Neo-Präsident Robert Groß exklusiv – „Ich habe es nicht nötig, wen abzuschießen“

ÖTV-Präsident Robert Groß hat das erste Interview gegenüber tennisnet.com im neuen Amt gegeben. Hier Teil 2.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 09.03.2015, 22:42 Uhr

Vorletzten Sonntag, dem 1. März 2015, ist Robert Groß bei der ÖTV-Generalversammlung in Lutzmannsburg zum neuen Verbandspräsidenten für die nächsten drei Jahre gewählt worden.Der Oberösterreicher gab nun sein erstes Interview gegenüber tennisnet.com in seinem neuen Amt und sprach dabei über Nachwuchsarbeit, die (angeblich) von ihm forcierte Trennung des Verbands von Kidstennis-Experte Michael Ebert sowie die Zukunft des Verbandsstützpunktes Südstadt. Und: Wie er den anhaltenden Zwist zwischen dem Verband und Startrainer Günter Bresnik beilegen möchte. Hier der zweite und letzte Teil des Interviews mit Robert Groß.

Herr Groß, Sie sind seit 1998 dem Oberösterreichischen Tennisverband vorgestanden, der zwar mit dem Olympiazentrum auf der Linzer Gugl über eine ganz ausgezeichnete Trainingsstätte verfügt, sonst jedoch im Nachwuchs – zumindest wenn man nach den aktuellen ÖTV-Ranglistenpositionen geht – derzeit sehr schlecht dasteht. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass hier einiges schiefgelaufen ist.

Das war nicht meine Intention, die Rede war aber vom jetzigen Nachwuchs. Woran liegt es denn, dass bei den Burschen und Mädchen U14 und U16 niemand aus Oberösterreich unter den Top Ten steht, bei den Mädchen U16 sogar niemand unter den Top 23?

Das Problem des mangelnden starken Spielermaterials kennt man ja auch überregional, wie sich an der sehr bescheidenen Anzahl der, auch international erfolgreichen, Talente gut feststellen lässt. Woran fehlt es in der Nachwuchsarbeit in Österreich Ihrer Meinung nach derzeit am meisten?

Fest steht: Tennis-Österreich stellt schon seit Jahren keine Junior-Davis- und -Fed-Cup-Nationalteams mehr, steht im Nachwuchsbereich immer schlechter da und kann die gut vorankommenden Talente inzwischen auf einer Hand abzählen. Wie wollen Sie das nun auf bundesweiter Ebene ändern?

Sie haben in bisherigen Stellungnahmen immerzu die Bedeutung der Nachwuchsarbeit betont. Mutet es da nicht etwas paradox an, dass Sie einer der Hauptverantwortlichen dafür seien dürften, dass Österreichs international anerkannter Experte Michael Ebert nicht mehr ÖTV-Kidstennis-Referent ist und seine Aufbauarbeit zerstört wurde?

Aber Sie waren doch ein Befürworter einer Trennung von Ebert. Warum?

Ebert hat sich hauptberuflich um das Kidstennis gekümmert. Jetzt fehlt diese treibende Kraft. Die Folgen waren ein offenbar katastrophal organisiertes Kids-Race-Masters im Vorjahr – übrigens in Oberösterreich – und Teilnehmer-Rückgänge.

Das Erstere können Sie gleich wieder vergessen. Es gibt dazu ein Schreiben von mir. Ich habe mich damals bei allen entschuldigt. Wo gearbeitet wird, werden auch Fehler gemacht, und ein solcher ist dort sicher passiert. Ich drücke mich aber deshalb nicht aus der Verantwortung.

Sprechen wir über die Südstadt. Mehrere aktuelle österreichische Top-Spieler haben sie zwar für eine Zeit lang durchlaufen, aber schon seit vielen Jahren entspringen gar keine international Erfolgreichen, die langfristig dort trainiert haben, der Verbandsarbeit. Ist das nicht die reinste Geldverschwendung, wie das viele kritisieren?

Ein Aus für die Südstadt, dasClemens Trimmelseinerzeit als ÖTV-Sportdirektor in der Zukunft nicht gänzlich ausgeschlossen hat, wird es also nicht geben?

In welcher Form will der Verband diesen Spielern denn helfen?

Derzeit umfasst das Team in der Südstadt mit Schapers einen Headcoach, mitAndreas Faschingeinen Trainer, mit Florian Pernhaupt einen Konditionstrainer und bloß vier fixe Spieler. Was haben Sie mit dieser recht bescheidenen Aufstellung vor?

Um Schapers haben sich in den letzten Wochen und Monaten viele Gerüchte gerankt, dass sich seine Ära schon wieder dem Ende neigen soll. Stimmt das demnach also nicht?

Das stimmt nicht. Er hat einen gültigen Vertrag, und der wird eingehalten.

Hat es mit ihm schon Gespräche gegeben?

Ohne Zweifel könnte die Südstadt längst eine gründliche Renovierung benötigen. Ist das ein Thema?

Wie die Verbandsarbeit dasteht, hängt nicht mit den Umständen zusammen. Ich glaube, dass die Südstadt über eine gute Infrastruktur verfügt. Und wenn Bedarf ist, dann werden wir sie bestimmt auch modernisieren. Wir wollen aber nicht sagen müssen, „Die Südstadt sieht super aus und hat tolle Plätze, aber es wird keine Leistung gezeigt und es gibt keine Top-Spieler“. Ich bin überzeugt, dass das Sportministerium oder die BSO die nötigen Mittel zur Verfügung stellen wird, wenn der Bedarf gegeben ist.

Sie haben in Interviews als designierter Präsident bereits Gedanken angestellt, ob nicht die Notwendigkeit des Sportdirektors-Postens doch wieder gegeben sein könnte. Gibt es dazu schon neue Erkenntnisse?

Eines der prägendsten Themen der letzten Jahre ist der anhaltende Zwist zwischen dem ÖTV und Günter Bresnik. Sie wollen „allen die Hände reichen“ – das ist ihr Credo. Wie soll dieser Streit denn beigelegt werden?

Wie wichtig ist es für Sie, dass für klare Verhältnisse zwischen Thiems Umfeld und dem ÖTV gesorgt ist?

Sie beschreiben sich als „konsequent und zielstrebig“ und sagen über sich: „Was ich mir vornehme, versuche ich auch, umzusetzen.“ Wenn wir in ein paar Jahren Bilanz ziehen, dürfen wir dann also davon ausgehen, dass Ihre verkündeten Vorhaben auch umgesetzt worden sind?

Davon können Sie ausgehen. Wie gesagt: Nach drei Jahren wird abgerechnet.

Danke für das ausführliche Interview. Wir wünschen Ihnen viel Glück in Ihrer neuen Aufgabe, zum Wohle des österreichischen Tennis.

Das Gespräch führte Manuel Wachta.

Steckbrief von ÖTV-Präsident Robert Groß

Geboren:am 12. Dezember 1947 in Steyr

Wohnort:Mauthausen

Familienstand:verheiratet; ein Sohn und eine Tochter, beide studiert

Beruflicher Werdegang:Vorstandsdirektor der Sparkasse Mauthausen-Grein, ab 1991 Landesdirektor der Erste Bank Oberösterreich und Niederösterreich, ab 1999 Bereichsleiter der Sparkasse Oberösterreich, seit zwei Jahren pensioniert

Hobbys:Tennis, Fußball, Fliegenfischen, Golf

Hier geht es zum ersten Teil des Interviews.

von tennisnet.com

Montag
09.03.2015, 22:42 Uhr