Gerald Melzer, Jürgen Melzer und der doppelte Trainerwechsel

Gerald und Jürgen Melzer gehen mit neuen Trainern ins letzte Saisondrittel und mit sehr unterschiedlicher Vorbereitung in die US Open.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 26.08.2015, 15:20 Uhr

Von Manuel Wachta

„Das ist der schlimmste Tennis-Tag meines Lebens, und ich hoffe, das passiert nie wieder“: Das waren die Worte von Jürgen Melzer, nachdem ervor über zwei Monaten in der ersten Wimbledon-Qualifikationsrunde ausgerechnet auf seinen jüngeren Bruder Gerald getroffen war und mit 6:1, 6:4 gewonnen hatte. Zumindest beim letzten Grand-Slam-Turnier in diesem Jahr wurden die „Gebete“ des Älteren erhört: Die beiden finden sich bei den US Open in New York,als einzige zwei Österreicher in der Vorausscheidung, in unterschiedlichen Abschnitten des Tableaus. Am Mittwoch geht es für die Niederösterreicher nacheinander auf Court 13 los, für Gerald in der zweiten Partie nach 17:00 Uhr MESZ gegen den JapanerYuichi Sugita, für den auf Position 27 gesetzten Jürgen anschließend gegen den TschechenJaroslav Pospisil.

Jürgen hofft auf „längere Zusammenarbeit“ mit Eschauer

Eines haben Jürgen und Gerald Melzer gemein: Beide gehen mit neuen Betreuern ins letzte Saisondrittel. Jürgen hatte vor den Generali Open in Kitzbühel seinen niederösterreichischen ProfikollegenPascal Brunnerangerufen und gefragt, ob er mal zum Training vorbeikommen könne – nämlich beim Ex-Weltranglisten-52.Werner Eschauer, der mit Roland Berger beim UTC La Ville im 23. Wiener Gemeindebezirk die „Tennis-Zone International“ betreibt. „Wir haben uns dort getroffen und haben es durchbesprochen. Ich habe ihm meine Ziele erklärt, er hat sich damit identifizieren können und wir haben gesagt, ‚Lass’ es uns probieren’“, erklärte Melzer am Rande des ATP-Heimturniers in Kitzbühel. Ob es erst einmal nur eine Probephase sei? „Das klingt immer schwer, man schaut halt, ob das denn zusammenpasst. Das werden wir in den nächsten Wochen sehen, und dann schauen wir weiter. Ich hoffe, dass das eine längere Zusammenarbeit wird.“

Mehrere Faktoren seien für diese Entscheidung verantwortlich. Auch bei der Schüttler Waske Tennis-University sei es „super gewesen“. „Aber immer nach Frankfurt, das ist schwierig für mich. Je älter man wird, desto lieber ist man Zuhause – bei mir ist das zumindest so“, lächelte der 34-Jährige. „Das war immer so ein bisschen eine Suche, wo ich unterkommen könnte, was passen würde. Und dann hat es sich beim Training mit Pascal bei Werner so ergeben.“ Melzer hat für Eschauer einiges an Lob übrig – und klare Erwartungen: „Was für mich angenehm ist, das ist, dass Werner in seiner Karriere auch sehr, sehr spät noch einmal richtig gut gespielt hat und ich mir da vielleicht einige Tipps holen kann. Ich erwarte mir vollsten Einsatz – den muss ich ebenso bringen. Dadurch, dass wir uns schon sehr, sehr lange kennen, passt es menschlich. Von dem her freue ich mich auf die Zukunft.“

Vorgabe: „Wieder Struktur und klare Linie im Spiel“

An gemeinsame Stunden auf dem Platz mit Eschauer kann sich Melzer nach wie vor erinnern: „Ich habe ein paar Male gegen ihn gespielt. Er war von der Taktik und vom Spielverständnis her immer einer der Schlausten, die wir in Österreich gehabt haben. Da erhoffte ich mir, dass er mir ein bisschen weiterhilft. Das Gute ist: Er kennt mich auch aus meinen besten Jahren, er weiß, wie ich da gespielt habe.“ An genau diese Zeit will der Deutsch-Wagramer – auch wenn es vom Ranking her wohl kaum mehr möglich sein wird – spielerisch anschließen. Er erhoffe sich, „wieder Struktur und eine klare Linie in mein Spiel zu bekommen“. Er wolle und werde „sicherlich nicht vier Meter hinter der Grundlinie“ herumlaufen.

Zu jedem Turnier wird Eschauer Melzer nicht begleiten können – dies ist Letzterem bewusst: „Werner hat eine kleine Tochter. Er wird sicher nicht jede Woche dabei sein, aber er wird, so oft er kann, mitfahren.“ Während es also klare Vorgaben und Vorstellungen im spielerischen Bereich gibt, so bleiben diese zahlenmäßig erst mal aus: „Es gibt kein Ranking-Ziel, sondern es zu 100 Prozent zu probieren, reinzuhauen, darum geht es.“ Es gäbe auch keine Befristung in einem Vertrag. Zumal man auch guter Dinge ist, zurück in die Erfolgsspur zu finden: „Die Qualität, die Jürgen hat, ist einzigartig, er war Top Ten im Einzel und Doppel“, war Eschauer in einem „ORF“-Interview voll des Lobes. „Im Moment steht er noch zu weit hinten. Er muss wieder Selbstvertrauen aufbauen, an sein Spiel glauben und das auf dem Platz umsetzen.“ Bei der US-Open-Generalprobe beim ATP-Challenger in Vancouver gelang das mit demEinzug ins Achtelfinaleerst mal nur bedingt.

Gerald setzt auf „guten Freund“ Marco Hammerl

Auch Gerald setzt auf ein neues Umfeld. Der 25-Jährige hatte sich nach dem besagten Kampf der Geschwister in Wimbledon von TrainerMarkus Hipflgetrennt: „Es war von beiden Seiten einvernehmlich“, so die aktuelle Nummer 170 in der Weltrangliste letztens in Kitzbühel. „Wir haben absolut kein Problem miteinander gehabt. Es hat halt dann vielleicht nicht mehr ganz so funktioniert, wie es funktionieren hätte sollen, aber wir sind gute Freunde, und es hat sich von dem her jetzt auch nicht geändert.“ Die private Verbindung –Gerald ist, wie bereits berichtet, mit Markus’ Schwester Lisa liiert– hat somit weiter Bestand. Nach der beruflichen Trennung von Hipfl arbeitet er nun mitMarco Hammerl, ehemals Nummer 35 Österreichs, Bundesliga-Spieler, Sportwissenschaftler, staatlich geprüfter Tennistrainer. „Ich kenne ihn schon ewig. Wir haben früher, als ich mit Tennis angefangen habe, damals gemeinsam in der Landesliga gespielt, mit 14, 15 Jahren. Wir sind gute Freunde, und so hat es sich dann auch ergeben. Wir schauen jetzt einmal, wie die nächste Zeit läuft.“

Am vergangenen Donnerstag brach Melzer mit Hammerl dann in den „Big Apple“ auf – ohne nach seinerAuftaktniederlage in Kitzbühelnoch ein Vorbereitungsturnier zu bestreiten. „Ich habe in den letzten Monaten keine Trainingsphasen gehabt, und ich merke eben das vielleicht auch“, fügte er erklärend hinzu, warum es vielleicht auch in der jüngsten Zeit nicht sehr nach seinen Vorstellungen gelaufen war. Beim erhofften Aufwärtstrend behilflich könnte ihm kein Geringerer alsRoger Federerbehilflich sein. Denn nach Kitzbühel hatte Melzer die Ehre, als einer von nur wenigen Spielern mit dem „Maestro“ in der Schweiz vor der Übersee-Reise zu üben: „The best ever… Unglaubliche zwei Tage Training mit dem besten Spieler aller Zeiten sind vorbei. Was für eine unglaubliche Erfahrung!! Und was für ein unglaublich netter Typ!!! Vielen Dank, Roger!“, schrieb er begeistert auf seine private facebook-Seite.

Jürgen: Familienurlaub mit Fabienne Nadarajah

Die Vorbereitung auf die US Open wurde in der Südstadt absolviert – jedoch erst nach einem kurzfristigen Familienurlaub in Kroatien. Dass Jürgen auf seiner privaten facebook-Seite ein Foto der beiden mit weiblicher Begleitung postete (siehe unten), sorgte sogleich für so einigen Gesprächsstoff und auch Medienberichte. Nicht so sehr, weil darauf Gerald mit Lisa Hipfl zu sehen ist, sondern vielmehr, weil es sich bei der Dame an Jürgens Seite um Ex-Schwimmstar Fabienne Nadarajah handelt, mit der ihm bereits im Frühjahr eine Liaison nachgesagt worden war. Ob eine Beziehung mit Nadarajah,wenige Wochen nach der Scheidung von Ex-Ehefrau Iveta Benesova, hiermit offiziell sei, darauf gab Melzer auf Nachfrage von tennisnet.com nur mit einem Augenzwinkern zu verstehen: „Ich weiß, was es bedeutet, so etwas zu posten…“

von tennisnet.com

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