„Habe bis zum Schluss gekämpft"

Gegenüber tennisnet.com äußerte sich der 53-Jährige zum Ende der Zusammenarbeit mit Barbara Haas.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 20.02.2014, 18:24 Uhr

Es war für lange Zeit eine sowohl erfolgreiche als auch harmonische Zusammenarbeit zwischen Österreichs größtem Juniorinnen-Talent Barbara Haas und ihrem Manager Raimund Stefanits. Im Mai 2009 hatte der 53-Jährige sein Amt übernommen und baute sogleich ein gigantisches Investorenmodell für die damals größte Nachwuchshoffnung des österreichischen Tennissports auf. Dies garantierte der inzwischen bald 18-Jährigen Haas ein beispielloses Jahresbudget von 100.000 Euro. Doch bereits Ende letzten Jahres begannen die Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Parteien immer größer zu werden, bis der bis zum Schluss kämpfende und schwer enttäuschte Stefanits letztlich nur noch einen Ausweg sah: Die Beendigung der Zusammenarbeit. Gegenüber tennisnet.com hat sich Stefanits zu dem Thema geäußert.

Herr Stefanits, woran hat es am Ende gelegen, dass die Zusammenarbeit mit Barbara nicht mehr funktioniert hat?

Das hat bereits Anfang letzten Jahres angefangen. Barbara war immer ein Beispiel an Fleiß und hat alles dem Tennis untergeordnet. Das hat sich dann aber geändert, was meiner Meinung einfach auch an ihrem privaten Umfeld liegt. Was für mich vor allem gezählt hat, ist, dass dies ihre Leistungen massiv gestört hat. Sie hat alle Fähigkeiten, die es braucht, um eine große Karriere im Damentennis zu starten. Inzwischen sind gleichaltrige Spielerinnen, die sie früher noch im Griff hatte, aber schon weiter als sie. Die gravierendste Veränderung war jedoch, dass es zwischen uns immer mehr Meinungsverschiedenheiten gab.

Wie haben sich diese geäußert?

Barbara hat auf einmal alles in Frage gestellt. Das hat sie früher nie gemacht. Auch ihr Trainerverschleiß ist enorm hoch. Sie wird in einem Monat 18 Jahre alt und hatte schon sechs verschiedene Trainer. Es können nicht immer die anderen Schuld sein. Im September letzten Jahres sind wir dann zu Jürgen Waber nach Linz gewechselt. Er ist ein absoluter Fachmann und ein Glücksfall für Barbara. Jedoch kann sie das im Training gezeigte auf dem Platz nicht abrufen. Das kommt viel von der Psyche und vom schlechten Umfeld.

Wie meinen Sie das?

Auf das schlechte Umfeld möchte ich gar nicht näher eingehen. Für mich zählt ja letztendlich, dass ich bei den Investoren im Wort stehe. Und so wie sich Barbara verhalten hat, konnte ich das einfach nicht mehr mit mir vereinbaren. Das hat schon mit der siebenmonatigen Pause angefangen, die sie letztes Jahr machen musste. Auf diesem Niveau ist so eine lange Pause natürlich eine Katastrophe. Klar, sie hatte einen Virus und dann Probleme am Auge, aber das hätte niemals so lange dauern dürfen. Es ist ein schwieriges Alter und es ist viel von der Psyche gekommen, aber irgendwann muss es dann auch weitergehen.

Bei ihrem Comeback hat Barbara ja dann im Dezember letzten Jahres gleich zwei Turniere in Dschibuti gewonnen? Ging es dann nicht aufwärts?

Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut und auch Hoffnung geschöpft. Barbara hat sich aber trotzdem immer weiter verändert und war nur noch schwer zugänglich. Meiner Meinung nach spielt sie 2014 erneut weit unter ihren Möglichkeiten.

Was hat das Fass dann letztendlich zum überlaufen gebracht?

Vergangene Woche hat sie in Ägypten bei einem Future in Runde zwei verloren. Klar war das wieder nicht unbedingt das, was wir von ihr erwarten, aber das war nicht das Problem. Kurz danach habe ich nämlich erfahren, dass Barbaras Freund nachkommen will. Das war für mich ein Schock, denn das beeinträchtigt ihre professionelle Vorbereitung meiner Meinung nach natürlich enorm. Ich habe sie dann angerufen und ihr gesagt, was ich davon halte und dass ich das nicht tolerieren werde. Sie hat mir dann zu verstehen gegeben, dass ihr das egal sei und sie sich für ihren Freund entscheidet. Das war für mich dann der Moment, wo es zu viel wurde. Ich habe bis zum Schluss gekämpft, aber dann ging es einfach nicht mehr. Wie ich bereits vorher gesagt habe, stehe ich bei meinen Investoren im Wort. Das konnte ich dann einfach nicht mehr verantworten.

Das Gespräch führte Christian Storhas

von tennisnet.com

Donnerstag
20.02.2014, 18:24 Uhr