Nordische Ski-WM: Stimmen zur Doping-Razzia in Seefeld

Von APA
Dominik Baldauf wurde festgenommen
© GEPA

Österreichische und deutsche Behörden haben während der Nordischen Ski-WM in Seefeld am Mittwoch in einer koordinierten Aktion mit dem Namen "Operation Aderlass" im Zusammenhang mit einem international agierenden Dopingnetzwerk bei 16 Hausdurchsuchungen neun Personen festgenommen. Darunter befinden sich auch die beiden ÖSV-Langläufer Dominik Baldauf und Max Hauke. Mittlerweile äußerten sich Sportminister Heinz-Christian Strache, Markus Gandler, Alois Stadlober und Trond Nystad zur Causa.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Luis Stadlober (56. über 15 km klassisch): "Das ist natürlich eine sehr schwierige Situation. Wir wohnen im Zimmer gegenüber. Dann ist der Chef von unserem Hotel gekommen und sie haben die zwei gesucht. Dann war das BKA da und mir ist die Lade runtergefallen. Man versucht das auszublenden, denn ich wollte mich von der großen Bühne gut verabschieden, das habe ich leider nicht geschafft." Stadlober konnte sich die Vergehen seiner Kollegen nicht erklären: "Warum macht man so was, wie schafft man es, dass man jeden anlügt? Wie kann man nur so hinterhältig sein und dem österreichischen Sport das Messer hinten reinstechen?"

Stadlober erinnerte an die Serie von Dopingfällen im ÖSV-Langlaufteam: "Wir haben so viel mitgemacht. 2006 war ich noch jung, dann 2014 mit Dürr, da war ich nicht vor Ort, aber jetzt ist es daheim passiert. Ich kann gar nicht sagen, wie scheiße das Gefühl ist."

Markus Gandler (Sportliche Leiter im ÖSV für Langlauf und Biathlon): "Es hat sich herausgestellt, dass an mehreren Stellen Athleten erwischt worden sind bei unerlaubten Methoden oder beim Dopen. Leider, das macht mich betroffen, zwei Athleten von uns sind dabei. Sie sind in Haft genommen worden, Baldauf und Hauke. Sie sind momentan weg, ich habe sie nicht mehr gesehen." Er sei von den Ermittlern um Hilfe beim Auffinden der Athleten gebeten worden. "Das ist ein harter Schlag für den Langlauf im allgemeinen. Ich stehe unter Schockstarre. Es ist ja nicht das erste Mal, und wie es ausschaut nicht das letzte Mal."

Langlauf-Experte: "Dümmer geht es nicht mehr"

Alois Stadlober (Langlauf-Experte im ORF sowie Vater der WM-Starter Teresa und Luis): "Dümmer geht es nicht mehr, und tiefer kann man gar nicht mehr fallen. Ich glaube, wir waren mit dem österreichischen Langlauf schon tief, dann sind wir noch tiefer gefallen, und ich weiß gar nicht, wie tief es noch hinuntergeht. Das ist nicht nachvollziehbar, man kennt die betroffenen Sportler. Sie wissen, was auf einen einstürzt, was auf einen Johannes Dürr eingestürzt ist, was der alles verloren hat. Markus Gandler hat es angesprochen: für diese bescheidenen Erfolge diesen Weg zu gehen, ist unvorstellbar."

Zu seinen ebenfalls im ÖSV-Langlauf-Team involvierten Kindern, Teresa und Luis Stadlober: "Luis läuft heute, der ist durch den Wind. Ich habe gesagt, 'Luis du läufst'. Die ehrlichen Sportler müssen an den Start. Ich habe ihm gesagt, 'danke Luis, dass du auch mit schlechten Leistungen den richtigen Weg gegangen bist. Ehrlichkeit währt am längsten, das freut mich'. Es sind alle am Boden zerstört. Auch mit Teresa habe ich gesprochen, aber das muss man jetzt erst verarbeiten, was da wieder auf uns hereinprasselt. Das ist jetzt der Super-GAU, eigentlich ist jeder hilflos."

Trond Nystad (ÖSV-Langlauf-Koordinator): "Für mich ist es nur traurig, ich habe keine Worte dafür. Ich habe gedacht, dass die Leute aus der Vergangenheit etwas gelernt haben - dass Doping und Sport nicht zusammengehören. Ich fühle mich verarscht. Wir arbeiten hier Tag und Nacht und probieren schnelle Ski und alles, und dann passiert so was. Ich stehe für sauberen Sport. Ich muss nicht mit einem Verband arbeiten, ich habe gar nichts gemerkt. Ich hoffe, dass die Jungs, Eier genug haben, zu sagen, wer dahintersteckt. Ich erwarte, dass sie Männer genug sind und alles erzählen, alle gehören bestraft."

Heinz-Christian Strache (Sportminister): "Ich bin an der lückenlosen Aufklärung interessiert, werde aber die Ergebnisse dieser Ermittlungen abwarten, ehe geprüft wird, ob zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der sauberen und fairen Sportlerinnen und Sportler eingeleitet werden müssen."

Tirols Landeshauptmann: "Eine riesige Sauerei"

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP): "Das ist ein riesiger Schaden für den gesamten Sport, und ich kann nicht verstehen, dass so etwas im Spitzensport immer wieder passieren muss. Wenn sich all diese Verdachtsmomente bestätigen, dann muss es massive Sanktionen geben. Es ist eine Sauerei gegenüber all jenen Sportlern, die sauber arbeiten. Es ist aber auch eine riesige Sauerei all jenen gegenüber, die mit Herzblut und Leidenschaft zum Gelingen dieser WM beitragen, all den Organisatoren, all den freiwilligen Helfern und nicht zuletzt auch gegenüber den Tausenden von Fans, die ihre Sportler anfeuern und unterstützen".

Rudolf Hundstorfer (Präsident Bundes-Sportorganisation BSO per Aussendung): "Schade, dass die Stimmung bei so einem tollen Sportfest durch Vorkommnisse wie diese getrübt wird. Sollte sich der Verdacht bestätigen, kann man sich - nicht zuletzt unter dem Eindruck der letzten ARD-Reportage zu diesem Thema - nur noch über diese Personen wundern. Das österreichische Anti-Doping-Gesetz ist jedenfalls auch international vorbildlich. Dazu haben wir mit der NADA Austria eine ausgezeichnete nationale Anti-Doping-Agentur und eine ebenso ausgezeichnete Kooperation mit der Exekutive. Doping ist Betrug, deshalb aufs Schärfste zu verurteilen und strafrechtlich zu verfolgen. Es muss weiterhin alles unternommen werden, damit sich die große Mehrheit der fairen und sauberen Sportlerinnen und Sportler nicht mit einigen, wenigen Betrügern messen muss."

Artikel und Videos zum Thema