Deutsches Viermädel-Haus will in Angelique Kerbers Fußstapfen treten

Erst eine Deutsche konnte sich in Linz den Titel schnappen. 2016 gibt es vier Damen, die das ändern könnten - und eventuell auch eine fünfte.

von Manuel Wachta
zuletzt bearbeitet: 10.10.2016, 00:00 Uhr

Laura Siegemund

Bloß wenige Dutzend Kilometer sind es von der Linzer TipsArena zur Staatsgrenze zwischen Österreich und Deutschland - nur ein ganz kleiner von etlichen Gründen, warum Jahr für Jahr zahlreiche der Top-Spielerinnen auch aus dem Nachbarland bei den Generali Ladies in Linz aufschlagen und um Weltranglisten-Punkte kämpfen. Die Athletinnen schätzen eben, wie es Turnierdirektorin Sandra Reichel mit Recht zu sagen pflegt, die familiäre Atmosphäre beim WTA-International-Hartplatzturnier in Oberösterreich. Und natürlich, auch die gemeinsame Sprache verbindet.

Dieses Jahr sind alleine vier deutsche Hauptfeld-Spielerinnen die kurze Reise angetreten, um sich ihre Chance auf den Siegerscheck von 34.677 Euro sowie 280 Zähler zu sichern, nämlich Laura Siegemund (Nummer acht der Setzliste), Julia Görges, Mona Barthel und Annika Beck - ein starkes Viermädel-Haus. Während Görges seit 2009 jede Saison unter den besten 80 der Welt beendet hat, Barthel seit 2011 jede in den besten 70 und derzeit um den Wiederanschluss kämpft und Beck im Juli ihr Career High von Platz 37 erreichte, schrieb besonders Siegemund eine einzigartige Erfolgsgeschichte.

Aus dem Nirwana in die Top 30

Einst als gewaltiges Talent gepriesen, hatte Siegemund den Durchbruch bei den Damen nie so recht geschafft. Von 2005 bis 2013 schloss sie ein jedes Jahr auf Positionen zwischen 225 und 383 im WTA-Ranking ab, kam nicht vom Fleck und von der ITF-Turnier-Knochenmühle weg - bis zu einer wundervollen Wendung in ihrer Karriere. Nach Platz 161 Ende 2014 startete die 28-Jährige aus Filderstadt richtig durch, spielte sich 2015 erstmals unter die Top 100 und stieg 2016 weiter auf, in kaum noch für möglich gehaltene Sphären, bis auf Platz 27. Derzeit nimmt sie Rang 29 in der weltweiten Hackordnung ein. Doch ganz besonders ragen freilich der erste WTA-Titel im Juli in Bastad, der Mixed-Doppeltriumph bei den US Open im September und zuvor im April der Finaleinzug beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart heraus.

Beim WTA-Premier-Heimevent sorgte Siegemund mit Siegen über die Top-fünf-Spielerinnen Simona Halep und Agnieszka Radwanska für echtes Aufsehen. Bis dahin gar ohne Satzverlust geblieben, war sie damals erst im Endspiel ihrer Landsfrau Angelique Kerber unterlegen - der Australian- und US-Open-Siegerin und inzwischen Weltranglisten-Ersten, hinter der sie schon die zweitbeste Deutsche ist. Und die als bisher einzige ihres Landes in Linz triumphiert hat, in der Saison 2013 war das. Siegemund dürfte sicherlich die besten Karten haben, um bei der 26. Auflage des Events in der Stahlstadt für einen zweiten schwarz-rot-goldenen Coup zu sorgen, wenngleich ihr im Achtelfinale ein Duell mit Görges und im Viertelfinale eine Begegnung mit der topgesetzten French-Open-Siegerin Garbine Muguruza(Spanien) winken könnte. Sollten alle Stricke reißen, gäbe es gar noch eine kleine, fünfte deutsche Hoffnung: Tamara Korpatsch steht im Qualifikationsfinale.

von Manuel Wachta

Montag
10.10.2016, 00:00 Uhr