Die Psycho-Tricks des Max Hermann

Von Jakob Reisinger, Doha
Gelingt Max Hermann mit den Österreichern der große Wurf?
© GEPA

Maximilian Hermann mausert sich bei der Handball-WM immer mehr zu einem der österreichischen Antreiber. Dabei setzt der 23-Jährige auf ein ganz spezielles Erfolgsrezept.

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Österreichs Handballer absolvieren aktuell ein Mammutprogramm. Bei der Weltmeisterschaft in Katar gilt es fünf Gruppenspiele in sieben Tagen möglichst erfolgreich zu absolvieren. Bisher ist das den Österreichern mehr als nur gut gelungen. Mit fünf Punkten aus vier Spielen wurde der Achtelfinal-Einzug bereits vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Mazedonien (Freitag, 17.00 Uhr, live in ORF Sport +) fixiert. Im letzten Spiel geht es für Österreich um Gruppenplatz zwei und somit eine bessere Ausgangslage im Achtelfinale.

Das erste Etappenziel ist erreicht. "Das Achtelfinale bedeutet mir sehr viel, weil wir unser Hauptziel erreicht haben", freute sich Teamchef Patrekur Johannesson. Er ist stolz auf sein Team, das die Vorgaben bei dieser WM gut umsetzt und mit Herz bei der Sache ist. So auch Maximilian Hermann, der mit soliden, aggressiven Leistungen auf sich aufmerksam macht.

Doch was macht den Rückraumspieler aktuell so stark? SPOX hat das "Max-Hermann-Erfolgsrezept" - neben seiner körperlichen Präsenz - mit dem Protagonisten in Doha besprochen.

Der Kopf als Schlüssel zum Erfolg

Der 23-Jährige setzt seit einiger Zeit auf intensives Mentaltraining. Das hilft ihm, in den entscheidenden Momenten, das Maximum aus Kopf und Körper herauszuholen. "Ich bin davon überzeugt, dass ich dadurch sicher noch fünf Prozent mehr Leistung bringen kann. Das Mentaltraining hilft gegen die Erschöpfung im Spiel", so der 1,94-m-Hüne. Mit Hilfe von Büchern und Videos versucht er sich immer neue Informationen zu holen.

Die Grundvoraussetzung, auf die der Handballer sein Mentaltraining aufbaut, ist die körperliche Fitness. Diese bringt das 94-Kilogramm-Paket ebenfalls mit und kann so auf eine ansprechende Durchschlagskraft in der Offensive setzen. Wenn einmal ein Wurf nicht im Tor landet, heißt es diesen schnell wieder aus dem Kopf zu streichen. "Früher habe ich nach Fehlern viel zu lange gehadert und mich dadurch selbst ein bisschen blockiert. Mittlerweile habe ich gelernt positiv zu bleiben und diese Emotionen auch zu zeigen."

Aggressivität und Psycho-Spielchen

Dabei geht es im Handball auch immer wieder um kleinere Psycho-Spielchen mit dem Gegner. Nach Toren gehört daher intensiver Jubel zum Standardprogramm. "Wir zeigen so, dass wir voll da sind. Manche Gegenspieler lassen sich dadurch schon ein wenig beeinflussen." Max Hermann selbst lässt sich vor jedem Spiel ebenfalls beeinflussen. Er setzt auf Motivationsreden. "Diese sind meistens von Amerikanern. Ihre Reden sind meistens besonders emotional."

Dazu gilt es richtig wach zu werden und sogar ein wenig Aggressivität im eigenen Körper zu schüren. "Ich schlage mir dann auch ins Gesicht und auf den Oberkörper - das brauche ich einfach." In den letzten Minuten vor dem Anwurf gönnt sich der Legionär noch ein wenig Ruhe. "Ich schließe meine Augen und denke ein paar Minuten nur an positive Dinge. Dieses Gefühl nehme ich dann mit ins Spiel." Sein Faible für die Psycho-Tricks hat der Mann mit dem harten Wurf erst nach seinem Wechsel nach Deutschland entdeckt.

Seine durchwegs positive Einstellung will Maximilian auch noch mehr an seinen Zwillingsbruder Alexander weitergeben. "Ich versuche ihm immer wieder in einem Spiel gut zuzureden und so meinen Spirit auf ihn zu übertragen."

Zusammenhalt in der Familie

In einer Mannschaft spielen die Twins momentan nur im Nationalteam, doch schon im Sommer wird Alex zu Max nach Deutschland übersiedeln. Dann sind sie auch auf Klubebene - beim Bergischen HC - vereint. Wohnen werden sie natürlich in einer WG. Dafür können sie aktuell schon in Doha üben. Es ist nahezu überflüssig zu erwähnen, dass sich die Oberösterreicher ein Zimmer teilen.

Der Herr Papa lässt sich die Auftritte seiner Jungs in der Wüste ebenfalls nicht entgehen und sorgt für lautstarke Unterstützung auf der Tribüne. Der Zusammenhalt in der Familie ist auch für Alex eine wichtige Zutat in seinem Erfolgsrezept. "Ich weiß einfach, dass sie immer hinter mir stehen und das gibt mir Kraft in den Spielen." Dabei reicht ihm oftmals sogar die Unterstützung aus der Ferne - Bruder und Mama fiebern in Österreich vor dem Fernseher mit den Handball-Zwillingen mit. Diese sollen möglichst lange in der Wüste bleiben, das bedeutet eine erfolgreiche WM. "Wir können jeden schlagen, das Achtelfinale ist nur das Minimalziel", heißt es bei Max Hermann.