Vierschanzen-Tournee: Stoch gewinnt am Bergisel, erneut ÖSV-Debakel

Von APA
Stefan Kraft ist wieder vorne dabei
© GEPA

Das Tief im ÖSV-Skispringerteam ist noch nicht ausgestanden. Nach dem Fiasko von Garmisch gelang es im ersten Heimbewerb nicht, die Tendenz zu drehen. Michael Hayböck bildete am Donnerstag in Innsbruck als Zehnter die positive Ausnahme. Stefan Kraft wurde nur 24. Der Pole Kamil Stoch ist nach dem dritten Tageserfolg alleiniger Anwärter auf den Gesamtsieg, denn sein Rivale Richard Freitag stürzte.

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Nur drei Springer im Finale

Für das Team von Cheftrainer Heinz Kuttin setzte es vor 16.300 Zuschauern eine weitere Enttäuschung. Nur drei von elf Österreichern schafften den Einzug ins Finale der besten 30. Für Stefan Kraft ging es nach dem fünften Platz in der Qualifikation nicht weiter nach oben. Der Ex-Tourneesieger rutschte wegen technischer Probleme bei seinem Sprung in die Tiefen der Ergebnisliste ab.

"Es hat mich im Sprung wieder so verzogen", sagte der Doppel-Weltmeister, der nach dem ersten Durchgang das gleiche Problem beklagt hatte. "Das ist ganz komisch, denn es hat sich besser angefühlt als das, was rausgekommen ist." Der Salzburger gab zu, etwas verunsichert zu sein. "Ich weiß nicht, warum es mich da draußen so zerfleddert", hatte er nach dem ersten Sprung gemeint.

Sein Zimmerkollege Hayböck ist jedoch überzeugt, dass der Ex-Tourneesieger rasch wieder zur Topform zurückfindet. "Es wird schnell gehen, dass er wieder um den Sieg mitkämpft", sagte der Oberösterreicher. Kuttin meinte, Kraft fehle für seinen aktuellen Standard etwas die Geduld. "Gestern hat er einen sauberen Absprung geschafft, heute sind die Pferde mit ihm durchgegangen", sagte der Kärntner. Kraft müsse Ruhe finden vor dem Absprung.

Hayböck zuversichtlich

Zwei Österreicher durften immerhin zufrieden sein. Hayböck freute sich über seine prolongierte Aufwärtstendenz. "Der zehnte Platz gibt viel Zuversicht. Ich lasse mich nicht drausbringen, auch wenn die Presse nicht so nett zu uns ist", meinte der 26-Jährige im ORF-Fernsehen. Und der 19-jährige Tiroler Clemens Leitner, der Bruder des Ex-Biathlon-Juniorenweltmeisters Felix Leitner, schaffte es bei seinem Weltcupdebüt als 29. gleich in die Punkteränge.

Gregor Schlierenzauer erlitt hingegen ausgerechnet auf seiner Heimschanze einen Rückschlag auf dem Weg zurück zur Spitze. Der zweifache Bergisel-Sieger verpasste als 37. das Finale. Dennoch ist seine aktuelle Situation völlig anders als jene vor zwei Jahren, als er 33. gewesen war. Damals hatte er sich nach eigenen Worten "technisch auf einem Tiefpunkt" befunden und sich danach eine Auszeit genommen. Der 27-Jährige gab am Donnerstag keinen Kommentar ab.

Hayböck ist nun als 16. der bestplatzierte Österreicher in der Gesamtwertung. Der Bischofshofen-Sieger von 2015 hat aber rund 130 Punkte Rückstand. Damit droht erstmals seit 40 Jahren ein Schlussklassement ohne Österreicher in den Top Ten. 1978 war Claus Tuchscherer 24. gewesen.

Drama um Freitag

Die Frage nach dem Gesamtsieger der 66. Auflage wurde durch ein Drama um Richard Freitag entschieden. Der Deutsche stürzte im ersten Durchgang bei 130 Metern und wurde wegen starker Schmerzen an der Hüfte ins Spital gebracht. Nach der Landung hatten sich hinten die Ski des dreifachen Saisonsiegers überkreuzt, ein Sturz war unvermeidbar.

DSV-Coach Werner Schuster kritisierte den norwegischen Technischen Delegierten, der einen zu langen Anlauf und damit für die nicht optimale Schanzenpräparierung zu große Weiten zugelassen habe. Der 26-jährige Freitag, der weiterhin im Weltcup führt, war der einzige ernstzunehmende Rivale von Titelverteidiger Kamil Stoch um den Gesamtsieg gewesen. "Es tut mir leid für Richard", sagte der Pole.

Stoch steht vor dem "Grand-Slam"

Stoch gewann nach Oberstdorf und Garmisch erstmals auch auf dem Bergisel und kommt als insgesamt zehnter Springer mit drei Tagessiegen zum Finale nach Bischofshofen. Angesichts der Dominanz des Doppel-Olympiasiegers und seines Vorsprungs von 64,5 Punkten auf den zweitplatzierten Deutschen Andreas Wellinger ist nicht zu erwarten, dass er sich die Adler-Trophäe noch entreißen lässt.

Saisonübergreifend hat Stoch den "Grand-Slam" schon geschafft - er hatte den vergangenen Schlussbewerb in Bischofshofen gewonnen. Für ihn geht es darum, es dem Deutschen Sven Hannawald gleichzutun, der als bisher einziger Springer 2001/02 alle vier Konkurrenzen einer Tournee gewonnen hatte. "Ich bin sehr zufrieden und meinem Team sehr dankbar", sagte der 30-jährige Stoch. "Wir werden sehen, was passiert. Ich muss meinen Job machen."

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