Sorgen Jürgen Melzer und Dominic Thiem für nächsten Tennis-Feiertag?

Österreichs langjährige und Österreichs aktuelle Nummer eins kämpfen in der Wiener Stadthalle ums Viertelfinale.

von Manuel Wachta
zuletzt bearbeitet: 27.10.2016, 00:00 Uhr

Jürgen Melzer - Dominic Thiem

Am Dienstag der Tennis-Feiertag mit sämtlichen drei Österreicherinnen im Einzel im Einsatz, am Mittwoch der Nationalfeiertag, und am heutigen Donnerstag steht nun der nächste Tennis-Feiertag bevor - dann, wenn Jürgen Melzerund Dominic Thiem bei den Erste Bank Open 500 am Nachmittag den Centre Court der Wiener Stadthalle betreten werden und um den erhofften Einzug ins Viertelfinale kämpfen. Ersterer wird hierbei den Anfang machen: Der 35 Jahre alte Niederösterreicher (ATP 417) trifft im zweiten Match nach 13:00 Uhr um nicht vor 14:30 Uhr (im TV live auf ORF SPORT+, auf tvthek.orf.at auch im Livestream und auf tennisnet.com in den Livescores) bei einem Linkshänder-Vergleich auf den 28-jährigen Spanier Albert Ramos-Vinolas (ATP 26). Danach spielt Thiem: Der 23-jährige Niederösterreicher (ATP 9) bekommt es um nicht vor 16:00 Uhr mit dem Serben Viktor Troicki (ATP 28) zu tun.

Melzer: Comeback "genau wegen solchen Situationen"

Melzer hatte bei den heimischen Fans vor zwei Tagen mit einem 6:3, 7:5 gegen den aktuellen Weltranglisten-14. und Shanghai-FinalistenRoberto Bautista Agut(Spanien) für Begeisterung gesorgt. "Ich habe sehr, sehr gut gespielt. Das einzige, wo ich sage, wenn man jetzt irgendwie kritisch sein will: Ich habe nicht bombe serviert", freute sich der Deutsch-Wagramer über eine in Summe rundum gelungene Vorstellung, die ihn bei dieser Stimmung, mit diesem Rückhalt, umso mehr beflügelte: "Das ganze Comeback habe ich mir genau wegen solchen Situationen angetan", meinte er. "Ich habe in den letzten Wochen einfach gemerkt, dass ich meinen Level von Tag zu Tag hinaufschraube und wieder ordentliches Tennis spiele. Ich habe relativ wenig zu verlieren gehabt, habe mich aber gut gefühlt, und das ist immer eine gute Kombination. Ich habe auch einen eindeutigen Matchplan gehabt, der super aufgegangen ist."

Nach harten Zeiten mit seiner Schulter-OP im November des Vorjahres schätze man derartige Erlebnisse viel mehr als einst, vor 7500, ihn beharrlich anfeuernden Menschen aufzuschlagen. "Ich habe im Moment auch leider von meinem Ranking her nicht die Möglichkeit, immer vor so vielen Leuten und vor allem zuhause zu spielen, aber auch große Matches zu spielen - und das genießt man dann umso mehr. Es hat mir Riesenspaß gemacht. Und das ist es, was ich aus der Partie und aus dieser Atmosphäre mitnehmen will." Druck habe er überhaupt keinen, "und ich mache mir auch keinen. Ich habe eine Wildcard, ich war lang verletzt, ich spiele nur gegen Spieler, die um einiges besser als ich stehen." Dennoch denke er nicht, "dass mich viele, wenn ich so ein Match spiele, gerne auf der anderen Seite spielen sehen", lächelte er.

"Für mich ist das Um und Auf, wie ich mich bewege", und wenn er das so wie gegen Bautista Agut tue, "dann nehme ich den Kampf gerne an - wurscht, wer drüben steht. Ich werde gegen viele verlieren, aber zumindest werde ich nicht untergehen." Melzer gab sich trotzdem relativ überzeugt, dass die vordersten Ranking-Regionen für ihn wohl nicht mehr drinnen seien: "Ich bleibe immer noch dabei, dass ich nicht mehr in den ersten 20 stehen werde, da es irgendwann eng wird - wenn man sich das hochrechnet, wie viele Punkte ich da machen muss und wie alt ich dann schon bin. Ich glaube, dass ich immer noch solche Matches in mir drinnen habe. Der Weg, dass ich solche Matches halt oft spielen kann, der ist der mühsame, der langwierige." In jedem Fall darf der Jan-Velthuis-Schützling guter Dinge ins Achtelfinale gehen, zumal er das einzige Duell mit Ramos-Vinolas 2013 im Miami-Achtelfinale 2:6, 6:3, 6:3 gewonnen hat.

"Nacht des Sports" ohne Thiem: "Das war das Ziel"

Thiem hatte sich beim Vergleich zwischen Österreichs Nummern eins und zwei gegen Gerald Melzer (ATP 74) erstaunlich klar mit 6:0, 6:3 durchgesetzt, die Begegnung jedoch "überhaupt nicht leicht als erwartet" empfunden, denn "erstens mal ist ein Duell gegen einen Österreicher schon von Grund auf schwer. Ich habe natürlich einen super Start erwischt, das hat das Ganze am Beginn ein bisschen erleichtert. Und ich habe dann mit ein bisserl Glück das zweite Break gemacht, und dann ist der erste Satz natürlich gelaufen gewesen." Und im deutlich knapperen zweiten Durchgang hatte der Lichtenwörther letztlich ebenso das bessere Ende für sich. Alles für ihn auch der diesmal weit besseren Vorbereitung geschuldet: "Das war echt sehr gut, es ist eigentlich eines von den wenigen Turnieren in diesem Jahr, auf das ich mich wirklich sehr gut vorbereiten habe können. Bei den meisten Turnieren kommt man kurzfristig an, spielt ein bis zwei Mal dort, und dann kommt schon das erste Match, und hier trainiere ich seit Mittwoch in der Halle, und habe am Sonntag mit dem ‚Tie Break Tens' eine sehr, sehr ernste Generalprobe gehabt. Ich glaube, das ist mir alles sehr zugute gekommen."

Besonders freute Thiem, dass "auch die ganze Konzentration und der ganze mentale Part jetzt wieder zu 100 Prozent da waren, das hat mich eigentlich auch sehr glücklich gemacht. Das hat ein bisschen gefehlt, vor allem bei der Asien-Reise, auch davor ein bisschen." Nach seinem so frühen Aus in Peking habe er erst mal "ein paar Tage nichts gemacht und mir Zeit genommen für die Dinge, für die man sonst keine Zeit hat, und dann eigentlich sehr, sehr gut trainiert. Ich fühle mich nun auf jeden Fall wieder frischer als es im Sommer oder auch im Herbst noch der Fall war." Nach seiner Knieentzündung habe er zwar immer noch Schmerzen, aber er wisse in der Zwischenzeit, dass keine Verletzungsgefahr bestehe. Dass die erste Hürde mal genommen ist, erleichterte ihn ganz besonders, auch wenn er seine Auftaktniederlagen in Wien 2014 und 2015 "gar nicht" mehr im Hinterkopf gehabt habe, "aber natürlich ist mir eine Riesenlast vom Herzen gefallen, weil das für mich ein absolutes Highlight ist. Ich liebe das Turnier über alles. Da will man nicht in der ersten Runde die Segel streichen, und ich bin heilfroh, dass ich noch eine Partie spielen darf."

Durch seinen Auftakterfolg verpasst Thiem die "Nacht des Sports" am Donnerstag am Abend im Austria Center Vienna, bei der er als Österreichs Sportler des Jahres ausgezeichnet werden könnte: Ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Skistar Marcel Hirscher ist zu erwarten. Doch dass die Veranstaltung - so oder so - ohne ihn über die Bühne geht, drüber sei er "natürlich überhaupt nicht traurig. Das war das Ziel, dass ich dort nicht dabei bin", lächelte er - natürlich wissend, dass dies bedeutet, dass er beim Heimturnier noch im Rennen ist. "Die Gala ist natürlich eine schöne Sache. Aber ich spiele 1000 Mal lieber ein Turniermatch, als dort zu sein." Zudem sei die mögliche Ehrung für ihn dieser Tage nicht gerade das Wichtigste: "Wenn ich gewinne, ist es schön. Wenn nicht: Ich vergönne es jedem anderen. Das hat jetzt für mich nicht die oberste Priorität." Die genießt natürlich das Stadthallen-Turnier. "Normalerweise geht es dann immer besser, je länger das Turnier dauert, aber ich habe eine richtig schwere zweite Runde." Gegen Troicki hat er, von einem 6:7 (4), 4:6 in Gstaad 2014, eine 0:1-Bilanz. Jedoch: "Das war ganz anders, es war eine kuriose Partie. Die war die erste nach seiner Dopingsperre. Er ist ein sehr, sehr guter Spieler, ein richtig guter Fighter mit einer sehr, sehr guten Rückhand und returniert sehr gut", lobte er den Gegner, doch "das Match damals kann man nicht wirklich als Maßstab heranziehen, es sind diesmal ganz andere Bedingungen. Aber ich freue mich richtig drauf, ich freu' mich, dass das Publikum diesmal hoffentlich voll hinter mir stehen wird." Was beim rot-weiß-roten Duell weniger der Fall war, diesmal aber bestimmt so sein wird.

von Manuel Wachta

Donnerstag
27.10.2016, 00:00 Uhr