Dominic Thiem – „Es sind einige Dinge, die nicht zu 100 Prozent passen“

Österreichs Nummer eins sprach über die gesundheitlichen Probleme und Dennis Novak über die neue Zuneigung zum Doppel.

von Manuel Wachta
zuletzt bearbeitet: 24.07.2016, 00:00 Uhr

Dennis Novak - Dominic Thiem

Im Einzel hatten sie beide enttäuscht und waren gleich an ihren ersten Hürden gescheitert , im Doppelbewerb überraschten sie dafür und erreichten in dieser Woche bei den Generali Open Kitzbühel sensationell das Finale. Nach dem bloß hauchdünn verpassten Doppeltriumph - sie vergaben gar einen Matchball - standen sie in einer gemeinsamen Pressekonferenz Rede und Antwort. Dominic Thiem in erster Linie über seine derzeitigen gesundheitlichen Beschwerden und Dennis Novak etwa über seine neugewonnene Zuneigung zum Doppelspiel und warum er dieses nun doch häufiger in Angriff nehmen wird als bisher geplant. Hier die Aufzeichnung des Mediengesprächs.

Dominic, Dennis, großartiges Doppel, nicht nur heute(Samstag; Anmerkung) , sondern in den ganzen Tagen. Gerade für dich, Dominic, ein schöner Trost nach dem Einzel, nehme ich an, auch wenn es heute nicht ganz das Happy End war.

Dominic Thiem: Sicher, es war mehr als ein schöner Trost. Wenn wir das gewonnen hätten, das hätte so viel bedeutet. Wie ich schon am Platz gesagt habe: Manchmal bedeuten solche unerwarteten Dinge mehr als wenn man es sich extrem hart erarbeitet. Ich glaube, es war von der gemeinsamen Leistung her heute das beste Match. Aber unsere Gegner waren nicht umsonst im Finale und haben, glaube ich, alles relativ klar gewonnen. Von dem her war's, glaube ich, von uns beiden ein gutes Doppel. Das Match Tiebreak ist eine 50:50-Chance, wir hatten die letzten drei gewonnen , und dass wir wieder mal eines verlieren, war auch klar. Schade halt, dass es heute passiert ist.

Dennis, für dich auch ein tolles Erlebnis, wo du eigentlich vom Doppel zu Beginn des Turniers eigentlich nicht so toll gesprochen hast und meintest, dass du es nicht so oft spielen willst. Hast du jetzt vielleicht ein bisschen Gusto gekriegt, es vielleicht doch ein bisschen öfter zu spielen, vielleicht auch ohne Dominic?

Dennis Novak: Ja, auf jeden Fall. Ich habe auch mit Günter (Trainer Bresnik; Anmerkung) geredet. Er will jetzt, dass ich öfter Doppel spiele. Das werde ich auf jeden Fall machen und ich werde mich hoffentlich hocharbeiten, sodass ich dann so oft wie möglich gemeinsam mit Dominic spielen kann.

Hast du auch deine persönliche Meinung übers Doppel auch ein bisschen überdacht?

Dennis Novak: Nein. Für mich ist das Einzel immer noch im Vordergrund. Das Doppel spiele ich jetzt, wie Günter zu mir gesagt hat, aus Trainingszwecken, genau so, wie es bei Dominic ist. Ich werde, glaube ich, nie wirklich so ein richtiger Doppelspieler werden.

Das hat Dominic auch gesagt. Jetzt steht er Top 100.

Dominic Thiem lacht.

Kann dir die ganze Woche im Doppel jetzt auch grundsätzlich fürs Einzel helfen oder sollte sie dir Selbstvertrauen geben? Denn das war ja eigentlich super gespielt.

Dennis Novak: Ja, ich glaube schon. Auch natürlich nach dem enttäuschenden Einzel von mir und nach dem Davis Cup in der Ukraine war das schon gut, dass wir echt so viel Spaß beim Doppel gehabt haben und dass wir nach dem Einzel ein bisserl aus einem Loch rausgekommen sind. Man wird sehen, wie es jetzt in nächster Zeit läuft, aber ich glaube, das gibt auf jeden Fall Auftrieb.

Ihr habt schon im ersten Spiel sehr viel gelacht. Es hat nach sehr viel Spaß ausgeschaut, Dominic hat dich auf dem Platz sehr oft angesprochen. Inwiefern hat sich das für euch im Verlauf des Turniers geändert?

Dennis Novak: Ich glaube, nicht viel. Ich glaube, wir haben bei jedem Doppel einfach nur Spaß gehabt und geschaut, dass wir einfach locker sind, gute Punkte spielen und dann von Situation zu Situation schauen. Und bis heute hat das echt gut funktioniert. Leider, um einen Punkt ist es sich heute nicht ausgegangen. Aber es hat echt Spaß gemacht und ich hoffe, dass wir öfter noch spielen können.

Dominic, wie geht es dir jetzt körperlich nach dieser Woche? Du hast jetzt doch auch einigermaßen Zeit gehabt, um das Einzel ein bisschen zu verdauen. Wie geht es dir jetzt? Hast du das Gefühl, es ist ein bisschen besser geworden?

Dominic Thiem: Es geht. Es sind einige Dinge, die nicht zu 100 Prozent passen.

Was ist es jetzt genau?

Dominic Thiem: Vielleicht habe ich ein bisschen zu früh wieder begonnen. Natürlich, ich wollte alles geben, damit ich hier fit bin. Zuerst wollte ich es irgendwie selbst nicht wahrhaben, dass ich Hamburg absagen muss . Dass sich Kitzbühel ausgeht, war relativ klar, aber ich wollte dann halt zu 100 Prozent da sein. Dadurch, dass ich das wollte, habe ich vielleicht ein bisschen zu voreilig zu viel gemacht, zu viel trainiert - voll trainiert, obwohl der Körper noch nicht wirklich bereit dafür war. Erstens hängt mir das bisserl nach. Und zweitens: Vielleicht habe ich auch ein bisserl die ganzen Belastungen von der ersten Saisonhälfte unterschätzt - weil ich immer gut drauf war, weil ich immer extrem weit gekommen bin. Und dann bin ich nach London ein bisschen in ein Loch gefallen. Es wird schon wieder besser gehen, aber es geht auch nicht von einem Tag auf den anderen. Man kommt genauso wenig in so ein bisserl ein Loch von einem Tag auf den anderen hinein, genauso wenig kommt man von einem Tag auf den anderen wieder raus. Ich werde morgen(Sonntag; Anmerkung) nach Toronto fliegen.

Geht sich der geplante medizinische Check überhaupt aus?

Dominic Thiem: Ja, der geht sich schon noch aus. Ich habe auch keine Sorgen, dass ich irgendwas habe oder so, sondern ich muss einfach behutsam wieder aufbauen. Toronto, und dann sind eigentlich eh eineinhalb Wochen Pause bis Los Cabos. Vielleicht geht es in Toronto wieder, vielleicht noch nicht, aber ich denke, spätestens in Los Cabos oder Cincinnati werde ich wieder auf 100 Prozent sein.

Wenn man Günter auf die recht verbreitet vorherrschende öffentliche Meinung, dass du zu viele Turniere gespielt hättest, anspricht, meint er, dass das "Schwachsinn" sei. Wie stehst du dazu? Auch wenn schon klar ist, dass man es gern ausnützt und weiterspielt, wenn man viel gewinnt.

Dominic Thiem: Sicher. Wenn ich letztes Jahr genauso viele Turniere wie heuer gespielt habe, war es nicht so ein Problem. Aber ich bin diesmal echt fast bei jedem Turnier extrem weit gekommen. Es ist körperlich auch überhaupt kein Problem, gar nicht, aber es sind halt einfach die Sachen wie die Konzentration, die ganzen Emotionen, die Regenpausen, das saugt halt ein bisserl aus, das zehrt natürlich. Und irgendwann ist mal halt ein bisserl leer.

Also mehr mental, meinst du, dass man nach so vielen Wochen auf der Tour ein bisschen ein Loch aufreißt?

Dominic Thiem: Ich mag das Wort auch nicht, "mental". Aber es ist halt ein bisschen eine Kombination von allem, und das passiert einfach.

"Der Körper ist keine Maschine."
Dominic Thiem

Mental ermüdend, meinte ich .

Dominic Thiem: Bisschen. Es ist ein bisschen eine Kombination von allem. Man darf das jetzt aber auch nicht überbewerten. Es ist natürlich ein bisschen bitter, dass das jetzt in der Zeit passiert ist, aber der Körper ist keine Maschine. Von dem her ist das okay, und es wird nicht mehr so lange dauern und ich werde bald wieder auf 100 Prozent sein.

Du hast jetzt ein Freilos in Toronto, dann wartet Kevin Anderson oder Viktor Troicki - das ist eigentlich schon wieder ein "lustiges" Auftaktlos (gemeint ist ein schweres; Anmerkung) . Wie gehst du da jetzt rein? Oder ist das momentan mal sekundär und du schaust, wie du diese Woche verdaust?

Dominic Thiem: Die Woche muss ich gar nicht verdauen. Ich muss einfach schauen, dass ich wieder in so einen Zustand komme, in dem ich wieder voll konkurrenzfähig bin. Entweder es passiert in Toronto oder es passiert dann in den Wochen danach. Von dem her ist Toronto natürlich ein extrem wichtiges Turnier und es wäre schön, wenn ich weit kommen würde, aber trotzdem ist für mich jetzt mal primär wichtig, dass ich mich auf dem Platz wieder wohlfühle, dass wieder alles da ist, dass ich mich einfach wieder richtig gut fühle und dass ich wieder richtig geil aufs Spielen bin.

Wenn wir schon hinüberblicken: Spielst du in Toronto dann auch Doppel? Der Draw ist noch nicht draußen.

Dominic Thiem (lacht): Ja, ich habe es mit Lucas Pouille ausgemacht.

Okay. Ich hätte gedacht, dass du vielleicht mal mit Alexander Zverev spielst. Ergibt sich das nicht oder hat er andere Optionen?

Dominic Thiem: Das weiß ich eigentlich gar nicht. Das war mit Pouille schon ziemlich früh ausgemacht. Und Cincinnati mit Philipp Kohlschreiber war schon seit einem halben Jahr ausgemacht. Bei den US Open gibt es dann wieder ein österreichisches Doppel.

Dass du in den nächsten Jahren Kitzbühel spielst, daran ändert sich nichts?

Dominic Thiem: Das kann man jetzt noch nicht sagen. Auch wenn es heuer enttäuschend war, ist es mein Lieblingsturnier oder eines meiner zwei, und daran wird sich nie was ändern. Aber ich muss natürlich schauen, was im nächsten Jahr passiert.

von Manuel Wachta

Sonntag
24.07.2016, 00:00 Uhr