Zehn große Wunderkinder im Tennis

tennisnet.com präsentiert Spieler und Spielerinnen, die bereits als Minderjährige große Erfolge gefeiert haben.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 18.03.2014, 19:33 Uhr

Von Christian Albrecht Barschel

Andrea Jaeger

Andrea Jaeger galt in den Achtzigern als neues Wunderkind im Tennis. Sie sollte ihren US-amerikanischen Landsfrauen Martina Navratilova und Chris Evert Paroli bieten und diese im Laufe der Jahre als Vorzeigespielerin ablösen. Mit 15 Jahren gehörte Jaeger bereits zur Weltspitze und gewann vier ihrer insgesamt acht Turniersiege in diesem Alter. 1980 war sie die jüngste Halbfinalistin in der Geschichte der US Open. Zu einem Grand-Slam-Sieg reichte es jedoch nicht. Zweimal (French Open 1982, Wimbledon 1983) stand Jaeger im Endspiel, zweimal verlor sie gegen Navratilova. Auch mit dem Erreichen der Weltranglistenspitze klappt es nicht bei Jaeger, die bereits im Alter von 19 Jahren ihre Karriere wegen chronischen Schulterschmerzen beenden musste.

Jaeger, die es bis auf Platz zwei schaffte, gab später zu, dass sie Matches absichtlich verlor, um nicht die Nummer eins zu werden. "Wenn ich die Nummer eins geworden wäre, wäre das aus egoistischen Gründen passiert. Und wenn ich das getan hätte, hätte ich den besten Teil von mir verloren." Ein weiterer Grund für die kurze Karriere der US-Amerikanerin liegt wahrscheinlich im Verhalten ihres deutschstämmigen Vaters Roland, der sie von Kindesbeinen an trainierte und sie zu Höchstleistungen antrieb. "Oh Gott, hoffentlich muss keiner das durchmachen, was ich erlebt habe. Mit 13 Jahren an war er nur noch mein Trainer, nicht mehr mein Vater", erklärte Jaeger. Sie spielte in jungen Jahren ohne Pause, bis die Schulter nicht mehr mitmachte. Auch sieben Schulteroperationen konnten das Karriere-Ende nicht mehr verhindern.

Nach ihrer Tennis-Karriere machte Jaeger vor allem mit ihrer sozialen Ader von sich reden. Sie studierte Theologie, gründete eine Stiftung für Krebskranke und wurde 2006 zur Schwester Andrea, eine Nonne der anglikanisch-dominikanischen Kirche. Auf ihre Tennis-Karriere blickte sie etwas wehmütig zurück. "Ich glaube nicht, dass ich mein Potential je erreicht habe", sagte Jaeger, die auch einen Ratschlag für Tenniseltern hat: "Ich würde mein Kind nicht mit 14 Jahren Profi werden lassen. Ich kann die Jahre nicht ersetzen, als ich dreizehn oder vierzehn war."

Tracy Austin

Tracy Austin ereilte das gleiche Schicksal wie Andrea Jaeger. Mit 21 Jahren war die Karriere der US-Amerikanerin bereits beendet, weil sie völlig ausgebrannt war. Austin spielte bereits im Alter von 13 Jahren ihr erstes WTA-Turnier. Mit 14 Jahren gewann sie das Turnier in Portland und wurde die jüngste Turniersiegerin bei einem Profiturnier. Der Weg ging stetig nach oben. Mit 16 Jahren triumphierte sie bei den US Open 1979 und ist bis heute die jüngste Siegerin in New York. Austin galt schon früh als Wunderkind, die bestimmt war, Großes zu vollbringen. Im Alter von vier Jahren war sie auf dem Cover von "World Tennis". "Druck? Habt ihr bemerkt, wie oft mein Bild auf dem Cover der Sports Illustrated war, als ich zwölf Jahre alt war", erklärte Austin.

Mit 17 Jahren und vier Monaten wurde die US-Amerikanerin die jüngste Nummer eins im Damentennis. 1981 folgte ihr zweiter Titel bei den US Open. Beim Turnier in Filderstadt im Jahr 1982 gab es dann ein ganz besonderes Duell. Austin war die Gegnerin von der damals 13-jährigen Steffi Graf in deren ersten Profimatch. Die US-Amerikanerin setzte sich im Duell der Wunderkinder mit 6:4, 6:0 durch und sagte nach dem Match süffisant: "In Amerika gibt es Hunderte Spielerinnen wie sie." Austin sollte Unrecht über Graf behalten. Ein anderer US-Amerikaner behielt aber Recht mit seiner Prognose. "Tracy, ich möchte, dass du weißt, dass ich viel berühmter sein werde als du", prophezeite der zehnjährige Pete Sampras nach Austins zweitem US-Open-Titel. Die beiden US-Amerikaner trainierten nämlich im gleichen Club in Los Angeles. Anhaltende Rückenprobleme zwangen Austin mit 21 Jahren zum Karriere-Ende. 1992 wurde sie schließlich als jüngste Spielerin aller Zeiten in die Tennis Hall of Fame aufgenommen. Dem Tennissport ist Austin aber immer treu geblieben, vor allem als fachkundige Kommentatorin für das Fernsehen. "Ich sehe mein Leben in drei Karrieren - meine Tennis-Karriere, meine Karriere als Kommentatorin und meine Karriere als Mutter", sagte die Mutter von drei Söhnen.

Martina Hingis

Martina Hingis ist wohl die intelligenteste Spielerin, die es im Damentennis je gegeben hat. Die Schweizerin glich ihre fehlende Kraft mit einer sehr großen Portion Spielwitz aus und beherrschte als Teenagerin das Damentennis. Hingis ist nicht nur die jüngste Grand-Slam-Siegerin (Australian-Open-Titel 1997 im Alter von 16 Jahren und 117 Tagen), sondern auch die jüngste Weltranglisten-Erste. Im Alter von 16 Jahren und 5 Monaten erklomm "Swiss Miss" die Weltranglistenspitze und blieb im weiteren Karriereverlauf 209 Wochen die Nummer eins. Hingis wurde ihrem Ruf als Wunderkind gerecht und gewann alle ihre fünf Grand-Slam-Titel im Einzel im Teenager-Alter. Die Schweizerin erreichte insgesamt zwölf Endspiele bei Grand-Slam-Turnieren. Der Karriere-Grand-Slam blieb Hingis jedoch verwehrt. Zweimal verlor sie im Finale der French Open. Unvergessen ist ihre dramatische Niederlage im French-Open-Endspiel 1999 gegen Steffi Graf.

Hingis war sich ihres einzigartigen Talents bewusst und trug das auch immer wieder in für viele Leute arroganter Weise zur Schau. "Es geht immer nur um Tiger Woods. Ich bin besser als er. Ich war länger an der Spitze und bin jünger. Ich bin einfach besser", sagte Hingis einst. Martina Navratilova, die "Grand Dame" im Damentennis, sah die Entwicklung von Hingis schon früh sehr kritisch. "In zwei Jahren wird sie vielleicht die Nummer eins sein, aber wird sie es auch fünf Jahre bleiben?", sagte Navratilova über die damals 14-jährige Hingis. Sie sollte Recht behalten. Mit 22 Jahren war die Karriere von Hingis wegen Verletzungsproblemen zu Ende. 2006 kehrte sie zurück, konnte aber an ihre Glanzzeiten nicht anknüpfen. Unrühmlicher Schlusspunkt in der Karriere von Hingis war eine positive Dopingprobe beim Wimbledonturnier 2007. Die Schweizerin wurde positiv auf Kokain getestet und später für zwei Jahre gesperrt. Für Hingis hatte die Sperre aber keine Auswirkungen auf ihre Karriere, da sie am 1. November 2007 ihren endgültigen Rücktritt wegen anhaltender Verletzungen bekanntgab. Seit 2013 spielt sie jedoch im Doppel wieder.

Jennifer Capriati

"Sie hat Potential und sollte behutsam entwickelt werden. Betrachten sie ihre Tennis-Karriere nüchtern. Behalten sie den Spaß bei! Seien sie vorsichtig, dass sie ihren Fortschritt nicht zu schnell erzwingen." So hieß es in einer Beurteilung eines Tenniscamps über Jennifer Capriati mit dem Rat an die Eltern, es langsam angehen zu lassen. Die US-Amerikanerin war damals neun Jahre alt. Stefano Capriati ignorierte aber diese Einschätzung und formte seine Tochter zum neuen Wunderkind im Tennis. Als "achtes Weltwunder" wurde Capriati tituliert, als sie mit 13 Jahren bei ihrem ersten Profiturnier ins Finale vorstieß. Mit 14 erreichte sie bei den French Open 1990 das Halbfinale und knackte einige Rekorde, unter anderem als jüngste Top-Ten-Spielerin aller Zeiten. "Zu viel, zu früh" hieß es immer wieder in Richtung Stefano Capriati, der die Karriere seiner Tochter generalstabsmäßig plante.

"Wenn die Frucht reift ist, isst du sie ", entgegnete er den Kritikern. "Kinder brennen nicht aus, Eltern tun das", erklärte Stefano Capriati, der seine Tochter mit Eiscreme zu Höchstleistungen drillte. Seiner Tochter schien das Leben auf der Tour zu gefallen. "Warum sollte ich meine Freunde beneiden? Sie sind es, die mich beneiden. Sie trinken eine Limo im Einkaufszentrum, ich sehe die ganze Welt." Mit 16 Jahren gewann "Jenny Baby" die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona und war vorläufig auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch dann begann die Teenagerin zu rebellieren. Capriati zog von Zuhause aus und wurde Ende 1993 beim Ladendiebstahl erwischt. Wenig später wurde sie wegen des Besitzes von Marihuana sogar inhaftiert. Das Polizeifoto von Capriati ging um die Welt. Sie besuchte für eine Woche eine Reha-Klinik und dachte sogar über ihren Freitod nach. "Ich war nicht glücklich mit mir selbst, meinem Tennis, meinem Leben, meinen Eltern, meinen Trainern, meinen Freunden. Wenn ich in den Spiegel blickte, sah ich dieses verzerrte Bild. Ich war so hässlich und fett. Ich wollte mich einfach nur umbringen", gestand Capriati.

Die Karriere von Capriati schien mit 18 Jahren bereits zu Ende. Das ehemalige Wunderkind wurde nur noch als "Moppel-Jenny" verspottet. Immer häufiger traf man Capriati in Burgerbuden an. Doch die US-Amerikanerin befreite sich aus ihrem Tal der Tränen und griff noch mal an. Mit der Unterstützung ihres Vaters spielte sie sich wieder in die Weltspitze und krönte 2001 ihr Comeback mit dem Triumph bei den Australian Open. Im gleichen Jahr wurde sie Weltranglisten-Erste. "Ich bin der lebende Beweis, dass Licht am Ende des Tunnels ist, auch wenn du denkst, dass es am schlimmsten ist. Du kontrollierst alles. Glaub einfach an dich. Du baust dich selbst auf oder ruinierst dich selbst", erklärte Capriati nach ihrem Titelgewinn in Melbourne. Die US-Amerikanerin gewann zudem bei den French Open 2001 und bei den Australian Open 2002. "Ich war solch eine Frühstarterin, ein 'frühes Wunderkind', aber fühle mich eher als eine Spätzünderin", fasste Capriati ihre Karriere zusammen.

Monica Seles

Monica Seles revolutionierte mit ihrem Spielstil das Damentennis. Nicht nur dass sie sowohl Vorhand als auch Rückhand beidhändig schlug sorgte für Aufmerksamkeit, sondern auch ihr exzessives Stöhnen auf dem Platz, dass in der Folgezeit viele Nachahmerinnen brachte. Seles beendete ihre erste volle Profisaison auf Platz sechs der Weltrangliste. Da war die gebürtige Jugoslawin noch nicht mal 16 Jahre alt. Im Eiltempo ging es an die Spitze des Damentennis. Seles gewann bereits als Teenagerin fast alles, was es zu gewinnen gibt. Im Alter von 16 Jahren und 189 Tagen triumphierte sie bei den French Open 1990 und wurde damals die jüngste Grand-Slam-Siegerin. Neun Monate später erklomm sie als jüngste Nummer eins der Geschichte die Weltranglistenspitze.

Zwischen 1990 und 1993 beherrschte Seles das Damentennis. Sie gewann in dieser Zeit acht Grand-Slam-Turniere. Keine Spielerin konnte im Teenager-Alter so viele Titel bei den "Major"-Events einheimsen. "Teenager sind gefüllt mit einer naiven Unbesiegbarkeit, die zu riesigen Leistungen führen können. Das zeigt, welche Kraft der Verstand hat", erklärte Seles. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs wurde sie jedoch böse gestoppt. Am 30. April 1993 wurde Seles während ihres Viertelfinalspiels am Hamburger Rothenbaum von einem gestörten Steffi-Graf-Fan mit einem Küchenmesser in den Rücken gestochen.

Die körperlichen Wunden nach dem Messerattentat verheilten schnell. Laut Aussage der Ärzte hätte Seles schon nach gut drei Monaten wieder auf dem Platz stehen können. Doch die seelischen Narben, die eine schnelle Rückkehr in den Tennis-Zirkus unmöglich machten, waren zu groß. "Ich bin niedergestochen worden auf dem Tennisplatz vor 10.000 Leuten. Es ist nicht möglich, distanziert darüber zu sprechen. Es veränderte meine Karriere unwiderruflich und beschädigte meine Seele. Ein Sekundenbruchteil machte aus mir einen anderen Menschen", gab Seles offen zu. Seles hatte mit Angstzuständen, Depressionen und Alpträumen zu kämpfen und begab sich in eine psychologische Therapie, ehe sie im August 1995 auf die WTA-Tour zurückkehrte. Zwar spielte die US-Amerikanerin noch acht Jahre erfolgreich weiter, an die ganz großen Erfolge aus der Teenager-Zeit konnte sie allerdings nicht anknüpfen.

Maria Sharapova

Maria Sharapova ist das bislang letzte große Wunderkind im Damentennis. Die Russin, bekannt für ihr exzessives Stöhnen auf dem Platz , wurde im Jahr 2004 im Alter von 17 Jahren und 75 Tagen sensationell die jüngste Wimbledonsiegerin und kam dabei sogar ohne ihre lautstarken Geräusche auf dem Platz aus. Es war der Startschuss zu einer Weltkarriere, die bis heute anhält. "Ich bin nicht die neue Kournikova. Ich will Matches gewinnen", sagte Sharapova im Jahr 2003. Und so kam es dann auch. Mit 18 Jahren erklomm die Russin erstmals die Weltranglistenspitze, mit 19 Jahren gewann sie die US Open. Sharapova wurde immer wieder von Verletzungen, vor allem an der Schulter, bei ihrer Weiterentwicklung als Spielerin zurückgeworfen.

Doch die Russin gab nie auf und spielte sich immer wieder in die Weltspitze zurück. 2012 vollendete sie mit dem Titel bei den French Open, auf dem zuvor so ungeliebten Sandboden, den Karriere-Grand-Slam. "Ich bin nicht die nächste irgendjemand, ich bin die erste Maria Sharapova", betonte sie immer wieder. Die Russin spielte schon viele Rollen in ihrer Karriere, als siegende Tennis-Lolita, als Werbeikone, als Sexsymbol und mittlerweile auch als erfolgreiche Geschäftsfrau und Unternehmerin. Sharapova brachte 2012 ihre eigene Süßigkeiten-Firma mit dem treffenden Namen "Sugarpova auf den Markt und ist seit vielen Jahren die bestverdienende Sportlerin auf dem Planeten.

Björn Borg

Björn Borg wurde "Iceborg" getauft, weil er immer so still und cool auf dem Platz war. Doch in Wirklichkeit spielte Borg nur ein Spiel. "Ich war nie so kalt wie es schien. Das war nur Schauspielerei. Ein Schauspiel, das ich perfekt spielte. Es war Teil meiner Waffenkammer. Ich dachte, wenn meine Gegner nicht wissen, wie ich mich wirklich fühlte im Inneren, dann wäre ich unbesiegbar", gestand Borg nach seiner Karriere. Zumindest teilweise war der Schwede unbesiegbar. Borg gewann elf Grand-Slam-Turniere. Seinen ersten von sechs Titeln bei den French Open feierte der stille Schwede drei Tage vor seinem 18. Geburtstag.

Borg hat den Tennissport nicht nur eine neue Richtung gegeben, er hat ihn revolutioniert und dafür gesorgt, dass Tennis einen großen Boom erfuhr. Der Schwede war Popstar und Sexsymbol zugleich und lockte viele Frauen in die Stadien. Borg war einer der ersten Spieler, der die Rückhand beidhändig schlug und fast ausschließlich von der Grundlinie agierte. Mit einer neuen Griffart legte er die Grundlage für das heutige moderne Tennis. Wahrscheinlich wäre für Borg in seiner Karriere noch viel mehr möglich gewesen, wenn er nicht im jungen Alter von 26 Jahren zurückgetreten wäre. Im Alter von 34 Jahren versuchte sich Borg noch einmal an einem Comeback und scheiterte kläglich.

Boris Becker

Ganz Deutschland war elektrisiert, als Boris Becker am 5. Juli 1985 im Alter von 17 Jahren und 228 Tagen der jüngste Wimbledonsieger aller Zeiten wurde und deutsche sowie internationale Sportgeschichte schrieb. Der Rotschopf aus der Kleinstadt Leimen wurde zur öffentlichen Person, der wie kaum ein zweiter das Publikum an seinen Emotionen während des Matches teilhaben ließ. Ein Jahr später bestätigte Becker seinen Coup in Wimbledon und verteidigte erfolgreich seinen Titel. Der Deutsche stand insgesamt siebenmal im Wimbledonfinale und gewann 1989 seinen dritten Titel. Neben seinen drei Wimbledonsiegen triumphierte Becker zweimal bei den Australian Open und einmal bei den US Open. Im Jahr 1991 war Becker für insgesamt zwölf Wochen die Nummer eins der Welt.

Immer besonders waren seine Davis-Cup-Auftritte für Deutschland. Becker lief unter der deutschen Flagge stets zu Hochform auf und führte Deutschland zu zwei Davis-Cup-Siegen. Becker wurde durch seinen ersten Wimbledonsieg zur öffentlichen Person, worunter er oft sehr litt. "Es wurden 24 Stunden am Tag. Wenn ich geschlafen habe, dachte ich, es wäre eine Kamera unter dem Bettlaken. Je mehr ich den nationalen Verpflichtungen gerecht wurde, umso öfter wurde ich belästigt. Es ist schwierig mit 23 Jahren damit umzugehen, aber es ist noch viel schwieriger mit 17 oder 18." Bis heute lebt Becker ein öffentliches Leben. Nach seinem Karriere-Ende 1999 machte er vermehrt mit privaten Geschichten und Liebeleien Schlagzeilen. Nun will er aber auch wieder beruflich im Tennis durchstarten. Becker ist seit Dezember 2013 der Cheftrainer von Novak Djokovic. Ein Knalleffekt, der die Tennis-Welt elektrisiert hat.

Michael Chang

Mit dem Namen Michael Chang verbinden die meisten ein ganz besonderes Tennismatch. Es war das Achtelfinale der French Open im Jahr 1989. Der Sohn taiwanesischer Eltern stand dem Weltranglisten-Ersten Ivan Lendl gegenüber. Der US-Amerikaner war gerade einmal 17 Jahre alt und kämpfte bis zum Umfallen. Auch nach einem 0:2-Satzrückstand gab Chang nie auf und spielte sich mit seiner unorthodoxen Spielweise zurück in die Partie. Im entscheidenden fünften Satz konnte er sich von Krämpfen geplagt kaum noch auf den Beinen halten und brachte Lendl mit Mondbällen und Aufschlägen von unten zur Weißglut. Chang gewann schließlich das historische Match und fand sich einige Tage später im Finale wieder. Dort ging es gegen Stefan Edberg, den der "kleine Riese" ebenfalls niederrang. Somit wurde Chang der bislang jüngste Grand-Slam-Sieger aller Zeiten - mit 17 Jahren und 110 Tagen. "Das ist wirklich seltsam, aber ich habe das Gefühl, dass Michael die French Open gewinnen wird", hatte Betty, die Mutter von Chang, vor Turnierstart in Paris zu ihrem Mann gesagt.

Als Mitglied der goldenen Generation der US-amerikanischen Spieler wie Pete Sampras, Andre Agassi und Jim Courier war es Chang, der überraschenderweise als Erster einen Grand-Slam-Sieg errang. Der Sprung an die Weltranglistenspitze und weitere Grand-Slam-Titel blieben ihm im Vergleich zu seinen Landsmännern aber verwehrt. "Für mich war das Jahr nach dem Sieg bei den French Open das schwerste in meinem Leben. Ich habe herausgefunden, dass im Tennis Siegen dir keine Freude bringt, sondern Druck erzeugt." Mitte der Neunziger hatte Chang seine besten Jahre. Er stand 1995 erneut im French-Open-Finale sowie in den Endspielen der Australian Open 1996 und US Open 1996. Im Finale der US Open hätte er im Falle eines Sieges gegen Sampras jenen als Weltranglisten-Ersten abgelöst. So blieb er aber für ein knappes Jahr "nur" die Nummer zwei der Welt.

Rafael Nadal

Rafael Nadal ist das letzte große Wunderkind, das als Teenager einen Grand-Slam-Titel gewinnen konnte. Der Spanier triumphierte drei Tage nach seinem 19. Geburtstag im Stade Roland Garros - bei seinem allerersten Auftritt bei den French Open. Kein Spieler beherrscht die Sandplätze dieser Welt wie der Spanier. Acht Titel bei den French Open sprechen eine deutliche Sprache. In der Sandplatzsaison 2005 gewann Nadal 24 Matches in Folge und brach damit Andre Agassis Rekord von Siegen in Serien als Teenager. Nadal gewann bereits im Alter von 15 Jahren sein erstes Match auf der ATP-Tour - bei seinem Heimturnier auf Mallorca. Anders als von vielen erwartet ist der Spanier aufgrund seiner kräftezehrenden Spielweise nicht ausgebrannt. Ganz im Gegenteil: Macht Nadal so weiter wie im Jahr 2013, in dem er zehn Titel gewann und an die Weltranglistenspitze zurückkehrte, ist er auf dem besten Weg, der erfolgreichste Spieler aller Zeiten zu werden.

von Christian Albrecht Barschel

Dienstag
18.03.2014, 19:33 Uhr