10 unvollendete Grand-Slam-Sieger

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© (c) Ingrid Gerencser

Ein bestimmter "Major"-Titel hat gefehlt. Der Karriere-Grand-Slam blieb für diese zehn Spieler unerreicht.

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Von Christian Albrecht Barschel

Karriere-Grand-Slam im Einzel: Acht Spieler haben dieses Kunststück bislang vollbracht, darunter mit Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic drei noch aktive Spieler. Doch es gab auch einige namhafte Grand-Slam-Sieger, die die Aufnahme in diesen elitären Club nur knapp verpasst haben. Nur ein Titel bei einem der vier "Majors" fehlte diesen Spielern zur Vollendung der Grand-Slam-Sammlung. Die French Open oder Wimbledon erwiesen sich für diese zehn Spieler als zu große Hürde auf dem Weg zum Karriere-Grand-Slam.

Pete Sampras

Pete Sampras ist wohl der beste Spieler, der den Karriere-Grand-Slam nicht geschafft hat. 14 Grand-Slam-Titel feierte "Pistol Pete" in seiner illustren Karriere, in der er 286 Wochen lang die Weltrangliste anführte. Die Spielweise des US-Amerikaners mit seinen starken Aufschlägen, krachenden Grundschlägen und dem exzellenten Volleyspiel machte ihn vor allem auf schnellen Bodenbelägen an den meisten Tagen unbesiegbar. Das langsame Spiel auf Sand lag Sampras allerdings nicht allzu sehr, sodass er bei den French Open seinen Traum vom Karriere-Grand-Slam immer wieder begraben musste.

In Paris schied Sampras häufig sehr früh aus. Sein bestes Ergebnis bei den French Open war die Halbfinalteilnahme im Jahr 1996, wo er zunächst mit Sergi Bruguera und Jim Courier zwei Ex-Champions besiegen konnte und schließlich am späteren Sieger Yevgeny Kafelnikov scheiterte. "Ich hätte etwas härter arbeiten können. Ich meine, dass ich hart gearbeitet habe, aber du schaust immer zurück auf deine Karriere und ich spüre, dass ich es hätte tun sollen", blickte Sampras im Gespräch mit "CNN" auf seine Leistungen bei den French Open zurück.

Ivan Lendl

"Gras ist nur was für Kühe", sagte Ivan Lendl zu aktiven Zeiten über den grünen Bodenbelag im Tennis. Da war wohl auch ein wenig Verbitterung in den Worten, denn Lendls großer Traum vom Wimbledonsieg ging nämlich nie in Erfüllung. 94 Turniersiege, davon acht bei den Grand Slams, dazu 270 Wochen die Nummer eins der Welt. Lendl legte eine Traumkarriere hin, aber in Wimbledon war immer alles wie verhext. 14 Anläufe unternahm Lendl, um dennoch immer enttäuscht abzureisen. Er ließ sogar zweimal die French Open aus, um sich besser auf Wimbledon vorzubereiten.

Es ging sogar die Geschichte um, dass sich Lendl einen Rasenplatz in seinen Garten bauen ließ. "Bis ich gewinne oder sterbe", sagte Lendl damals auf die Frage, wie lange er es versuchen wolle, Wimbledon zu gewinnen. Alle Anstrengungen halfen nichts. 1986 und 1987 stand Lendl auf dem "Heiligen Rasen" im Endspiel. Gegen Boris Becker und Pat Cash verlor er jeweils in drei Sätzen und hatte seine Chancen auf die Vollendung seiner Karriere nicht genutzt.

Boris Becker

Zwischen Boris Becker und Rasen sowie schnellen Teppich- und Hartplätzen war es eine innige Liebesbeziehung. Mit dem Sand konnte sich der sechsmalige Grand-Slam-Sieger allerdings nie richtig anfreunden. 49 Einzeltitel, darunter Siege in Wimbledon, bei den Australian Open und US Open, gewann Becker in seiner Karriere. Ein Turniersieg auf Sand blieb dem Deutschen stets verwehrt. Becker spielte insgesamt 61 Turniere auf der ATP-Tour auf Sand. Und jedes dieser 61 Turniere endete mit einer Niederlage. Dabei war der Deutsche gar kein so schlechter Sandplatzspieler, wie es die meisten vielleicht in Erinnerung haben.

120 Siege auf der roten Asche stehen in der Vita des Deutschen, der damit mehr gewonnen hat als Pete Sampras und Michael Chang. Bei den French Open war Becker sogar nah dran am Karriere-Grand-Slam. In Paris war dreimal erst im Halbfinale Endstation. Becker geht damit wohl nicht nur als unvollendeter Grand-Slam-Champion, sondern auch als bester Spieler ohne Sandplatztitel in die Annalen ein. "Nur der Himmel weiß, warum ich in meiner Profi-Karriere nie ein Sandplatzturnier gewonnen habe", bilanzierte der Deutsche später in seiner Biografie.

Stefan Edberg

Mit Serve-and-Volley in Perfektion gehörte Stefan Edberg auf schnellen Belägen zu den Besten. Sechs Grand-Slam-Titel, jeweils zwei in Wimbledon, bei den Australian Open und den US Open, konnte der stille Schwede gewinnen. Edberg fehlte nur ein Sieg, um den Karriere-Grand-Slam zu erreichen. Bei den French Open 1989 stand er im Finale gegen den Sensationsmann Michael Chang.

Edberg führte gegen den 17-Jährigen mit 2:1 in den Sätzen und Break vor im vierten Satz, doch auch das konnte die Titelmission von Chang nicht stoppen. "Damals habe ich mir gesagt, dass ich ein tolles Turnier gespielt habe und dachte, dass ich eine weitere Chance für den Turniersieg bekommen würde, aber ich habe danach nie wirklich eine weitere Chance bekommen", blickte Edberg im Gespräch mit "CNN" zurück.

Mats Wilander

"Du kannst nicht als ein großer Spieler in Betracht gezogen werden, wenn du nicht in Wimbledon gewonnen hast." Das sagte Mats Wilander über das prestigeträchtigste Tennisturnier der Welt. Somit wäre Wilander nach eigener Aussagen kein großer Spieler, weil er nie in Wimbledon triumphieren konnte. Der Schwede gewann sieben Grand-Slam-Turniere und war die Nummer eins der Weltrangliste. Auf dem Rasen von Melbourne war Wilander zweimal siegreich, in Wimbledon lief es für ihn jedoch nie wie gewünscht.

Spätestens nach dem Viertelfinale war Endstation für den Schweden. Auch im Jahr 1988, dem mit Abstand besten in seiner Karriere, als er die Grand-Slam-Turniere in Melbourne, Paris und New York gewinnen konnte, endete das Wimbledonturnier für Wilander mit einer Enttäuschung. Sein Angstgegner Miloslav Mecir verbaute ihm einen im Nachhinein möglichen Kalender-Grand-Slam und warf den Schweden mit einem glasklaren Dreisatzsieg aus dem Turnier.

Arthur Ashe

"Champions sind Leute, die ihren Sport besser verlassen wollen, als sie ihn vorgefunden haben", sagte einst Arthur Ashe. Als erster dunkelhäutiger Spieler gewann der US-Amerikaner ein Grand-Slam-Turnier. Seinem Sieg bei den US Open 1968 ließ er den Gewinn der Australian Open 1970 folgen. Doch sein Meisterstück folgte in Wimbledon 1975. Auf dem "Heiligen Rasen" siegte er als bislang einziger farbiger Spieler und wurde dadurch unsterblich. Bei den French Open reichte es für Ashe nur bis zum Viertelfinale, sodass er seine Grand-Slam-Titelsammlung nicht vervollständigen konnte.

Tragisch und kämpferisch verlief das Leben von Ashe nach seiner Karriere. Er war ein aktiver Bürgerrechtler, der für die Menschenrechte in Südafrika und Haiti protestierte und deshalb verhaftet wurde. Im Jahre 1988 erkrankte er an HIV, weil er eine mit dem Virus infizierte Blutkonserve anlässlich einer Herzoperation erhalten hatte. Fünf Jahre später verstarb Ashe, dessen Namen aber weiter lebt. Das weltgrößte Tennisstadion in New York bei den US Open trägt seit 1997 seinen Namen genauso wie die Auszeichnung "Arthur Ashe Humanitarian of the Year", die menschliches Engagement von Tennisspielern ehrt.

Jimmy Connors

Jimmy Connors gewann 109 Turniere auf der ATP-Tour, siegte in 1243 Matches und setzte damit möglicherweise Bestmarken für die Ewigkeit. Connors war in jungen Jahren der "Bad Boy" der Tennisszene, dem die Etikette des weißen Sports egal war. "Ich mag es, die Fans gegen mich zu haben. Ich will alles tun, damit sie noch mehr gegen mich sind. Wenn sie gegen mich brüllen, komme ich erst so richtig ins Match", erklärte Connors, der es liebte mit dem Publikum zu interagieren und sowohl Gegner und Schiedsrichter als auch Zuschauer immer wieder beleidigte. In späten Jahren avancierte der US-Amerikaner dann zum Publikumsliebling.

Connors weigerte sich zunächst, der neu gegründeten Spielervereinigung ATP beizutreten und in deren Turnierserie zu spielen. Stattdessen schloss er sich der World-Team-Serie an und verpasste dadurch die Chance auf den Grand Slam. Der US-Amerikaner gewann 1974 drei seiner insgesamt acht Grand-Slam-Titel. Die Verantwortlichen der French Open erlaubten Connors nicht die Teilnahme in Paris, da er zu diesem Zeitpunkt nicht Mitglied der ATP war. Die Chance auf den ersten Grand Slam seit Rod Laver war damit vertan. Zwischen 1974 und 1978 nahm der US-Amerikaner nicht an den French Open teil, sodass er einige gute Chancen zum Karriere-Grand-Slam nicht wahrnehmen konnte.

Connors gehört neben Mats Wilander, Andre Agassi, Rafael Nadal und Roger Federer zu den fünf Spielern, die auf allen Bodenbelägen bei Grand-Slam-Turnieren triumphieren konnten. Der US-Amerikaner schaffte das einmalige Kunststück, die US Open auf drei verschiedenen Bodenbelägen zu gewinnen. 1974 gewann er in New York auf Rasen, 1976 auf Sand und später dreimal auf Hartplatz. Der Karriere-Grand-Slam blieb allerdings unerreicht, weil es für ihn bei den French Open nie über das Halbfinale hinausging.

Guillermo Vilas

Guillermo Vilas ist ein Volksheld in Argentinien und war einer der größten Sympathieträger im Tennis. Der "Young Bull of the Pampas", wie er liebevoll genannt wurde, war bekannt für seine Fairness auf dem Platz und der Sensibilität eines Poeten. Die Erfolge von Vilas führten zu einem Tennisboom in ganz Südamerika. Spätere Weltklassespieler wie Guillermo Coria und Guillermo Canas wurden nach ihm benannt. Vilas gewann zwischen 1973 und 1983 insgesamt 62 Turniere, darunter vier bei den Grand Slams.

Seine 632 gewonnenen Spiele und 46 Titel auf Sand wurden bis heute von keinem Spieler übertroffen, wobei Rafael Nadal kurz davor ist, Vilas bei den Titeln zu überholen. Das Spiel auf Rasen lag dem Linkshänder allerdings weniger, sodass der Titel in Wimbledon zum Erreichen des Karriere-Grand-Slams fehlte. Heute ist der ehemalige Playboy des Tenniszirkus, dem eine Affäre zu Prinzessin Caroline von Monaco angedichtet wurde, als Buchautor für Gedichte und Musiker aktiv und genießt sein Leben in seinem Wohnort Monte Carlo.

Ken Rosewall

Ken Rosewall gewann fast alles, was es im Tennis zu gewinnen gibt. Acht Siege bei den Grand-Slam-Turnieren (viermal Australian Open, jeweils zweimal French Open und US Open) fuhr "Muscles", wie der Australier aufgrund seiner kaum vorhandenen Muskeln scherzhaft genannt wurde, in seiner Karriere ein. Doch der Triumph in Wimbledon blieb ihm ebenso verwehrt wie der Sprung an die Spitze der Weltrangliste. Viermal stand Rosewall im Endspiel auf dem "Heiligen Rasen", viermal zog er den Kürzeren.

Bei seinem Heimturnier, den Australian Open, hat Rosewall wohl einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt. Der Australier ist gleichzeitig der jüngste und älteste Sieger in Down Under. Bei seinem ersten Triumph 1953 war er blutjunge 18 Jahre, bei seinem vierten und letzten Titel hingegen schon 37 Jahre alt. Gleichzeitig ist er damit auch der älteste Grand-Slam-Sieger seit Einführung der Open Era.

John Newcombe

Das Markenzeichen von John Newcombe, der zu seiner aktiven Zeit sowohl beim Publikum als auch bei seinen Gegnern äußerst beliebt war, war sein markanter Schnurrbart. Der Australier galt als Vorreiter der Serve-and-Volley-Spieler und ragte vor allem als herausragender Rasenspieler heraus. Newcombe ist neben Landsmann Rod Laver der einzige Spieler, der sowohl als Amateur als auch als Profi Wimbledon gewinnen konnte.

"Wimbledon. Das ist so als wenn du mit den 100 schönsten Frauen Liebe machst, die du je gesehen hast", schwärmte der Australier über seine Liebesbeziehung zu den All England Championships. Newcombe gewann dreimal in Wimbledon. Dazu kommen jeweils zwei Triumphe bei den Australian Open und bei den US Open. Bei den French Open reichte es für den Australier nur bis zum Viertelfinale, womit er im Einzel das verpasste, was er im Doppel schaffte - den Karriere-Grand-Slam.

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