tennisnet.com Kolumne

Marcelo Rios fordert Untersuchung wegen Finalschmach

Marcelo Rios fühlt sich betrogen und wünscht sich von der ITF eine Aufklärung.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 06.03.2015, 07:15 Uhr

Es war wohl die bitterste Niederlage in der Karriere von Marcelo Rios. Der Chilene erreichte bei den Australian Open 1998 sein erstes Grand-Slam-Finale und ging als Favorit ins Endspiel gegenPetr Korda. Doch was der größte Triumph werden sollte, endete in einer Schmach. Rios verlor das Finale gegen Korda nach nur 85 Minuten Spielzeit mit 2:6, 2:6, 2:6.

Korda in Wimbledon positiv getestet

Korda spielte bei den Australian Open das Tennis seines Lebens und wurde mit 30 Jahren einer der ältesten Grand-Slam-Sieger. Der Tscheche schoss daraufhin auf Platz zwei in der Weltrangliste und war wenige Monate später nur einen Sieg davon entfernt, die Nummer eins zu werden. Beim Turnier in Monte Carlo fehlten Korda im Match gegenRichard Krajiceknur zwei Punkte zum Sieg, was gleichzeitig den Sprung an die Weltranglistenspitze bedeutet hätte. Zum damaligen Zeitpunkt war Rios die Nummer eins der Welt.

Im Sommer 1998 erlebte Korda schließlich den unrühmlichen Höhepunkt in seiner Karriere. Im Viertelfinalmatch in Wimbledon wurde er positiv auf Nandrolon getestet. Der Tscheche beteuerte seine Unschuld und kam zunächst mit der Aberkennung der Weltranglistenpunkte und des Preisgeldes davon. Zwar durfte er vorläufig weiter spielen, doch einige seiner Kollegen drohten bei den Australian Open 1999 mit dem Boykott des Turniers. 13 Monate nach der positiven Probe wurde Korda schließlich doch für ein Jahr gesperrt, was gleichzeitig das Ende seiner aktiven Karriere war. Was bleibt, ist ein Schatten über der Laufbahn von Petr Korda, da der positive Doping-Befund ausgerechnet aus dem Jahr stammt, in dem er seinen größten Erfolg feierte.

Einzige Nummer eins bei den Herren ohne Grand-Slam-Titel

Rios hat nun 17 Jahre nach dem verlorenen Endspiel bei den Australian Open den chilenischen Verband gebeten, beim Weltverband ITF eine Dopinguntersuchung bei Korda zu beantragen. José Hinzpeter, Verbandspräsident in Chile, sagte zur Tageszeitung „Clarin“, dass Rios den Fall wieder geöffnet haben möchte, weil dieser „immer Bedenken hatte, dass er das Match nie verloren hätte, wenn er nicht gegen einen Spieler unter Dopingeinfluss gespielt hätte“. Rios möchte, dass der Australian-Open-Titel ihm zugesprochen wird, falls herausgefunden werden sollte, dass Korda während der Australian Open gegen die Anti-Doping-Richtlinie verstoßen hat.

Ob die ITF eine Untersuchung einleiten wird, ist noch nicht bekannt. Für Rios war die Finalteilnahme bei den Australian Open 1998 die einzige bei einem Grand-Slam-Turnier. Der Chilene erklomm im gleichen Jahr die Weltranglistenspitze und war für insgesamt sechs Wochen die Nummer eins. Rios ist damit der einzige Weltranglisten-Erste, der keinen Grand-Slam-Titel gewinnen konnte. Bei seinen Kollegen war der talentierte Linkshänder nicht besonders beliebt. „Er ist der größte Depp, den ich je getroffen habe“, polterte der ehemalige Weltranglisten-ErsteIlie Nastase.(Text: cab)

von tennisnet.com

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06.03.2015, 07:15 Uhr