Enttäuschung in Rot-weiß-rot – Auch Dominic Thiem gescheitert

Nach Jürgen Melzer erwischt es beim ATP-Heimspiel in Wien im Achtelfinale jetzt auch Österreichs Nummer eins.

von Manuel Wachta
zuletzt bearbeitet: 27.10.2016, 00:00 Uhr

Dominic Thiem

Mit so beeindruckenden Auftritten hatten Jürgen Melzer undDominic Thiem am Dienstag das Achtelfinale bei den Erste Bank Open 500 erreicht. Nachdem Ersterer trotz klarer, mehrfacher Führung dort mit 6:3, 4:6, 0:6 am Spanier Albert Ramos-Vinolas gescheitert war, hat's darauf auch Letzteren erwischt. Der drittgesetzte Niederösterreicher (ATP 9) musste sich beim ATP-World-Tour-500-Hartplatz-Heimturnier in der Wiener Stadthalle Viktor Troicki (ATP 28) aus Serbien mit 2:6, 5:7 geschlagen geben. Während dieser nun auf den fünftgesetzten spanischen Titelverteidiger David Ferrer (ATP 19) oder auf den so zähen, kampfstarken Portugiesen Joao Sousa (ATP 34) trifft, geht die Millionen-Veranstaltung ab Freitag im Einzel bereits ohne rot-weiß-rote Beteiligung über die Bühne. Zweifelsohne eine bittere Pille für die Veranstalter, um Turnierdirektor Herwig Straka, allerdings hatte sich schon im Vorjahr gezeigt, dass das Event auch ohne im Rennen verbliebenen Hausherren funktioniert und auf großes Interesse stößt.

An Fehlerquote und Chancenauswertung gescheitert

So überzeugend Thiem beim 6:0, 6:3 über Landsmann Gerald Melzer ins Turnier eingestiegen war: Bei seinem zweiten Auftritt am Donnerstagabend verschlief er den Start völlig, fand vom Beginn weg nicht seinen Rhythmus, beging viel zu viele unerzwungene Fehler, wirkte hin und wieder auch zu ungestüm und ungeduldig, als es beispielsweise drum ging, bei 0:3 wenigstens seine einzige Chance auf einen Spielgewinn in der Anfangsphase zu nützen. Und so geriet das heimische Aushängeschild vor mehr als 7000 Zuschauern auf dem Centre Court sofort mit 0:4 ins Hintertreffen, gegen einen sehr soliden, jedoch keinesfalls überragenden Troicki. Der erste Satz war somit gelaufen. Im zweiten fing sich Thiem in seinen eigenen Aufschlagspielen dann zwar, es scheiterte aber an der Chancenauswertung, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Je ein Breakball blieb bei 1:0 und 3:2 ungenützt, bei 4:3 und 15:40 zwei Breakbälle - dann passierte es: Troicki verwertete seinerseits bei 5:5 gleich seine erste Möglichkeit als Rückschläger.

Thiem steckte, angepeitscht vom Heimpublikum, freilich nicht auf, erspielte sich bei 5:6 sogar noch die Breakchancen Nummer fünf und sechs im Doppelpack sowie Nummer sieben - doch es sollte an diesem Tag einfach nicht sein. Oftmals hatte sich Troicki mit starken Aufschlägen aus heiklen Lagen im zweiten Durchgang befreit, und auch dieses Mal fand er einen Weg, um über diese drüber zu kommen. Und machte schließlich gleich beim ersten Matchball den Sack dank eines Servicewinners zu. Nicht weniger als 44 Eigenfehler standen bei Thiem letztlich in der Statistik zu Buche, bei gerade mal zehn Winnern. Auch Troickis diesbezügliche Bilanz las sich mit zwölf direkten Punkten zu 27 unerzwungenen Fehlern deutlich negativ, doch es sollte an dem Tag dennoch genügen, um weiterzukommen. Nach Auftaktniederlagen 2014 und 2015 bleibt für Thiem 2016 ein seinen Ansprüchen freilich ebenfalls nicht genügendes Achtelfinale - das ihm 25.335 Euro Preisgeld und 45 ATP-Punkte bringt, was jedoch deutlich zu wenig ist, um in seinen 18 besten Ergebnissen Eingang zu finden. Dazu hätte es ein Endspiel gebraucht.

Thiem: "Niemals die richtige Mitte gefunden"

"Es hat heute schon ein bisschen einen Leistungsabfall von mir gegeben", erläuterte Thiem im Gespräch mit "ORF SPORT+". "Woran's jetzt wirklich gelegen ist, weiß ich nicht. Ich war in der ersten Runde super drinnen, heute war das nicht so gut der Fall - viele Chancen vergeben, bei Breakbällen manchmal zu viel, manchmal zu wenig gemacht. Zu viel Risiko, dann wieder Fehler auf langsame leichte Bälle. Es geht halt alles nicht mehr so leicht von der Hand", sagte Thiem, "und das war heute der Fall. Ich habe irgendwie niemals die richtige Mitte gefunden, und er hat das auch sehr, sehr trocken runtergespielt, muss man sagen. Es war jetzt auch kein katastrophales Match. Es war natürlich sehr enttäuschend, aber da kann man jetzt nichts mehr machen." Er habe "natürlich alles versucht - auch ein bisschen die Taktik zu ändern. Ich habe auch vor allem im zweiten Satz sehr viele Chancen gehabt."

Was Thiem naturgemäß genauso ärgerte: "Ich habe den Start verschlafen, das war nicht ideal. Während des Matches habe ich natürlich versucht, immer wieder ins Spiel zurückzukommen oder im zweiten Satz auch mal vorneweg zu spielen. Ich bin dann auch noch fast ins Tiebreak gekommen, ich habe mit einigen eigentlich richtig dummen Fehlern nicht das Break gemacht. Aber nach dem Match muss man das abhaken, es geht weiter." Klar sei aber: "Es ist natürlich sehr bitter - natürlich tut das sehr, sehr weh. Die Stimmung war super. Das Publikum hat bis zum Schluss versucht, mich irgendwie da durchzupeitschen, vor allem im zweiten Satz. Von dem her tut das natürlich sehr weh - eine Niederlage in Österreich tut immer besonders weh, da ist man danach immer besonders enttäuscht." Er werde alles versuchen, um nächstes Jahr in besserer Form herzukommen. Und dann auch entsprechend weiter zu kommen.

von Manuel Wachta

Donnerstag
27.10.2016, 00:00 Uhr