Jürgens Fabel-Comeback gestoppt – Gerald Melzer gewinnt Bruder-Duell

Der Jüngere bezwingt den neun Jahre Älteren im Viertelfinale des ATP-Heimturniers in drei Sätzen.

von Manuel Wachta
zuletzt bearbeitet: 21.07.2016, 00:00 Uhr

Gerald Melzer

Ein Sieg in der Qualifikation des ATP-Challengers in Poprad-Tatry, jeweils zwei Siege in der deutschen Bundesliga, beim Davis Cup in der Ukraine (im Doppel und im Einzel) und bei den Generali Open Kitzbühel, und all das nach über zehnmonatiger, weitgehender Zwangspause - es ist wahrhaftig ein Fabel-Comeback, das Jürgen Melzer nach seiner Schulteroperation vom November des Vorjahres hingelegt hat. Aber nach seinem 6:4, 7:6 (4) gegen den Japaner Taro Daniel und seinem Sensationscoup gegen den topgesetzten Dominic Thiem (6:3, 7:5) ist jetzt der Erfolgslauf des 35-Jährigen beim Bruder-Duell zu einem Ende gekommen. Der Deutsch-Wagramer (ATP 421) musste sich dem um neun Jahre jüngeren Gerald Melzer (ATP 107) am Donnerstag am Abend nach 1:43 Stunden Spielzeit mit 6:3, 3:6, 1:6 geschlagen geben. Gerald steht damit im Halbfinale des ATP-World-Tour-250-Sandplatzevents, wo es am Freitag gegen den 34-jährigen Italiener Paolo Lorenzi (ATP 48) um einen Platz im Finale geht.

Gerald legt die Fesseln ab

Schon den zweiten Spieltag in Folge hatten die Veranstalter einen ausverkauften Center Court vermelden können, und so erhielten Gerald und Jürgen Melzer den überaus würdigen Rahmen für diesen Geschwister-Vergleich. Das bisher einzige Duell hatte Letzterer in der Wimbledon-Qualifikation 2015 ganz klar mit 6:1, 6:4 für sich entschieden, und auch diesmal erwischte der Ältere zunächst den weit besseren Start. Jürgen breakte im ersten Game, punktete von beiden Seiten immer wieder mit flachen, schnellen Schlägen - Gerald wirkte sehr ruhig und in vielen Situationen gehemmt. Mit leichten Fehlern schenkte er seinem Bruder bei 1:3 nach 40:15 das Doppelbreak. Gerald holte sich ein Break sogleich wieder zurück und Jürgen verabsäumte es, trotz einer Chance, sich dieses zum 5:2 wieder zurückzuholen, mit dem nächsten gewonnenen Returnspiel zum 6:3 machte er jedoch im ersten Satz alles klar. Der Routinier war auf bestem Weg in sein zweites Kitzbühel-Halbfinale nach dem Finaleinzug im Jahre 2008.

War böiger Wind schon zuvor ein treuer Begleiter gewesen, so machte sich das herannahende Gewitter nun endgültig bemerkbar. Rund eine Stunde lang musste deshalb und wegen Regens im ersten Game des zweiten Durchgangs abgebrochen worden, ehe es weitergehen konnte. In der Fortsetzung verlief das Spielgeschehen völlig offen, ehe Gerald im Finish zunehmend die sich selbst angelegten Fesseln ablegte, sich immer mehr freispielte und allmählich sein ganzes Können offenlegte. Nach zwei Spielbällen für Jürgen schaffte der Jüngere das Break zum 4:3, bestätigte es nach einem gedrehten 15:40, legte zu null das Doppelbreak nach und knüpfte ans Hoch im dritten Satz an: Mit satzübergreifend sieben gewonnenen Spielen in Serie erspielte er sich eine 3:0-Führung gegen einen immer fehlerhafter werdenden Jürgen, bei dem Kraft, Kopf und der Zug beim zweiten Service in der Schlussphase nicht mehr so recht mitspielten. Gerald legte das Doppelbreak zum 5:1 drauf und servierte zum letztlich verdienten Erfolg aus.

von Manuel Wachta

Donnerstag
21.07.2016, 00:00 Uhr