hewitt, dem zweifachen Wimbledonfinalisten Patrick Rafter und dem Weltklasse-Doppelspieler Todd Woodbridge hatten die Australier eine schlagkräftige Truppe beisammen. Die Franzosen setzten hingegen auf Teamgeist und waren damit erfolgreich.

Das Endspiel begann mit einer großen Überraschung. Nicolas Escude schlug im Auftakteinzel Hewitt in fünf Sätzen. Rafter glich mit einem Sieg gegen Sebastien Grosjean aus. Im Doppel setzten die Australier anstatt des eigentlich vorgesehenen Duos Woodbridge/Wayne Arthurs ihre beiden Einzelspieler Hewitt und Rafter ein. Diese Rechnung mussten die Australier teuer bezahlen. Sie verloren nicht nur das Doppel, sondern Rafter musste auch noch für den letzten Tag wegen einer Sehnenscheidenentzündung in der Schulter verletzt passen. Der Doppelauftritt markierte gleichzeitig das Karriereende von Rafter.

Hewitt glich am Sonntag im Spitzeneinzel gegen Grosjean zum 2:2 aus. Anstatt Rafter spielte nun der Aufschlagriese Arthurs für Australien. Escude entschärfte die Aufschläge von Arthurs und avancierte an diesem Wochenende zum Helden für Frankreich. "Das braucht vielleicht eine Weile, bis mir das bewusst wird. Hier zweimal zu gewinnen, ist unglaublich. Den Davis Cup noch viel besser", freute sich Escude über den bislang letzten Titel für Frankreich.

2005: Slowakei gegen Kroatien 2:3

Im Davis-Cup-Finale 2005 standen sich mit der Slowakei und Kroatien zwei Überraschungsteams gegenüber. Beide Nationen griffen nach ihrem ersten Titelgewinn im Davis Cup. Die Kroaten reisten mit dem Team der "ics" nach Bratislava. Ivan Ljubicic, Mario Ancic, Ivo Karlovic und der reaktivierte Altstar Goran Ivanisevic gehörten zum Kader. Vater des Erfolgs war Niki Pilic, der als Kapitän Deutschland schon zu drei Titeln geführt hatte. Im Vorfeld wurde das Endspiel durch die Dopinggerüchte um Karol Beck, der zum slowakischen Kader zählte, überschattet.

Einige Monate später stellte sich heraus, dass Beck im vorangegangen Halbfinale gegen Argentinien positiv auf Clenbuterol getestet wurde. Beck wurde für zwei Jahre rückwirkend ab November 2005 gesperrt. Es blieb ein fader Beigeschmack, da Beck im Halbfinale mit jeweils einem Sieg im Einzel und im Doppel maßgeblichen Anteil am Finaleinzug der Slowaken hatte. Im Finale war Beck eigentlich als zweiter Einzelspieler vorgesehen. Einige Stunden vor dem Auftakteinzel wurde er aber zurückgezogen. Dominik Hrbaty hielt die slowakischen Titelhoffnungen mit zwei Einzelsiegen am Leben.

Im letzten Einzel bot der slowakische Kapitän Miloslav Mecir anstatt des angeschlagenen Karol Kucera und des mit Dopinggerüchten behafteten Beck den Doppelspezialisten Michal Mertinak auf. Ancic nutzte diese Steilvorlage und brachte den ersten Davis-Cup-Titel für Kroatien unter Dach und Fach. "Das kann man nicht vergleichen. Heute habe ich mit meinen Landsleuten gewonnen. Das ist ein historischer Moment für uns", sagte Kroatiens Teamkapitän Pilic auf die Frage nach dem Vergleich zu den drei Triumphen mit Deutschland.

2006: Russland gegen Argentinien 3:2

Mit göttlicher Hilfe sollte Argentinien im Moskauer Olympiastadion zum lang ersehnten ersten Davis-Cup-Triumph geführt werden. Unter den Augen von Diego Maradona, "der Hand Gottes", spielten die Gauchos ihr zweites Endspiel. Dank eines starken David Nalbandian, der seine beiden Einzel gewann, blieben die Argentinier im Rennen. Das letzte Einzel zwischen Marat Safin und Jose Acasuso musste die Entscheidung bringen. Argentiniens Kapitän Alberto Mancini entschied sich kurzfristig, Acasuso anstatt Juan Ignacio Chela aufzubieten, da Acasuso die beiden bisherigen Duelle gegen Safin gewonnen hatte.

Die Rechnung ging nicht auf. Safin avancierte, wie schon beim ersten Davis-Cup-Titel von Russland, bei dem er 2002 zwei Einzelsiege beigesteuert hatte, zum Helden. Anstatt Maradona jubelten die Russen um ihren Edelfan Boris Yeltsin. Maradona verließ tief enttäuscht und angetrunken die Halle. Er pöbelte gegen Passanten und urinierte sogar gegen die Reifen eines parkenden Autos. Der Davis-Cup-Fluch der Argentinier hält bis heute an. Auch die Finals 2008 und 2011 gingen für die Gauchos verloren.

2010: Serbien gegen Frankreich 3:2

Vom 3. bis 5. Dezember 2010 glich die Belgrad-Arena einem einzigartigen Hexenkessel. Serbien traf im Endspiel auf Frankreich und griff nach dem ersten Triumph im Davis Cup. Vor dem Finale merkte Serbiens Leitwolf Novak Djokovic an, dass auch darum gehe, der Welt ein "neues serbisches Gesicht" und eine Nation zu zeigen, "die nicht mehr mit Krieg, Zerstörung und Leid" identifiziert werde. Die Titelmission nahm jedoch einen negativen Anfang. Janko Tipsarevic war im Eröffnungseinzel gegen Gael Monfils chancenlos. Doch Djokovic glich in souveräner Manier mit einem Sieg gegen Gilles Simon zum 1:1 aus.

Am Samstag folgte ein intensives und dramatisches Doppel in aufgeheizter Atmosphäre. Viktor Troicki und Nenad Zimonjic gaben einen 2:0-Satzvorsprung gegen Arnaud Clement und Michael Llodra aus der Hand. Frankreich gewann nach 4:34 Stunden das Doppel und lag mit 2:1 vorne. Auf Djokovic war am nächsten Tag wieder Verlass. Der Serbe glich mit einem glatten Erfolg im Spitzeneinzel gegen Monfils zum 2:2 aus. Das vierte Einzel musste die Entscheidung über den Davis-Cup-Titel bringen. Tipsarevic und Simon waren für den finalen Showdown vorgesehen. Doch stattdessen wurden Troicki und Llodra aufgestellt. Und Troicki machte im Belgrader Hexenkessel das Spiel seines Lebens, fertigte Llodra mit 6:2, 6:2, 6:3 ab und bescherte Serbien den Premierentitel im Davis Cup.

"Das war der größte Druck, den ich jemals hatte. Ich habe keine Worte. Es ist unglaublich. Ich werde das Gefühl des gewonnenen Davis Cups erst in den nächsten Tagen begreifen. Man lebt für diesen Moment", zeigte sich Troicki überglücklich. Die Belgrad-Arena rastete völlig aus und feierte ihre Nationalhelden. Die siegreichen Protagonisten ließen sich im Jubeltaumel eine Glatze verpassen, darunter auch Niki Pilic. Der gebürtige Kroate fungierte als Chefberater der Serben und gewann schließlich seinen fünften Davis-Cup-Titel, und das mit drei unterschiedlichen Nationen. "Für diesen Moment habe ich gelebt. Unsere Mission ist erfüllt. Für mich ist dieser Sieg wichtiger als ein Grand-Slam-Erfolg", sagte Djokovic. Es war gleichzeitig die Initialzündung zu Djokovics unglaublicher Siegesserie im Jahr 2011.

Foto: GEPA pictures

von Christian Albrecht Barschel

Mittwoch
23.11.2016, 07:15 Uhr