Der opta-Bundesliga-Check: Wolfsberger AC

Von opta, SPOX Österreich
Christian Ilzer formte den WAC zur Sensationsmannschaft
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Am 23. Februar erwacht der WAC aus dem Winterschlaf. Noch vier Runden werden im Grunddurchgang absolviert, bis sich die Liga in Meistergruppe und Qualifikationsgruppe teilt. Vorab werfen opta und SPOX einen detaillierten Blick auf alle Teilnehmer. Wer sind die Schlüsselspieler? Was verraten die Daten? Worauf müssen die Trainer achten? Vor dem Heimspiel gegen den SCR Altach im Check: Der Wolfsberger AC.
 
 
 

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Der Trainer: Christian Ilzer

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Christian Ilzer formte in der Saison 2017/18 den TSV Hartberg zum Überraschungsteam der Ersten Liga. Die Steirer beendeten die Saison auf Rang zwei und stiegen damit in die Bundesliga auf. Ilzer zog es aber wieder weiter den Süden nach Wolfsberg, wo er als Co-Trainer von Heimo Pfeifenberger schon Erfahrung sammelte. Die Kärntner verfehlten mit dem vorletzten Platz ihre Ziele und suchten nach neuen Ansätzen.

Die Idee von Ilzer ist offensichtlich: Der Weizer setzt auf körperliche Spielweise, kompakte Arbeit gegen den Ball, Standardsituationen und auf gutes, direktes Spiel in Ballbesitz. Eine Stärke Ilzers ist es zudem, die Stärken seiner Spieler zu erkennen und ihnen passende Rollen zuzuteilen. In der Vorsaison war Dario Tadic der überragende Offensivakteur bei Hartberg, beim WAC ist es mit Michael Liendl ein völlig anderer Spielertyp.

Ilzer ist aktuell mit 1.5 Punkten pro Spiel der erfolgreichste WAC-Trainer der BL-Geschichte, allerdings fehlen ihm auf Kühbauer oder Pfeifenberger noch einige Spiele. Er setzt auf ein 4-4-2-System mit Raute im Mittelfeld. Diese Grundformation wechselte er in der Bundesliga nur gegen Rapid und Salzburg, als sich Ilzer für ein 4-3-2-1-System entschied.

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Die Offensive

Der WAC spielte im Herbst einen sehr direkten Fußball. Der Fokus lag darauf, so schnell wie möglich weit weg vom eigenen und im Idealfall vor das gegnerische Tor zu kommen. Der WAC spielte die wenigsten Pässe im eigenen Verteidigungsdrittel, dafür anteilig die meisten in der gegnerischen Hälfte (62% der Pässe). Das lag auch daran, dass die Wolfsberger 612 lange Bälle spielten - Höchstwert in der Bundesliga.

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Die Ballstafetten des WAC dauerten in dieser Saison im Schnitt nur 6.3 Sekunden. Dieser Wert wurde nur vom LASK und St. Pölten unterboten. Dafür spielten die Kärntner den Ball im Schnitt um zwei Meter nach vorne. Nur der SKN war im eigenen Ballbesitz noch stärker darauf bedacht, den Ball zügig nach vorne zu befördern (2.2 Meter pro Ballstafette). Ilzer ist darauf fokussiert, dass eine Mannschaft kompakt steht. Im Herbst standen die äußersten Spieler der Kärntner im Ballbesitz nur 24 Meter auseinander, nur die Spieler der St. Pöltner standen enger zusammen.

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Die Wolfsberger kamen im Herbst nur zu sechs sogenannten "Build-up-Attacks". Das sind Ballstafetten mit zehn oder mehr Pässen, die in einem Abschluss oder einer Ballaktion im gegnerischen Strafraum enden. Das ist der Tiefstwert aller Mannschaften. Insgesamt 70 Mal hielten die Kärntner den Ball für zehn oder mehr Pässen in den eigenen Reihen - der drittniedrigste Wert. Diese Zahlen bestätigen, dass der WAC unter Ilzer sehr schnell nach vorne spielt und keine klassische Ballbesitzmannschaft ist.

Eine der größten Offensivstärken des WAC ist das Kopfballspiel. Die Kärntner erzielten die meisten Kopfballtreffer (9) und gaben ligaweit die meisten Schüsse per Kopf (64) ab. Nicht nur bei ruhenden Bällen kam diese Stärke im Herbst zur Geltung. Immerhin vier der neun Kopfballtreffer wurden aus dem laufenden Spiel erzielt.

Die Defensive

Der WAC blieb in dieser Saison in sieben von 18 Spielen ohne Gegentor, nur St. Pölten spielte häufiger zu null (9 Mal). Die Wolfsberger präsentierten sich in der Defensivarbeit sehr aktiv und attackierten die Gegenspieler früh. Schon in Hartberg bewies Christian Ilzer, dass er sehr gute Pressing-Mannschaften entwickeln kann. Der WAC eroberte in dieser Saison 83 Bälle 40 Meter oder näher zum gegnerischen Tor. Nur Salzburg und der LASK hatten mehr hohe Balleroberungen. Die Abläufe beim Umschalten von Defensive in die Offensive haben die Wolfsberger Spieler schon verinnerlicht. Sie kamen 25-mal im Anschluss an hohe Ballgewinne zum Abschluss - Liga-Topwert!

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Die Intensität im Spiel gegen den Ball ist sehr hoch, wie auch folgende Zahlen bestätigen:

  • 299-mal wurden die Gegner angepresst - Platz 3
  • 283 gegnerische Pässe wurden abgefangen - Platz 4
  • 131 Balleroberungen - Platz 2

Dadurch kamen die Gegner auch selten zum Abschluss. 197 gegnerische Schüsse waren die drittwenigsten und wurden nur von Tabellenführer Salzburg (141) und dem Tabellenzweiten LASK (159) unterboten. 25 Gegentore entsprachen dem Ligaschnitt, es hätten allerdings sogar weniger sein müssen. Laut dem Expected-Goals-Modell kassierte der WAC sieben Gegentore mehr, als aufgrund der gegnerischen Chancen zu erwarten waren. Im Herbst war das die größte Differenz aller Bundesliga-Teams.

Die Schlüsselspieler

Michael Liendl

Der 33-jährige Michael Liendl war im Herbst wohl der wichtigste Offensivspieler seines Teams. Er war an 55% der Tore seiner Mannschaft direkt beteiligt. Ligaweit erreichte kein anderer Spieler einen so hohen Anteil. Mit 16 Scorer-Punkten geht Liendl als Führender dieser Wertung in das Frühjahr. Mit neun direkten Torvorlagen war er zudem im Herbst der ligaweit beste Vorbereiter. Liendl war in allen 18 Saisonspielen im Einsatz und lieferte dabei 55 Schussvorlagen ab - Ligahöchstwert. Mit 1.322 Ballaktionen hatte er beim WAC am häufigsten seine Beine im Spiel. Ligaweit lag Liendl damit hinter Schwab, Ramalho und Ulmer auf dem vierten Platz.

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Wie wichtig Liendl für sein Team ist, zeigen außerdem seine Beteiligungen an den Ballstafetten. 112 solcher Ballstafetten mit Liendl-Beteiligung endeten mit einem Torabschluss - Ligahöchstwert.

Mario Leitgeb

In der Raute des 4-4-2 spielte Mario Leitgeb im Herbst den Part des Sechsers vor der Abwehr. In 17 von 18 Spielen kam er zum Einsatz und überzeugte dabei nicht nur mit Konstanz, sondern auch mit Torgefahr. Er erzielte im Herbst fünf Saisontore und ist damit der drittbeste Torschütze bei den Kärntnern. Mit vier Kopfballtoren ist er der gefährlichste Kopfballspieler der Bundesliga.

Zu seinen Hauptaufgaben auf seiner Position zählt die Passqualität. Leitgeb brachte 81% seiner Pässe zum Mitspieler - nur Bernd Gschweidl mehr. Dazu kamen 41 abgefangene Bälle, was nur von Michael Novak und Michael Sollbauer (je 42) übertroffen wurde. Außerdem gewann der 30-Jährige 62% seiner Zweikämpfe. Beim WAC hat nur Manfred Gollner eine höhere Quote (64%).

 

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