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Jo-Wilfried Tsonga auf den Spuren seiner selbst

Ein Sieg fehlt Jo-Wilfried Tsonga bei den US Open noch zum Erreichen des zweiten Grand-Slam-Halbfinals im Jahr 2015.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 07.09.2015, 07:15 Uhr

Von Jens Huiber aus New York

Jo-Wilfried Tsonga hat sich rar gemacht 2015, wiewohl nicht aus freien Stücken: Den Franzosen plagten in der ersten Saisonhälfte ständig Verletzungen. Der Einzug in die Vorschlussrunde der French Open, wo er dem späteren SiegerStan Wawrinkaunterlag, mag für Tsonga ebenso überraschend gekommen sein wie für den interessierten Beobachter. Seiner globalen Popularität hat Tsongas Zwangspause naturgemäß nichts anhaben können. Spiele des Franzosen sind nach wie vor gut besucht, auch wenn der große Auftritt auf dem größten Platz in New York in diesem Jahr noch aussteht. Atmosphärisch gesehen mag das Louis Armstrong Stadium indes ohnehin das feinere Forum sein, zumal bei einem internen französischen Match gegenBenoit Paire.

Begegnungen dieser Art bergen neben der sportlichen aber auch immer eine soziale Komponente. Oft pflegen die Spieler untereinander Freundschaften seit Jugendjahren, noch öfter Feindschaften, über die Beziehung Tsongas zu Paire ist nichts bekannt, ganz generell scheint man sich in Frankreich aber zu mögen. Was intranationale Matches jedenfalls nicht einfacher macht.Philipp Kohlschreibermusste in Runde eins bekanntermaßen gegen seinen neuen Davis-Cup-KollegenAlexander Zverevran. Ein Los, mit dem keiner der beiden Spieler seine rechte Freude hatte, zumal Zverev und Kohlschreiber im Vorfeld der US Open noch miteinander trainiert hatten. Eher zum Vorteil der deutschen Nummer eins, wie deren Coach noch angemerkt hatte.

Souveräne Vorstellung des Favoriten

Benoit Paire hatte im Louis Armstrong Stadium, das nach der 2015er-Ausgabe generalüberholt wird, in der ersten Runde den VorjahresfinalistenKei Nishikoriverabschiedet. In einem epischen Match, das der Japaner schon so gut wie gewonnen hatte. Das Talent des mittlerweile 26-jährigen Franzosen ist seit Jahren ebenso unbestritten wie seine weitgehende Unfähigkeit, die Konzentration über ein gesamtes Spiel auf Weltklasse-Niveau zu halten, geschweige denn über ein ganzes Turnier. Wiewohl ihm das in Bastad im Frühsommer gelungen war, aber ein Turnier der 250er-Kategorie in Schweden ist natürlich nicht zu vergleichen mit dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres, jenem mit den größten Courts, den meisten Zuschauern, dem höchsten Preisgeld.

Der glatte Erfolg gegenTommy Robredoin Runde drei darf allerdings als Zeichen gewertet werden, dass etwas mehr Konstanz in das Spiel von Paire Einzug gehalten hat. Für Tsonga reicht das aber bei weitem nicht, in einem Spiel, das weder von der Spannung, noch von spielerischen Highlights lebt. Der an Nummer 19 gesetzte Favorit begnügt sich in jedem Satz mit einem Break, nur gelegentlich schimmert Paires Klasse durch, auch sein Temperament hat er im Griff, seinen Gegner nicht. Ein kurzes Aufmucken im finalen Durchgang, das war’s. 6:4, 6:3, 6:4 das für Tsonga auch in dieser Höhe durchaus verdiente Ergebnis.

Gegen den Titelverteidiger um das Semifinale

Parallel dazu verabschiedete sichJeremy Chardy, auch ein Mann, der schon für das französische Davis-Cup-Team am Start war. Gegen den auch in diesem Jahr erstaunlichenMarin Cilicgewann Chardy zwar den zweiten Satz, mit Fortdauer des Matches verließ der Titelverteidiger den Fahrersitz allerdings nicht mehr. Als nächstes darf sich nun Tsonga an Cilic versuchen. Eine Partie wie gemacht für den Louis Armstrong – in absentio von Rafael Nadal und Kei Nishikori indes ein Match, das 2015 sogar zur Nightsession im Arthur Ashe taugen würde. Und Jo-Wilfried Tsonga die Chance bietet, nach Paris das zweite große Ausrufezeichen 2015 zu setzen.

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von tennisnet.com

Montag
07.09.2015, 07:15 Uhr