SK-Rapid-Stürmer Aliou Badji: "China? Wollte das Angebot auf keinen Fall annehmen"

Aliou Badji: Der Rapid-Stürmer im Gespräch mit SPOX
© GEPA

Am Anfang war die Odyssee. Händeringend suchte der SK Rapid im Winter nach einem neuen Mittelstürmer. Zahlreiche Verhandlungen - etwa mit Sasa Kalajdzic (Admira), Andrés Vombergar (jetzt FK Ufa) und Maurides (mittlerweile in China) - verliefen im Sand. Und als es Spitz auf Knopf stand, präsentierte Sportdirektor Fredy Bickel zur allgemeinen Überraschung Djurgarden-Stürmer Aliou Badji.

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Der Transfer kam sozusagen aus heiterem Himmel und ergab sich auch für den SK Rapid irgendwie spontan. Zwar war der Name Badji schon länger auf der ominösen Liste mit potenziellen Stürmer-Kandidaten, jedoch musste der ein oder andere Dominostein in die richtige Richtung kippen, damit der Senegalese schließlich den Weg nach Hütteldorf fand.

"Wir haben Aliou bereits im Oktober beobachtet und eigentlich war schnell klar, dass eine Verpflichtung für uns ganz schwierig wird - außer Djurgarden verpokert sich", rekapituliert Bickel bei SPOX. "Bis Dezember war von einer Ablösesumme um die dreieinhalb Millionen Euro die Rede. Im Jänner haben wir gespürt, dass sie diese Summe nicht bekommen werden." Rapid hielt mit Badji den Kontakt aufrecht und als sich Ende Jänner herausstellte, dass die Schweden bereits einen Nachfolger verpflichtet hatten, wurde klar: Djurgårdens Idrottsförening hatte sich verkalkuliert.

Aliou Badji: Wechsel nach Amiens scheiterte knapp

Spricht man Badji auf den relativ chaotischen Jänner an, muss er ausholen. Frankreich, China, Türkei, Schweden, Österreich - der 21-Jährige wusste lange selbst nicht so recht, wo er künftig auf Torjagd geht. "Amiens, ein Klub aus der Ligue 1, bot vor dem Winter zwei Millionen Euro für mich - der Wechsel war kurz vor dem Abschluss. Aber dann kam ein großes Angebot aus China, das alles komplizierter machte", erinnert sich Badji im Gespräch mit SPOX.

Klischees entspricht Badji aber nicht und so war ein Wechsel des Kickers aus einfachen Verhältnissen in die wenig romantische Lotto-Liga nie ein Thema. "Ich wollte das Angebot auf keinen Fall annehmen. Man verdient in China zwar viel Geld, aber der Fußball gefällt mir dort nicht. Ich bin jung, ich habe es nicht eilig, um einen großen Vertrag zu bekommen", sagt Badji. "Natürlich, zugegebenermaßen spiele ich auch, um Geld zu verdienen. Aber ich habe mich trotzdem für den Fußball und gegen das Finanzielle entschieden. Ich habe Djurgarden gesagt: ‚Ich brauche das große Geld nicht, ich schaue auf meine Karriere.' Wäre das Angebot aus China nicht gekommen, würde ich jetzt in Amiens spielen."

Eine Entscheidung, die Djurgarden nicht schmeckte - die fette Ablösesumme glitt durch die Finger. Wenig später versuchte Galatasaray Istanbul aus der konfusen Situation Kapital zu schlagen. "Aber sie haben zu wenig geboten - mein Klub fühlte sich nicht respektiert und stoppte alle Gespräche", erklärt Badji. Schließlich war Rapid zur richtigen Zeit am richtigen Ort und bot kolportierte 1,5 Millionen Euro - laut manchem Insider sogar noch mehr - und fixierte den Transfer um rund 17:00 Uhr am letzten Tag der Transferperiode.

"Ich war immer zuversichtlich, dass der Wechsel klappt. Und sonst wäre ich im nächsten Transferfenster gekommen", sagt Badji, der im November erstmals von Rapids Interesse hörte. Druck verspürt Badji ob der knackigen Ablösesumme nicht: "Ich bin gläubiger Moslem und bin mir sicher, dass man sich seinen Platz im Leben nicht aussuchen kann. Ich glaube, dass mein Schicksal bereits beschlossen ist, alles passiert aus einem guten Grund. Rapid ist ein sehr guter Klub. Ich muss fokussiert bleiben, arbeiten, Tore schießen und dann kommen auch die großen Klubs in Europa wieder auf mich zu."

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© opta

Aliou Badji: "Österreich ist ein guter Schritt für mich"

"Österreich ist ein sehr guter Schritt für mich, die Umstellung von Schweden ist nicht groß", sagt Badji und verweist auf die Karriere von Landsmann Sadio Mane, der bei Red Bull Salzburg seine Fabel-Karriere startete und heute zu den besten Zanglern der Premier League zählt. Zwischen Stockholm und Wien lässt sich sportlich und kulturell kein extremer Kontrast erkennen - weit wilder erging es Badji im Jänner 2017. Damals wechselte der Teenager von Casa Sports im senegalesischen Ziguinchor (200.000 Einwohner, im Süden Senegals zwischen Gambia und Guinea-Bissau) nach Schweden.

"Es ist hart, wenn du deine Familie verlässt, gerade als Jugendlicher. Ich war es nicht gewohnt, allein zu leben. Die Kulturunterschiede waren spürbar. Es war sehr schwer, aber ich musste mich akklimatisieren, denn eine Rückkehr in den Senegal war nie eine Option", sagt Badji. Nachsatz: "Aber hey, ich leide ja nicht, sondern lebe ein gutes Leben." Auch von seinem ersten Karriere-Rückschlag ließ sich der Hüne nicht unterkriegen. Mit 17 Jahren absolvierte Badji ein Probetraining bei Girondins de Bordeaux. Neun Tage sollte er vorspielen, nach drei wurde er wieder heimgeschickt. "Ich war trotzdem zuversichtlich, dass ich den Sprung nach Europa schaffe".

Nach etwa zwei Monaten, sieben Spielen, 282 Einsatzminuten und einem Treffer klingt die Akklimatisierungsphase beim 16-fachen U20-Stürmer des Senegals sukzessive ab. Badji wohnt rund zehn Minuten vom Stadion entfernt und findet Wien mittlerweile "schöner als Stockholm". "Ich mag die Stadt, die Mannschaft und unsere Fans", sagt Badji, dem bewusst ist, dass hinter der Qualität seiner Auftritte noch große Fragezeichen stehen. "Ich will in dieser Saison noch mindestens fünf Tore schießen. Für den Anfang wäre das in Ordnung." Und sonst? "Ich will den Cup gewinnen und nächste Saison mit Rapid in der Europa League spielen."

Fredy Bickel: "Spätestens zur neuen Saison haben wir einen guten Stürmer"

Für Bickel verläuft die Integration seines Neuzugangs "neben dem Spielfeld sehr erfreulich". Auf dem Spielfeld sei Badji aber "noch zu ungeduldig. Er will zu viel und braucht insgesamt noch etwas. Aber diese Zeit bekommt er auch". Schon bei der Verpflichtung sei klar gewesen, dass Badji weniger eine Soforthilfe und mehr eine Perspektivlösung für die kommende Spielzeit darstellt: "Das war uns bewusst. Aliou ist in seiner Entwicklung noch nicht fertig, immerhin ist er noch nicht lange in Europa", sagt der Schweizer.

"Aber in Schweden haben mir alle die gleiche Auskunft gegeben: Er lernt unheimlich schnell, ist ein intelligenter Mensch und ein intelligenter Fußballer. Das hat uns das Gefühl gegeben, dass wir spätestens zur neuen Saison einen guten Stürmer haben."

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