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Warum Sanes Kumpel Down Under gefeiert wird

Hrustic gab vor dem Confed Cup gegen Brasilien sein Debüt
© GEPA

Ajdin Hrustic spielte einst im Nachwuchs von Austria Wien und Schalke 04. Bei den Königsblauen lernte er seinen besten Freund Leroy Sane kennen. Nun tritt der 20-jährige Groningen-Dribbler mit Australien beim Confed Cup gegen Deutschland an (ab 17 Uhr im LIVETICKER).

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Vor sechs Jahren erreichte den Wiener Fußballtrainer Ante Gale ein Hilferuf aus England. Ein besorgter Vater suchte händeringend nach einem Verein, bei dem sein Sohn den Traum vom Profi-Fußball weiterleben konnte. Gale lud die beiden nach Wien ein, er erinnert sich gegenüber SPOX zurück: "Als ich den Kleinen gesehen habe, habe ich mir sofort gedacht: Das muss ein Fußballer sein."

Als 15-Jähriger nach Wien

Der Kroate, der in Wien eine nach ihm benannte Fußballschule betreibt, nahm den damals 15-jährigen Ajdin Hrustic unter seine Fittiche. Ohne ihn hätte es der aktuelle Groningen-Profi wohl nicht dorthin geschafft, wo er jetzt steht: Er nimmt als australischer Nationalspieler am Confed Cup teil.

Im Alter von zwölf Jahren übersiedelten Hrustic und seine Familie von Melbourne nach England. Dort sollte der Sohnemann bei Nottingham Forest der großen Fußballer-Karriere nachjagen. Das Vorhaben lief jedoch nicht so wie geplant, falsche Versprechungen brachten die Familie in Geldnöte.

Von der Austria nicht im Guten getrennt

Ein Bekannter stellte daraufhin den Kontakt zu Ante Gale her. Der Trainer glaubte an das Potenzial des Jungen. Er verschaffte ihm einen Platz im Nachwuchs der Wiener Austria und bildete ihn zusätzlich in seiner Fußballschule aus. "Neun Monate lang hat er jeden Tag bei mir trainiert. Jede freie Minute hat er Fußball gespielt", erzählt Gale.

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Während die Eltern in England blieben, wohnte der Sohn in Wien bei einer befreundeten Familie. Für den Umzug nach Österreich hätten sich Vater und Mutter Unterstützung vom Fußballkub ihres Sohnes erwartet, doch die Austria lehnte es ab, der Familie eine Wohnung zur Verfügung zur stellen. "Sie haben nichts für ihn getan", meint Gale rückblickend.

Mit Sane zur Schule gegangen

Nach nicht einmal einer Saison in Österreich zog Hrustic nach Deutschland weiter. Dort absolvierte er einige Probetrainings bei Spitzenvereinen. Neben Schalke wäre auch Leverkusen an ihm interessiert gewesen, doch er entschied sich für den Schritt nach Gelsenkirchen. "Der Verein hat der Familie eine Wohnung besorgt, seine Mutter hat dort Arbeit gefunden", erzählt Gale.

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Privat fand Hrustic bei Schalke endlich sein Glück, auch weil er dort seinen besten Freund kennenlernte: Leroy Sane. Die beiden spielten gemeinsam in der Schalker U17, verstanden sich aber auch neben dem Platz ausgezeichnet. "Wir sind zusammen zur Schule gegangen und haben den ganzen Tag miteinander verbracht", erzählt Hrustic in einem Interview.

Begeisterung in Australien

Wie Sane agiert auch Hrustic als offensiver Flügelspieler. Den Sprung zu den Profi schaffte er im Gegensatz zu seinem Kumpel aber nicht. Stattdessen wechselte er zum FC Groningen, wo ihm in den letzten Spielen der vergangenen Saison der Durchbruch gelang. Sieben Einsätze und ein Tor für den Ex-Klub von Luis Suarez weckten das Interesse von gleich zwei Nationalmannschaften. Neben Australien bemühte sich auch Bosnien Herzegowina, die Heimat seines Vaters, um die Dienste von Hrustic. Letztlich entschied er sich jedoch für sein Geburtsland.

Down Under wurde diese Nachricht mit Begeisterung aufgenommen. Mit aufstrebende Talenten, die noch dazu in einer angesehen europäischen Liga spielen, sind die Socceroos nicht gerade gesegnet. Star der Nationalmannschaft ist noch immer der mittlerweile 37-jährige Tim Cahill (ehemals Everton). Blutauffrischung durch einen jungen Mann wie Hrustic kommt da wie gerufen. "Er hat das Potenzial, in Zukunft eine feste Stütze unserer Nationalmannschaft zu werden", sagt Ange Postecoglou. Der australische Teamchef lernte seinen Schützling bereits als 12-Jährigen bei einem Traininscamp für Elite-Nachwuchsfußballer kennen. Nun verhalf er ihm zu seinem ersten Länderspiel.

Noch immer Kontakt nach Wien

"Es ist einfach großartig, mein Debüt gegen Brasilien gemacht zu haben und das noch dazu in jener Stadt, in der ich geboren wurde", sagte Hrustic nach der 0:4-Pleite in Melbourne, die als Vorbereitung auf den Confed Cup diente. Anders als das DFB-Team tritt Australien in Russland mit der stärksten Mannschaft an. Hrustic ist der zweitjüngste Spieler im Kader, für ihn geht es beim Confed Cup vor allem darum, wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Schließlich hat er erst acht Profi-Spiele bei den Erwachsenen in den Beinen.

"Ich hoffe einfach, dass ich zu ein paar Einsatzminuten komme", sagt Hrustic. Der 20-Jährige hat es geschafft, sich den Traum vom Profifußball zu verwirklichen. Auch dank der Hilfe aus Wien. Zu seinem Förderer Gale pflegt er noch immer regelmäßigen Kontakt. "In den letzten Jahren hat er sich jeden Sommer bei mir auf der Marswiese für die neue Saison vorbereitet. Nur heuer hat er keine Zeit dafür", erzählt Gale mit einem breiten Grinsen. Seine Bemühungen haben sich für den australischen Shooting-Star bezahlt gemacht.

Steckbrief von Ajdin Hrustic

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