Der Opta-Bundesliga-Check: TSV Hartberg

Von SPOX Österreich/Opta
Markus Schopp
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Am 22. Februar erwacht die Bundesliga aus dem Winterschlaf. Noch vier Runden werden im Grunddurchgang absolviert, bis sich die Liga in Meistergruppe und Qualifikationsgruppe teilt. Vorab werfen Opta und SPOX einen detaillierten Blick auf alle Teilnehmer. Wer sind die Schlüsselspieler? Was verraten die Daten? Worauf müssen die Trainer achten? Heute unter der Lupe: Der TSV Hartberg.
 
 

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Der Trainer: Markus Schopp

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Markus Schopp übernahm den Aufsteiger TSV Hartberg im Sommer als Nachfolger vom zum WAC abgewanderten Christian Ilzer. Schopp bestritt seine ersten sechs Spiele als Bundesliga-Trainer als Interimstrainer bei Sturm, damals mit nur einem Sieg und fünf Niederlagen. Zwischendurch arbeitete der ehemalige Nationalspieler als Co-Trainer beim SKN St. Pölten.

Nachdem seine erste Zeit als Bundesliga-Trainer nicht nach Plan verlief, stand Schopp beim Abstiegskandidaten Nummer eins unter Druck. Schnell war klar, dass Schopp bei Hartberg viel Wert auf das Umschalten nach Ballgewinnen legt. Er setzte dabei stets auf Systeme mit einer Viererkette und schickte sein Team zumeist im 4-2-3-1, 4-3-3 oder im 4-4-2 auf das Feld. Schopp setze dabei auf folgende Stärken seiner Spieler: Im Tor stand mit Rene Swete ein Torhüter, der auf der Linie sehr stark ist. Mit Huber/Rotter und Siegl gab es einen zweikampfstarken und einen spielstarken Innenverteidiger. Rasswalder und meist Blauensteiner besetzten die Außenverteidigerpositionen. Im Zentrum spielten mit Ljubic und Diarra oft zwei Ballgewinner, davor war mit Rajko Rep ein wirklicher Umschaltspieler positioniert. Auf den Flügeln setze Hartberg auf schnelle Leute (Flecker, Sanogo, Kröpfl). Im Sturmzentrum kam meist Dario Tadic zum Einsatz.

Trotzdem zeigte sich Hartberg auch im Spielaufbau modern, spielte häufig von hinten heraus und musste so auch den ein oder anderen Gegentreffer hinnehmen. Schopp versuchte seiner Mannschaft in allen Spielphasen ein modernes Gesicht und eine klare Idee zu geben. Deshalb musste der Trainer seine Stammelf schnell finden, nur 18 Spieler kamen in den 18 Spielen von Beginn an zum Einsatz - bei keinem Team waren es weniger. Mit Jürgen Heil, Kresimir Kovacec und Marcel Holzer waren drei Spieler ausschließlich als Einwechselspieler im Einsatz.

Offensive

Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als wäre Hartberg eine reine Umschaltmannschaft: Die Oststeirer legten Wert auf ein gepflegtes Kurzpassspiel. Die Mannschaft von Markus Schopp spielte 48.6% der Pässe in der eigenen Hälfte, das ist Höchstwert in der Bundesliga. Allerdings wurden 556 Fehlpässe in der eigenen Hälfte gespielt, was ebenfalls den Spitzenwert darstellt. 22.9% der Pässe spielten die Hartberger sogar im eigenen Verteidigungsdrittel (Top in der Liga), was unter anderem zeigt, dass die Steirer über einen gepflegten Spielaufbau verfügen. Mit einer Passgenauigkeit von 75% liegt Hartberg hinter den "großen Vier" (Salzburg, Rapid, Sturm und Austria) auf dem 5. Rang.

Das Problem der Hartberger lag darin, dass im Spielaufbau viele Fehler passierten, die dem Gegner das Tore schießen leicht machen. So hatte Hartberg 98 Ballverluste innerhalb von 40 Metern vor dem eigenen Tor - Höchstwert. Aus diesen Ballverlusten kassierten die Oststeirer sechs Gegentore - ebenfalls Höchstwert. Zwar kreierten die Hartberger durch ihren Spielaufbau auch einige Möglichkeiten, aber 6 Gegentore nach Ballverlusten nahe am eigenen Tor, sind zu viel.

Gegentore nach Ballverlusten <40 Meter vor dem eigenen Tor

TSV Prolactal Hartberg

6

CASHPOINT SCR Altach

4

FK Austria Wien

2

SV Mattersburg

2

SK Rapid Wien

2

RZ Pellets WAC

2

spusu SKN St. Pölten

1

SK Puntigamer Sturm Graz

1

FC Wacker Innsbruck

0

FC Flyeralarm Admira

0

LASK

0

FC Red Bull Salzburg

0

Der geduldige Spielaufbau machte sich für Hartberg bezahlt. 144 Abschlüsse hatten die Hartberger aus dem Spiel heraus. Nur Salzburg (201) und der WAC (146) gaben mehr Schüsse aus dem laufenden Spiel ab. Diese Zahl zeigt, wie attraktiv der Fußball der Hartberger in diesem Herbst war. 83 Ballstafetten der Hartberger bestanden aus 10 oder mehr Pässen, das ist ligaweit Rang sechs und für einen Aufsteiger mit Stärken im Umschaltspiel ein durchaus beachtlicher Wert. Trotzdem hat die Mannschaft von Markus Schopp keinen Topwert in Sachen Ballbesitz, weil die Zielstrebigkeit nicht abhanden kommen soll. Pro Ballstafette hatte Hartberg im Schnitt einen Raumgewinn von 14.1 Metern, dieser Wert wird nur von Salzburg überboten (16.1 Meter).

Das Umschalten nach Ballgewinn ist vor allem aus einem defensivtaktischen Blickwinkel zu sehen, da der Ballgewinn der entscheidende Faktor ist. Gerade Konter sind in der Offensive eines der beliebtesten Stilmittel und auch eine große Stärke des TSV Hartberg. 41 Angriffe der Hartberger begannen mit einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte und endeten mit einem Abschluss oder einer Ballaktion im gegnerischen Strafraum. Diesen Wert erreichten sonst nur Salzburg und Sturm, kein Team hatte mehr solcher sogenannten "Direct Attacks".

Defensive

Der TSV Hartberg verkörpert wie kaum ein anderes Team die Idee eines modernen Umschaltteams. Der Ballgewinn steht im Zentrum der Spielidee von Markus Schopp. Im Schnitt wurden pro Spiel 62 Bälle erobert, nur von Salzburg (68) und dem WAC (63) mehr. Dazu kamen 16 abgefangene Pässe pro Spiel, das wurde nur von der Admira überboten (17).

Dabei setzte Hartberg nicht unbedingt auf ein aggressives Angriffspressing, sondern ließ den Gegner gerne auch mal kommen. Die Steirer spielten die meisten Angriffe in dieser Saison, die mit einem Ballgewinn im eigenen Verteidigungsdrittel begannen. Im Fokus stand, wie für Umschaltteams üblich, das schnelle Abschließen der Gegenangriffe. So gab Hartberg anteilig die meisten Schüsse von außerhalb des Strafraums ab (46%).

Ein weiteres Indiz, dass die Hartberger lieber aus einem Mittelfeldpressing agierten, ist die geringe Anzahl an hohen Ballgewinnen (40 Meter oder näher zum Gegentor). Das gelang den Hartbergern 53-mal - nur St. Pölten (43) seltener. Zudem pressten die Hartberger nur 187 Ballstafetten des Gegners (wie der SKN) - kein Team weniger. So kam der Gegner häufig in die Nähe des Tores der Hartberger, die Steirer ließen die meisten gegnerischen Schüsse aller Teams zu (310).

Hartberg definierte sich gegen den Ball als kompaktes Team, das den Gegner in Ruhe aufbauen lässt und dann versucht den nach Ballgewinnen vorhandenen Raum zu attackieren. Mit Rajko Rep haben die Steirer im Sommer einen hervorragenden Umschaltspieler verpflichtet, der diese Konterangriffe immer wieder mit seinen Tempodribblings vorantrieb. Danach kam er entweder selbst zum Abschluss (6 Tore) oder er lieferte die Vorlagen (6 Assists). Ein typisches Hartberg-Tor fiel am 27. Oktober beim 2-0-Sieg gegen den SK Sturm. Nach einem Ballgewinn am eigenen Strafraum wurde über Rep, der sich im linken Halbraum befand, gekontert. Dieser konnte den Angriff nach einem Tempodribbling selbst abschließen.

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Schlüsselspieler

Rene Swete

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Hartberg stand in dieser Saison nicht immer sattelfest und kassierte mit 37 Gegentoren die zweitmeisten Tore aller Teams (Admira 38). Trotzdem war mit Rene Swete der Torhüter einer der Leistungsträger in diesem Herbst. Er stand in 16 Spielen in der Startelf und wehrte 69 Schüsse des Gegners ab - Ligahöchstwert. Hartberg ließ in dieser Saison 61 Großchancen zu - Höchstwert. Allerdings konnte Swete 20 davon zunichtemachen - ebenfalls Höchstwert. Laut dem "Expected-Goals-Against-Rankings" hätte Swete 3 Tore mehr bekommen müssen, als er es tatsächlich getan hat. Nur Riegler und Strebinger schnitten in dieser Wertung noch besser ab.

Swete zeigte zudem auch sein modernes Torhüterspiel und konnte 11-mal als Libero hinter seiner Abwehr den Ball ablaufen. Das zeigt sein aktives Mitspielen und die hohe Positionierung im eigenen Ballbesitz.

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Rajko Rep

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Im Sommer gab es für Hartberg nach dem Aufstieg einen großen Umbruch. Viele Leistungsträger verließen nach dem 2. Platz in der Ersten Liga den Klub, einige neue kamen dazu. Einer der wichtigsten Neuzugänge für Hartberg war sicherlich Rajko Rep, der von Beginn an das Heft in die Hand nahm. Rep sammelte in 18 Spielen 12 Scorerpunkte, nur Michael Liendl (16) mehr. Gerade für das Spiel der Hartberger ist der 28-Jährige ein wichtiger Faktor. Rep hat seine Stärken im Umschaltspiel und dabei speziell in den Dribblings. Rep hatte in dieser Saison 16 sogenannte "Carries" über größere Distanzen, die mit einem Torschuss endeten - Ligahöchstwert. Unter Carries an sich versteht man Aktionen, die vom Erhalt eines Passes bis zur nächsten Event-Aktion gehen. Rep versteht es mit dem Ball am Fuß Räume zu überwinden und in gute Positionen zu kommen.

Zudem zeigte sich Rep in dieser Saison extrem effektiv. Er war an 44% der Tore der Hartberger direkt beteiligt, dieser Wert wird nur von WAC-Spielmacher Michael Liendl und von Rapid-Akteur Christoph Knasmüllner übertroffen. Liendl trat bei den Wolfsbergern allerdings auch alle Standards, was natürlich von Vorteil ist.

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