RB-Salzburg-Coach Jesse Marsch über Proteste: "Ich gelte als Leipziger - aber ich bin Salzburger"

Von APA
Neuer Red Bull Salzburg-Trainer: Jesse Marsch
© GEPA

Der neue Trainer von Meister Red Bull Salzburg hat sich am Donnerstag bei einer Pressekonferenz erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. "Wir haben eine fantastische Mannschaft", lobte der US-Amerikaner Jesse Marsch in gutem Deutsch den Kader, den ihm Vorgänger Marco Rose hinterlassen hat. "Ich bin sehr überzeugt, wir können ein sehr gutes Jahr haben", sagte der 45-Jährige.

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Der Verein verfüge über eine ausgezeichnete Mischung aus Stammspielern, Nachwuchstalenten und zurückkehrenden Verleihspielern. "Das größte Problem ist, dass wir zu viel Talent in jeder einzelnen Position haben", meinte Marsch. Der großer Kader sei von Vorteil, "aber es ist nicht nur die Menge, sondern die Balance wichtig: die Kombination aus erfahrenen und jungen Spielern, aber auch die Kombination von Spielern, die Führungsqualität zeigen und Spielern, die hungrig sind".

Dass mit Munas Dabbur, Hannes Wolf und Fredrik Gulbrandsen Stürmer den Verein verlassen haben, die in der Vorsaison rund die Hälfte aller Tore geschossen haben, sei kein Manko. "Ich bin überzeugt, dass wir qualitativ gut aufgestellt sind." Wünsche nach weiterer Verstärkung äußerte Marsch am Donnerstag nicht - auch wenn Red-Bull-Sportdirektor Christoph Freund daran erinnerte, dass die Transferzeit eben erst beginne und im Auge behalten werde.

Marsch: "Die Königsklasse ist ein großer Auftrag"

Der Neo-Trainer erwartet sich eine herausfordernde Saison für Salzburg, unter anderem wegen der erstmaligen Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League. "Wir müssen Fußball-Österreich möglichst positiv repräsentieren", sagte Marsch, der zuletzt eine Saison bei RB Leipzig als Assistent unter Ralf Rangnick gearbeitet hatte. "Die Königsklasse ist ein großer Auftrag. Aber die Motivation im Verein ist top. Die Mannschaft darf nur keine Angst haben und muss mutig sein."

Natürlich laste ein gewisser Druck auf seinen Schultern. "Es ist nicht so einfach für den Nachfolger von Marco Rose. Aber ich denke, dass man an die Mannschaft und das Umfeld glauben kann." Auf ein Duell mit dem Schwesternverein aus Leipzig hoffe er übrigens nicht. "Andere Gegner wären interessanter", sagte der mit einem Dreijahresvertrag ausgestattete Marsch, der als Vorbild heute Liverpool-Trainer Jürgen Klopp nannte. "Er hat eine gute Art und Weise, wie er mit der Mannschaft umgeht und kommuniziert."

An der Spielstrategie des Vereins wolle er festhalten. "Wir werden schnell und mutig spielen, mit Pressing und Gegenpressing, in jedem Moment", versicherte Marsch. Es sei nicht seine Absicht, zu kommen und alles zu verändern. "Ich will auf der Arbeit der vergangenen Jahre aufbauen, aber eine neue erfolgreiche Linie finden. Wichtig ist mir, ein gutes Umfeld für Entwicklung und Verbesserung zu schaffen."

Unterstützung bekommt Marsch künftig von Ex-Profi und -ÖFB-Teamspieler Franz Schiemer. Der Oberösterreicher, der zuletzt Manager der SV Ried in der Zweiten Liga war, verstärkt als weiterer Co-Trainer neben Rene Aufhauser und Tormanntrainer Herbert Ilsanker den Stab. Das gab der Club eingangs der Pressekonferenz bekannt. Die bisherigen Assistenten Alexander Zickler und Rene Maric hatten Salzburg nach der Bundesliga-Saison 2018/19 wie Rose Richtung Mönchengladbach verlassen.

Marsch: "Kann die Reaktion nachvollziehen"

Marsch wird seine Mannschaft erstmals am 24. Juni auf den Trainingsplatz führen. Und er bat heute auch jene Anhänger um eine Chance, die beim letzten Spiel gegen Sturm Graz ein Transparent mit der Aufschrift "Nein zu Marsch" entrollt hatten. "Ich kann das als erste Reaktion nachvollziehen. Sie kennen mich nicht und ich gelte als Leipziger. Aber ich bin Salzburger. Ich bin für unseren Verein hier - und unsere Fans."

Marsch verwies kurz auch auf eine Episode aus seiner Trainerzeit in der Major League Soccer. Als er im Jänner 2015 zum Chefcoach der New York Red Bulls bestellt wurde, löste er völlig überraschend den bis dahin erfolgreichsten Trainer in der Clubgeschichte ab. Vorgänger Mike Petke hatte die Red Bulls zu diversen Rekorden geführt. Der Ärger der Fans traf Marsch mit voller Wucht. "Da haben wir ein Treffen gehabt und alle waren böse auf mich", erzählte Marsch. Am Ende habe er aber alle Widerstände ausgeräumt - auch, weil er den erfolgreichen Weg fortsetzte.

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